• 24.07.2002 11:45

Toyota-Teammanager Ange Pasquali im Interview

Pasquali über seine Arbeit bei Toyota, die F1-Vorbereitungen, den Standort Köln und die Team-Analyse über den Winter

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Sind sie der erste Ansprechpartner für Teammitglieder, wenn sie ein Problem haben?"
Ange Pascquali: "Nicht in der Fabrik, denn wenn dort die Leute ein Problem haben können sie hier direkt zu ihrem Abteilungsleiter gehen. Bei den Rennen ist das ein wenig anders und wenn dort jemand ein Problem hat, dann bin ich die Kontaktperson und ich finde gerne eine Lösung."

Titel-Bild zur News: Ange Pasquali

Ange Pasquali ist der Teammanager der Formel-1-Mannschaft von Toyota

Frage: "Wie kommen die verschiedenen Nationalitäten im Team miteinander aus?"
Pascquali: "Sehr gut. Meiner Meinung nach hilft es der Integration, wenn man Leute aus verschiedenen Ländern hat, da die Leute dann gezwungen sind, den anderen und die verschiedenen Kulturen zu respektieren. Man gibt sich bei jemandem aus einem anderen Land mehr Mühe als bei einem Landsmann."

Frage: "Haben sie Probleme, Ausländer davon zu überzeugen, in Deutschland zu wohnen?"
Pascquali: "Es ist eine Wahl, die die Leute selbst treffen. Wenn man etwas wie die Formel 1 betreiben möchte, dann muss man sich ihr zu 100 Prozent widmen. Ich stamme aus Korsika und ich vermisse meine Familie, aber als ich die Möglichkeit hatte, zu Toyota zu kommen, da stellte ich mir drei Fragen: Will ich es, brauche ich es, kann ich es tun? Als ich diese Fragen beantwortet hatte, stellte ich mich den Herausforderungen. Toyota ist eine fantastische Firma und ich hoffe, dass die Leute stolz darauf sind."

Frage: "Sorgt die Tatsache, dass sie in Köln ansässig sind, für zusätzliche Probleme?"
Pascquali: "Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, dass dies einer der besten Orte sind, wo wir sein könnten, denn wir haben drei Rennen ganz in der Nähe: Hockenheim, Nürburgring und Spa. Die Mehrzahl der Rennen ist nur eine kurze Fahrt von der Fabrik entfernt. Geographisch gesehen stehen wir besser da als die Teams in England."

Frage: "Ist das Team schon zur vollen Stärke angewachsen?"
Pascquali: "Am Ende der Saison werden wir uns die Organisation genau anschauen um zu sehen, wo wir uns verbessern können. Es ist wichtig, dass wir von jedem 100 Prozent Leistung bekommen, wir könnten also über den Winter auf Basis des Gelernten ein paar Veränderungen vornehmen."

Frage: "Wie hat sich das Team in diesem Jahr verbessert?"
Pascquali: "Wir haben eine Menge Fortschritte gemacht. Die Leute arbeiten nun sehr gut zusammen, wohingegen es zu Beginn des Jahres ein paar Misskommunikationen gab. Das war zum Beispiel die Ursache des Fehlers beim Boxenstopp in Malaysia, der Allan McNish vielleicht die Chance auf einen Punkteplatz gekostet hat."

Frage: "Wie unterschiedlich sind die einzelnen Rennen?"
Pascquali: "Nicht jedes Fahrerlager ist dasselbe und auch nicht jede Garage. Im Allgemeinen ist unsere Garage an der Boxengassenausfahrt, aber an manchen Strecken war sie am Anfang. Es ist meine Aufgabe, nicht zu unterschätzen, was wir zu tun haben. Wenn man es zulässt, am Wochenende eine Routine einkehren zu lassen, dann verleitet man sich selbst zu Fehlern."

Frage: "Wie würden sie ihren eigenen Management-Stil beschreiben?"
Pascquali: "Als Manager bin ich sehr ruhig. Bevor ich Entscheidungen treffe, versuche ich die Situation genau zu untersuchen, gehe ins Detail und handele dann. Ich lerne an jedem Tag so viel, dass es schwierig ist, meinen Management-Stil zu beschreiben. Ich bin in der Formel 1 immer noch neu und aus diesem Grund ist jedes Formel-1-Rennen eine neue Angelegenheit. Ich komme aus dem Rallye-Sport und ich sammelte meine ersten Rennerfahrungen, als ich 1997 zum Le Mans-Projekt von Toyota stieß. Ich muss sagen, dass ich von den erfahrenen Leuten im Team eine Menge gelernt habe, besonders von Martin Brundle. Wir arbeiteten für drei Jahre zusammen und er war sehr professionell und rational. Alles war mit ihm so einfach, da er immer auf rationale Art und Weise auf den Punkt kam."

Frage: "War das Le Mans-Programm eine gute Vorbereitung auf die Formel 1?"
Pascquali: "Es war ein sehr guter Einstieg in die höchsten Ebene des Motorsports. Klar, es ist nur ein Rennen im Jahr, aber wir mussten drei Autos, neun Fahrer und 100 Leute in der Box haben. Das bedarf einer großen Organisation. Es gibt in Le Mans auch ein intensives Testprogramm, was neun Monate umfasst und es muss an einem Renntag alles passen. In Bezug auf die eigene Vorbereitung und die Vorhersage des Unvorhersagbaren ist Le Mans eine gute Schule. Wenn ich ohne meine zwei Jahre in Le Mans in die Formel 1gekommen wäre, so hätte ich es als deutlich schwieriger empfunden."

Frage: "Hat sie die Formel 1 überrascht?"
Pascquali: "Sie ist mehr oder weniger wie erwartet. Vor zwei Jahren vor unserem Einstieg ging ich zu den Rennen, um zu schauen, wie die Dinge laufen. Das war eine große Hilfe, aber eine Sache, die man mir nicht beibringen konnte, war wie man mit dem Mediendruck umgehen soll. Der ist riesig! Es ist natürlich einer der Gründe, warum Toyota in die Formel 1 gegangen ist, um Medienabdeckung zu erhalten, aber man muss lernen, wie man damit umgeht, das braucht Zeit."