Trotz Bonus: McLaren offen für gerechteres Finanzmodell

McLarens Sportchef Zak Brown hat sich für eine gerechtere Einkommensstruktur in der Formel 1 ausgesprochen, obwohl auch sein Team von Bonuszahlungen profitiert

(Motorsport-Total.com) - 180 Millionen Dollar für Ferrari, 19 Millionen Dollar für Haas: In kaum einem anderen Sport werden die zentral ausgeschütteten Gesamteinnahmen so ungerecht verteilt wie in der Formel 1. Während einige Teams von Rechteinhaber FOM fette Bonuszahlungen kassieren, kämpfen andere Rennställe um das Überleben. McLaren hat sich nun offen für eine gerechtere Verteilung ausgesprochen, obwohl man selbst von Bonuszahlungen profitiert.

Titel-Bild zur News: Zak Brown

Zum Wohl der Formel 1: McLaren würde auf Bonuszahlungen verzichten Zoom

"Wir sind bereit, kurzfristige Opfer zugunsten des langfristigen Wohls der Formel 1 zu bringen", betont Sportchef Zak Brown, der die Königsklasse als Nummer-1-Priorität sieht. "Und McLaren ganz knapp dahinter", wie er sagt. Zwar soll es laut dem Briten keine gänzlich gleiche Einkommensstruktur geben, doch derzeit sei diese "verglichen mit anderen Sportarten viel zu weit aus der Balance." Und dadurch würden auch die einseitigen Resultate zustande kommen.

In den vergangenen viereinhalb Jahren konnten mit Mercedes, Ferrari und Red Bull lediglich drei Teams Siege einfahren - und zufällig stehen diese Teams auch mit Abstand an der Spitze der Geldrangliste. Ferrari bekommt 2017 180 Millionen Dollar ausgeschüttet, Mercedes 171, Red Bull 161. McLaren auf Rang vier liegt mit 97 Millionen Dollar schon deutlich dahinter.

Das Problem sind nicht die erfolgsabhängigen Zahlungen, die zwischen 62 (Platz 1) und 13 Millionen (Platz 10) liegen, sondern die mit Bernie Ecclestone ausgehandelten Bonuszahlungen. So profitiert Ferrari jährlich von Zusatzeinnahmen in Höhe von 103 Millionen Dollar, Mercedes und Red Bull sind mit 74 Millionen ebenfalls reich beschenkt. McLaren bekommt immer noch 30 Millionen, Williams für seine langjährige Zugehörigkeit zehn Millionen - der Rest geht in dieser Hinsicht leer aus.

"Strecken gehen pleite, Teams gehen pleite - und auf der anderen Seite werden einige Leute steinreich", ärgert sich Brown und fordert: "Die Armen müssen zumindest in der Lage sein, überleben zu können. Dein Franchise muss zumindest etwas wert sein, und du solltest die Möglichkeit haben, nach vorne zu kommen", so der Brite.

Das hat in den jüngeren Jahren nicht funktioniert, wie sich am Beispiel der 2010 neu eingestiegenen Teams Caterham (damals Lotus), Marussia (damals Virgin) und HRT zeigt. Drei Punkte holten alle drei Rennställe zusammen, alle drei gingen pleite. Mit Sauber oder Force India werden auch weitere Teams immer wieder an den finanziellen Abgrund geholt. "In dieser Zeit müssen wir zusammenarbeiten, damit der Sport wächst", sagt Brown.


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Das Problem ist, dass das aktuelle Concorde-Agreement erst im Jahr 2020 ausläuft. Bis dahin sind die aktuellen Strukturen noch vertraglich festgelegt. Erst danach kann über neue Einkommensvarianten mehr Fairness in den Sport gebracht werden. Fraglich ist jedoch, ob Teams wie Ferrari ihren Bonus freiwillig hergeben möchten. Brown hat dafür seine eigene Antwort: "Ich bezweifle es."