Toyota weist Anschuldigungen großteils von sich
Nächste Runde in der Spionageaffäre Toyota/Ferrari: Toyota hat in einem Statement die erhobenen Vorwürfe großteils bestritten
(Motorsport-Total.com) - Der Stand der Dinge in der Spionageaffäre Toyota/Ferrari war bis gestern folgender: Erwiesenermaßen hatten ehemalige Ferrari-Ingenieure - allen voran ein Mann namens Angelo Santini - bei ihrem Wechsel von Ferrari zu Toyota vor einem Jahr Betriebsgeheimnisse mitgenommen. Gegen Santini und seine Komplizen wurden entsprechende Verfahren eingeleitet, das Toyota-Team galt aber als unschuldig.

© Toyota
In der Toyota-Fabrik in Köln wurden Betriebsgeheimnisse von Ferrari genutzt
Ein Bericht, der heute in der italienischen 'Gazzetta dello Sport' erschienen ist, brachte jedoch frischen Wind in die Angelegenheit. Der Kölner Staatsanwalt Siegmar Raupach bestätigte dem Blatt gegenüber angeblich, dass Toyota Schuld eingestanden habe. Gleichzeitig wird in dem Bericht behauptet, dass sich Toyota gegen die Herausgabe von brisanten Dokumenten weigert, und die Kooperationsbereitschaft des Teams den deutschen Behörden gegenüber wurde als äußerst zweifelhaft dargestellt.#w1#
Sorgfältig formulierte Pressemitteilung von Toyota
Toyota reagierte heute in Form einer sorgfältig formulierten Pressemitteilung, in der man zwar indirekt eingesteht, dass über die erwähnten Ingenieure Know-how aus Maranello nach Köln gewandert ist, auf die Anschuldigungen, grundsätzlich wurden die Vorwürfe aber zurückgewiesen. In der Pressemitteilung heißt es, der Sachverhalt sei grundsätzlich falsch an die Öffentlichkeit kommuniziert worden, und man stellte klar, dass man alles unternehmen werde, um die Behörden bei der restlosen Aufklärung des Falls zu unterstützen.
Laut Toyota-Statement habe die 'Gazzetta dello Sport' wichtige Informationen "unterschlagen beziehungsweise inakkurat dargestellt, was die gesamte Situation in einem falschen Licht erscheinen lässt." Man habe auch alle Wünsche der zuständigen Behörden sofort und ohne Gegenwehr erfüllt, es habe jedoch keine neuen Anfragen mehr gegeben. Grundsätzlich signalisierte man "volle Kooperationsbereitschaft" mit der zuständigen Staatsanwaltschaft.
Darüber hinaus habe man sich nicht prinzipiell gegen einen Informationstransfer der relevanten Daten zur italienischen Staatsanwaltschaft in Modena gewehrt, heißt es weiter. Sehr wohl hat Toyota aber vor Gericht erreicht, dass zumindest einige Daten unter Verschluss gehalten werden - mit dem Argument, dass man viele Daten nicht isoliert, sondern nur im Paket freigeben kann, was wiederum zur Folge haben würde, dass geheime Toyota-Informationen nach Italien wandern. Dieser Schritt Toyotas ist jedoch juristisch legitimiert worden.
Toyota behauptet: Nur Einzelpersonen involviert
Großen Wert legte man bei der Formulierung der Pressemitteilung auch darauf, dass Toyota als Team nicht unmittelbar in die Spionageaffäre verwickelt ist, sondern lediglich die betroffenen Einzelpersonen. Dies ist allerdings nicht ganz richtig: Laut 'Gazzetta dello Sport' wird inzwischen auch gegen Toyota-Verantwortliche ermittelt, was den Verdacht nahe legt, dass eine juristische Mitschuld des Teams zumindest nicht ausgeschlossen werden kann.
Interessant eine andere Passage aus dem offiziellen Statement: Es werde eine umfassende interne Untersuchung geben, heißt es, die unter anderem "Gegenmaßnahmen beinhaltet, damit kein Datenimport mehr stattfinden kann." Im Klartext: Toyota verspricht, künftig alles zu unternehmen, damit von anderen Teams abgeworbene Mitarbeiter keine Informationen mehr von ihren früheren Arbeitgebern einbringen können. Man darf bezweifeln, dass dies tatsächlich rigoros umgesetzt wird...

