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Trio-Titelkämpfe in der historischen Betrachtung
Neunmal kämpfte beim Saisonfinale ein Trio um den Titel, fünfmal jubelte ein Verfolger - wir blicken zurück auf die spannendsten Titelkämpfe in der Formel 1
(Motorsport-Total.com/sid) - Ein Fall für Drei: Vor dem WM-Showdown zwischen Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen am Sonntag in Sao Paulo wurde die Formel-1-Weltmeisterschaft seit ihrer Einführung 1950 schon neunmal im letzten Rennen zwischen drei Fahrern entschieden. "Rekordhalter" ist der Brasilianer Nelson Piquet, der gleich dreimal beteiligt war und zweimal triumphierte - jeweils als Verfolger. Insgesamt wurde der Spitzenreiter fünfmal noch abgefangen.

© Schlegelmilch
1986 setzte sich Alain Prost (hier vor Nigel Mansell) durch
Beim Showdown der ersten Formel-1-Saison hatten der Argentinier Juan Manuel Fangio sowie die Italiener Luigi Fagioli und Giuseppe Farina noch Chancen auf den Premieren-Titel. Die "drei großen F" fuhren alle für Alfa Romeo.#w1#
Da nur die besten vier der sieben Rennen in die Wertung kamen, war Fagioli Außenseiter, da er vor dem letzten Rennen in Monza schon viermal Zweiter war und sich mit einem Sieg nur noch um zwei Zähler hätte verbessern können. Platz drei ließ ihn auch in der Gesamtwertung auf Rang drei abrutschen.
Favorit Fangio verlor den Titel durch viel Pech. Erst stoppte ihn ein Getriebeschaden, nach dem Umstieg ins Auto von Piero Taruffi streikte der Motor, und nicht nur in Argentinien machten Gerüchte von Sabotage die Runde. Farina nutzte das Pech des Teamkollegen, der nur einen Punkt für die schnellste Runde bekam, und holte mit seinem dritten Saisonsieg den Titel.
WM-Endstand: 1. Giuseppe Farina 30 Punkte (vor dem Rennen 22), 2. Juan Manuel Fangio 27 (26), 3. Luigi Fagioli 24 (24)
28. Oktober 1951: Großer Preis von Spanien in Pedralbes
Auch im zweiten Jahr der Formel 1 hatten, zumindest theoretisch, noch drei Fahrer Chancen auf den WM-Titel: Fangio reiste mit 27 Zählern als Spitzenreiter an, Alberto Ascari hatte nur zwei Zähler weniger. Jose Froilan Gonzalez hatte 21 Punkte auf dem Konto. Er konnte jedoch auch mit Maximalpunktzahl (8 für einen Sieg und 1 Punkt für die schnellste Rennrunde) nur mit Fangio gleichziehen. Hätte in diesem Fall aber einen Saisonsieg mehr gehabt.
Grund war die Zählweise 1951. Der Endstand wurde durch die vier besten Einzelergebnisse ermitteln, alle anderen Ergebnisse wurden nicht beachtet. Ascari hatte dabei zu Beginn noch gute Chance, denn von der Pole Position aus gestartet führte er das Rennen drei Runden lang an. Am Ende aber gewann Fangio souverän den Spanien-Grand-Prix und den Titel. Gonzalez wurde Zweiter, Ascari fiel mit Reifenproblemen bis auf den vierten Rang zurück.
WM-Endstand: 1. Juan Manuel Fangio 31 Punkte (vor dem Rennen 27), 2. Alberto Ascari 25 (25), 3. Jose Froilan Gonzalez 24 (21)
12. Dezember 1959: Großer Preis der USA in Sebring
Der Australier Jack Brabham kam mit deutlichem Vorsprung vor seinem britischen Teamkollegen Stirling Moss (beide Cooper) und dessen Landsmann Tony Brooks (Ferrari) nach Sebring. Aufgrund der Streichresultate - fünf von neun Rennen wurden gewertet - hätte er seinen Punktestand aber nur mit Rang zwei noch verbessern, Brooks und Moss dagegen voll punkten können.
Als Moss mit technischen Problemen zum wiederholten Mal ausfiel, konnte nur noch Brooks Brabham gefährlich werden. Als der Cooper des Australiers einen Kilometer vor dem Ziel plötzlich ohne Benzin ausrollte, schob ihn Brabham unter den Anfeuerungsrufen der Fans bis ins Ziel und rettete damit Rang vier. Ein legendärer Kraftakt, der letztlich aber gar nicht nötig gewesen wäre, denn Brooks, der das Rennen hätte gewinnen müssen, wurde nur Dritter.
WM-Endstand: 1. Jack Brabham 31 (31), 2. Tony Brooks 27 (23), 3. Stirling Moss 25,5 (25,5)
25. Oktober 1964: Großer Preis von Mexiko in Mexiko-Stadt
Der britische BRM-Pilot Graham Hill führte vor dem Saisonfinale in Mexiko-Stadt die WM-Wertung mit fünf bzw. neun Punkten Vorsprung vor seinen Landsleuten John Surtees (Ferrari) und Jim Clark (Lotus) an.
Wegen der Streichresultate (sechs von zehn Rennen) hätte er sich aber nur noch verbessern können, wenn er mindestens Dritter geworden wäre. Was er im Rennen auch war, bis ihn Ferrari-Pilot Lorenzo Bandini von der Strecke rammte.
