Toyota-Piloten zwischen Skepsis und Zuversicht
Ralf Schumacher und Jarno Trulli gehen von Fortschritten bei den Reifen aus, sehen aber trotzdem weiterhin noch viel Arbeit vor sich
(Motorsport-Total.com) - Toyota hat seit dem ersten Rennen in Bahrain bereits eine enorme Entwicklung hinter sich. Fuhr man beim Saisonauftakt wegen Schwierigkeiten mit den Reifen noch hoffnungslos hinterher, so konnte Ralf Schumacher schon beim dritten Grand Prix in Australien mit Rang drei einen Podestplatz erringen. Bei den danach absolvierten Testfahrten wollte das japanische Team die Probleme mit den Bridgestone-Pneus endgültig aus der Welt schaffen.

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Ralf Schumacher erkennt Fortschritte, sieht jedoch weiterhin noch viel zu tun
In der Winterpause wechselte der in Köln beheimatete Rennstall auf die Reifen des japanischen Herstellers, was laut Ralf Schumacher Anpassungsschwierigkeiten mit sich brachte: "Wenn man die Reifenfirma wechselt, dann braucht es natürlich eine gewisse Zeit, bis man mit dem Unternehmen selbst und mit dem Produkt zurechtkommt", sagte der Deutsche gegenüber 'autosport.com'.#w1#
Toyota hatte Anpassungprobleme
Einige Dinge habe man deshalb erst wieder lernen müssen, da sich die Reifenmischungen und -konstruktionen unterscheiden würden, was auch Auswirkungen auf andere Bereiche des Autos habe. Darüber hinaus meint Schumacher, dass Toyota bereits im vergangenen Jahr sehr sanft mit den Reifen umgegangen sei, was zu dieser Zeit, als ein Reifen eine komplette Renndistanz halten musste, ein großer Vorteil war. "Es gibt die gleiche Tendenz auch jetzt", nur ist dieser Umstand mit den wieder eingeführten Reifenwechseln ein Nachteil. In seiner Zeit bei Williams habe man immer genau das gegenteilige Problem gehabt, als das Auto die Reifen regelrecht aufzufressen schien. Genau wie momentan habe man auch damals nicht verstanden, woran dies lag.
Jarno Trulli, der bislang im Gegensatz zu seinem Teamkollegen noch keine WM-Punkte einfahren konnte und in Australien bereits zu Beginn ausschied, trifft der zu schonende Umgang mit den Reifen des TF106 besonders hart, denn "mein Fahrstil ist sehr sanft, und daher verliere ich während eines Runs viel Temperatur, besonders im Rennen", erklärt der Italiener. Dies sei auch bereits im Qualifying der Fall, weshalb Trulli, der eigentlich als starker Qualifyer bekannt ist, bislang keine überragenden Leistungen habe zeigen können. Dass auch das neue Format der Qualifikation eine Rolle spielt, glaubt der 31-Jährige nicht, schließlich ginge es nach wie vor immer in der letzten Runde ums Ganze.
Weichere Mischungen keine alleinige Lösung
Im vergangenen Jahr setzte Toyota meist die weichsten zur Verfügung stehenden Mischungen ein, um auch mit dem Reifen schonenden Auto die entsprechenden Temperaturen in den Gummis erreichen zu können. Doch dies sieht Trulli nicht als alleinige Lösung an: "Es ist ein wenig komplizierter als das, denn man kann nicht einfach weichere nehmen, denn man muss sicherstellen, dass die Reifen durchhalten und dass sie nicht körnen. Das ist ein Kompromiss." In diesem Jahr sei die Reifenschwäche Toyotas besonders entscheidend, da das Mittelfeld sehr dicht beieinander liege, meint der Italiener weiter.
Die übrigen Bridgestone-Teams seien jedoch konkurrenzfähig und hätten damit bewiesen, dass die Reifen an sich funktionieren, und auch mit dem Toyota TF106 an sich sei laut Trulli nichts gravierendes falsch. Daher müsse man nun in erster Linie dafür sorgen, dass die Reifen und das Chassis besser harmonieren, denn "ich glaube wirklich, dass wir nicht die wahre Performance unseres Pakets zeigen". Darin habe man jedoch bei den Testfahrten weitere Fortschritte erzielt: "Wir haben einen guten Schritt vorwärts gemacht, wir haben einen Teil unseres Problems verstanden, aber wir haben immer noch einen langen Weg vor uns", meint der Italiener.
Reifenprobleme beeinflussen Weiterentwicklung kaum
Man könnte meinen, dass derartige Reifenproblemen die normale Weiterentwicklung des Autos behindern würden, doch laut Schumacher ist das ein geringeres Problem: "Es macht keinen allzu großen Unterschied. Was das Auto schnell macht, ist die Aerodynamik, vielleicht ein cleveres Getriebe mit der Schaltzeit und dem Gewicht, und ein guter Motor. Und das wird nicht von den Reifen beeinflusst, solange man nicht große Konstruktionsfehler im Auto hat, die wir aber nicht haben."
Dass der diesjährige Toyota TF106 nicht grundsätzlich verkehrt sein kann, leitet der Deutsche aus der Tatsache ab, dass große Teile des erfolgreichen Vorgängermodells übernommen wurden. Daher will Schumacher sein diesjähriges Arbeitsgerät auch nicht als brandneues Auto bezeichnen: "Das Auto, das wir jetzt fahren, ist dem des letzten Jahres sehr ähnlich, ausgenommen der Aerodynamik."
Ralf Schumacher übt sich in Geduld
Toyota hatte das neue Auto bereits sehr früh präsentiert, um mit dem neuen V8-Motor und dem neuen Getriebe so viele Testkilometer wie möglich abspulen zu können: "Wir haben das komplette Heck des Autos neu gestaltet, und wir waren uns nicht sicher, ob das ein richtiger Schritt war oder nicht. Es hat sich herausgestellt, dass es absolut richtig war", lobt der 30-Jährige im Nachhinein die Entscheidung des Teams. In Monaco soll dann bereits eine weiterentwickelte Version des Boliden zum Einsatz kommen.
Trotz seines Podestplatzes in Australien glaubt Schumacher, dass er weiterhin Geduld brauchen wird, bis Toyota endlich den lang ersehnten ersten Sieg einfahren wird können: "Es ist immer frustrierend, wenn man nicht gewinnen kann, denn wir sind alle hier, um zu siegen." Solange er jedoch das Potenzial sehe, einen Triumph einfahren zu können, beeinflusse ihn dies nicht allzu stark. Außerdem habe er schon immer gerne sich selbst und das Team angetrieben, um in Siegreichweite zu kommen, meint der Deutsche abschließend.

