• 07.04.2006 11:21

Trulli: "Das Glück wird sich auch wieder wenden"

Der Toyota-Pilot lässt die ersten drei Saisonrennen noch einmal vor dem geistigen Auge ablaufen und äußerst sich für die Zukunft doch recht zuversichtlich

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Welche Fortschritte habt ihr beim Auto seit Bahrain erreichen können?"
Jarno Trulli: "Die Fortschritte waren positiv. Das Problem ist auch gar nicht so sehr das Auto, sondern wie das Auto mit den Reifen arbeitet. In Bahrain war die Streckentemperatur niedriger als erwartet, daher bekamen wir nicht genug Hitze in den Reifen, damit sie in ihrem Arbeitsfenster waren. Wenn das passiert, dann hat man keinen Grip. Man kann aber nicht einfach sagen, dass es das Auto war. Das hängt alles zusammen."

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli möchte sein Punktekonto nun in seiner italienischen Heimat eröffnen

Frage: "Was habt ihr getan, um Verbesserungen zu erzielen?"
Trulli: "Zwischen Malaysia und Australien flogen wir nach Europa zurück und haben mit Bridgestone in Paul Ricard getestet. Wir hatten gehofft, eine Lösung gefunden zu haben und in Australien sahen wir schon viel besser aus."#w1#

Frage: "Magst du die Strecke im Albert Park?"
Trulli: "Ich mag die Atmosphäre in Australien, die freundlichen Menschen. Im Albert Park scheint es für mich auch immer gut zu laufen, auch wenn ich nicht viel Glück hatte. So war es auch diesmal."

Trulli trauert dem Qualifying nach

Frage: "Was passierte bei dir im Qualifying, denn deine Pace sah ja sehr gut aus?"
Trulli: "Wir waren in einer viel besseren Form. Das Auto fühlte sich gut an, ich war zuversichtlich, mich unter den Top-5 zu qualifizieren, was wir im vergangenen Jahr schon so häufig erreicht hatten. Im neuen Qualifyingformat gerät man aber immer in Verkehr, man muss versuchen, eine saubere Runde zu erwischen. Besonders schlimm ist es, wenn die Sitzung abgebrochen wird, was in Australien passierte, denn dann gibt es ein verrücktes Gedrängel und es wird zur Lotterie. Aber das war gar nicht meine Sorge, da hatte ich weit mehr Probleme."

"Solche Dinge verstehe ich einfach nicht." Jarno Trulli

Frage: "Warum hast du an der dritten Session, für die du dich ja qualifiziert hast, nicht teilgenommen?"
Trulli: "Das Qualifying war ein Desaster für mich. Die Pace war gut, in der ersten Session war ich Viertschnellster, im zweiten Durchlauf Siebter. Das Problem war, dass wir ein kleines Elektronikproblem in der ersten Session hatten, wodurch der fünfte Gang in Mitleidenschaft gezogen wurde. Am Ende der zweiten Session, als ich wieder auf dem Weg an die Box war, war er dann ganz kaputt. Nachdem ich einige Trümmerteile getroffen hatte, war auch eine Endplatte meines Heckflügels gebrochen. Es war unwahrscheinlich, dass ich besser als auf Rang zehn abgeschnitten hätte, also entschieden wir, dass ich im letzten Teil nicht fahren würde. So hatten wir bei der Rennstrategie mehr Möglichkeiten."

Frage: "Dein Unfall mit David Coulthard hat diese Vorteile aber ruiniert, nicht wahr?"
Trulli: "Ja, genau. In Melbourne passieren in der ersten Runde immer viele Zwischenfälle, denn die erste Kurve ist sehr eng und das Gripniveau ist auch relativ niedrig. Ich habe Coulthard in Kurve drei überholt, wurde etwas hinausgetragen und er konnte wieder an mir vorbeiziehen. Auf der Geraden fuhr er etwas Zickzack, aber ich war klar innen, als wir in die Bremszone von Kurve sechs kamen. Es sah so aus, als wüsste er gar nicht, dass ich da bin, er lenkte einfach ein. Er landete im Kies und bei meinem Auto war die Hinterradaufhängung durch den Einschlag kaputt, mein Rennen war vorbei. Solche Dinge verstehe ich einfach nicht."

Frage: "Du hattest also Pech im Qualifying und Pech im Rennen, darüber hinaus fühltest du dich auch nicht wohl, nicht wahr?"
Trulli: "Ja. Kurz nachdem ich in Australien ankam, hatte ich alle Symptome einer Erkältung. Ich fühlte mich leicht fiebrig. Vielleicht habe ich mir das durch eine Klimaanlage bei den vielen Flügen eingefangen, aber geholfen hat es sicher nicht. Dann hat der Arzt bei Toyota auch noch eine Ohrinfektion diagnostiziert und mir empfohlen, erst später wieder nach Hause zu fliegen. Ein glückliches Wochenende war es nicht."

In Imola möchte der Italiener zurückschlagen

Jarno Trulli

Trulli kam in Australien nur bis zu Kurve sechs, dann war sein Rennen vorbei Zoom

Frage: "Vermutlich wirst du dich auch deswegen auf Imola freuen."
Trulli: "Ja, wenn ich dann zu Hause bin! Die ersten drei Rennen können etwas schwierig sein, denn man ist weit von Zuhause weg und es ist schwierig, Fortschritte mit dem Auto zu machen. Aber wir haben dennoch produktiv mit Bridgestone gearbeitet und vor Imola sind nun drei Wochen Pause. Das wird uns die Gelegenheit geben, zwei weitere Testfahrten einzuschieben und die Ergebnisse aus Melbourne zu bestätigen. Auch bei den kommenden beiden Rennen in Imola und am Nürburgring erwarten wir relativ niedrige Temperaturen."

Frage: "Ist der Motivationsschub durch den dritten Platz von Ralf Schumacher groß?"
Trulli: "Ich freute mich sehr für die Jungs im Rennteam und alle in der Fabrik, denn im Winter haben sie sehr große Anstrengungen unternommen. In Bahrain haben wir schwach angefangen, die Gründe dafür habe ich schon genannt. Auch wenn niemand gedacht hatte, dass das unser wahres Leistungsniveau ist, so ist es immer schön, eine gute Leistung zu bringen und die Fähigkeiten des Autos zu zeigen. Das Ziel war es, in diesem Jahr um einen Sieg zu kämpfen, Ralfs Podestplatz ist ein erster Schritt auf diesem Weg."

"Mit unserer Pace in Melbourne war ich viel zufriedener und vor der Europasaison war das ein guter Moralschub für das gesamte Team. Ich hatte nicht vor, nach den ersten drei Rennen ohne Punkte wieder zurückzukommen, aber ich wurde in den vergangenen beiden Rennen abgeschossen. Im Malaysia kam ich nicht in die Punkte, da mich Vitantonio Liuzzi in der ersten Kurve von hinten traf, und nach der Kollision mit Coulthard in Melbourne sammelten wir wieder keine Zähler. Irgendwann wird sich das Glück auch wieder wenden. Ich hoffe, dass das schon in meinem Heimatland, in Imola passiert."