Jetzt lag Clark, der vom Start weg geführt hatte, auf WM-Kurs, bis er in der letzten Runde wegen Ölverlustes liegenblieb und nur noch als Fünfter gewertet wurde. Hilflos musste er mitansehen, wie eine Teamorder von Teambesitzer Enzo Ferrari ihn noch den Titel kostete. Bandini überließ Surtees Rang zwei, so dass der frühere Motorrad-Pilot als erster und bis heute einziger Rennfahrer Weltmeister auf zwei und vier Rädern wurde.
WM-Endstand: 1. John Surtees 40 (34), 2. Graham Hill 39 (39), 3. Jim Clark 32 (30)
3. November 1968: Großer Preis von Mexiko in Mexiko-Stadt
Graham Hill kam erneut als Spitzenreiter nach Mexiko. Obwohl bereits nach wenigen Runden ein Halteseil am Heckflügel seinen Lotus gerissen war, fuhr Hill zum Sieg und seinem zweiten Titel nach 1962.
Sein zunächst mit ihm um die Spitze kämpfender schärfster Rivale Jackie Stewart (Schottland) war wegen Motorproblemen an seinem Matra zurückgefallen und am Ende nur Siebter geworden. Der dritte Titelkandidat, der Neuseeländer Denis Hulme im McLaren, war schon frühzeitig durch einen Unfall ausgeschieden.
WM-Endstand: 1. Graham Hill 48 (39), 2. Jackie Stewart 36 (36), 3. Denis Hulme 33 (33)
6. Oktober 1974: Großer Preis der USA in Watkins Glen
Der Brasilianer Emerson Fittipaldi im McLaren und der Schweizer Clay Regazzoni im Ferrari waren vor dem Showdown punktgleich. Der Südafrikaner Jody Scheckter musste bei sieben Zählern Rückstand auf Patzer der beiden Rivalen hoffen, fiel aber selbst in der 45. von 59 Runden aus.
Fittipaldi setzte sich im direkten Duell mit Regazzoni schon früh im Rennen durch und machte mit Platz vier seinen zweiten WM-Triumph perfekt, während der Schweizer nach Problemen an der Vorderachse nur Platz elf belegte. Fittipaldi widmete den Titel dem im Rennen tödlich verunglückten Österreicher Helmut Koinigg.
WM-Endstand: 1. Emerson Fittipaldi 55 (52), 2. Clay Regazzoni 52 (52), 3. Jody Scheckter 46 (45)
17. Oktober 1981: Großer Preis der USA in Las Vegas
Der Argentinier Carlos Reutemann kam nach zwischenzeitlichen 17 Punkten Vorsprung nur mit einem Zähler mehr als der Brasilianer Nelson Piquet nach Las Vegas, wo das WM-Finale auf dem Parkplatz (!) des Luxus-Hotels Caesar's Palace ausgetragen wurde.
Weil er bei seinem Sieg im zweiten Rennen des Jahres den Nummer-1-Status von Titelverteidiger Alan Jones (Australien) ignoriert hatte, verweigerte ihm das Williams-Team in der Folgezeit oft die Unterstützung, was ihn zahlreiche Punkte kostete. In Vegas holte er zwar die Pole Position, zeigte danach aber ein ganz schwaches Rennen und wurde nur Achter.
Weil auch der dritte Titelkandidat Jacques Laffite (Frankreich) im Ligier nicht über Rang sechs hinauskam und in der WM-Wertung noch auf Rang vier zurückfiel, reichte Piquet im Brabham Platz fünf zum Titel.
WM-Endstand: 1. Nelson Piquet 50 (48), 2. Carlos Reutemann 49 (49), ... 4. Jacques Laffite 44 (44)
15. Oktober 1983: Großer Preis von Südafrika in Kyalami
Auch den zweiten seiner drei WM-Titel gewann Nelson Piquet in einem Dreier-Finale, in das er nur als Zweitplatzierter gegangen war. Zwei Punkte lag er hinter dem Franzosen Alain Prost, der sich in der Endphase der Saison durch ständige Streitereien mit seinem Renault-Team aufgerieben hatte.
Am Ende kostete den "Professor" in Kyalami aber kein eigener Fehler, sondern ein Turboladerschaden den WM-Sieg, so dass Piquet im Brabham für BMW die Meriten des ersten Turbo-Weltmeisters holte. Ferrari-Pilot Rene Arnoux (Frankreich) hatte seine kleinen Titelhoffnungen schon durch einen früheren Ausfall begraben müssen.
WM-Endstand: 1. Nelson Piquet 59 (55), 2. Alain Prost 57 (57), 3. Rene Arnoux 49 (49)
26. Oktober 1986: Großer Preis von Australien in Adelaide
Zum dritten Mal war Nelson Piquet einer von drei Piloten, die im letzten Rennen noch Weltmeister werden konnten. Eindeutiger Titel-Favorit war allerdings sein verhasster Williams-Kollege Nigel Mansell.
Der Brite hätte in Adelaide nur Dritter werden müssen und lag auch auf dieser Position, bis ihn ein geplatzter Hinterreifen bei Tempo 300 aus allen Träumen riss. Das Team holte daraufhin Piquet zum Reifenwechsel an die Box, was ihn im Kampf mit Alain Prost im McLaren entscheidend zurückwarf. Prost gewann vor Piquet das Rennen und damit auch den Titel.
WM-Endstand: 1. Alain Prost 72 (64), 2. Nigel Mansell 70 (70), 3. Nelson Piquet 69 (63)

