• 29.09.2009 11:47

Toyota-Piloten voller Hoffnung: Auf nach Suzuka

Timo Glock und Jarno Trulli über die Besonderheiten beim Toyota-Heimspiel in Suzuka: Verrückte Fans, viel Sushi und schöne Kurven

(Motorsport-Total.com) - Während im Hintergrund offenbar über das künftige Formel-1-Engagement von Toyota beraten wird, bereitet sich die Mannschaft auf den wohl wichtigsten Auftritt des Jahres vor. In Suzuka steht am kommenden Wochenende das Heimspiel des japanischen Werksrennstalls mit Sitz in Köln auf dem Programm. Die beiden aktuellen Toyota-Piloten Jarno Trulli und Timo Glock berichten im Interview über die Erwartungshaltung und die Besonderheiten beim Suzuka-Auftritt.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli, Timo Glock

Timo Glock und Jarno Trulli freuen sich auf das Toyota-Heimspiel in Suzuka

Frage: "Jarno und Timo, wie würdet ihr die Strecke in Suzuka beschreiben?"
Jarno Trulli: "Es ist eine herausfordernde und anstrengende Strecke. Es gibt viele schnelle Kurven und jede Menge schnelle Richtungswechsel. Aus Fahrersicht ist es eine tolle Strecke. Spa ist ähnlich, aber noch etwas anstrengender, weil dort die Runde länger ist. Es gibt viele verschiedene Arten von Kurven, dein Auto muss also in allen Bereichen gut abgestimmt sein. Weil es eine mittelschnelle Strecke ist, spielt die Aerodynamik eine besonders wichtige Rolle. Ich freue mich wieder auf Suzuka, nachdem es auch in Fuji schön war. Aber Suzuka gehört einfach zu den besten Strecken im Motorsport."#w1#

Timo Glock: "Suzuka ist eine Mega-Strecke, eine der besten der Welt. Ich freue mich wirklich wieder darauf, denn es ist schon fünf Jahre her, dass ich letztmals dort war. Das ist viel zu lange her! In Suzuka geht es um Highspeed und so etwas macht im Formel-1-Auto unglaublich viel Spaß. Es ist ein interessanter Kurs, mit vielen verschiedenen Arten von Kurven, außerdem geht es auf und ab. Es ist sicherlich nicht einfach!"

Suzuka-Erfahrungen: Übler Regen und kein Handy

Frage: "Welcher Teil der Strecke gefällt euch am besten?"
Trulli: "Die Strecke ist zu schön, um jetzt einen Teil besonders hervorzuheben. Die Kombination der schnellen Kurven zum Beginn der Runde macht aber in einem Formel-1-Auto viel Spaß. Auch die schnelle Linkskurve '130R' mit anschließender Bremsschikane ist wirklich schwierig."
Glock: "Der erste Sektor ist für mich der beste. Die Kurven drei, vier und fünf gehen bergauf. Du kommst da mit rund 300 km/h an und die Richtungswechsel machen richtig Laune. Es ist eine unglaubliche schöne Kombination von Kurven. Früher war die '130R' wirklich schwierig, aber heutzutage geht sie einfach voll - auch mit den neuen Aerodynamikregeln."

Frage: "Welche Erinnerungen habt ihr an Suzuka?"
Trulli: "Ich habe gute wie schlechte Erinnerungen an die Strecke. Ich hatte dort meist nicht viel Glück. 2003 war ich dort im ersten Qualifying Schnellster, aber dann fing es im zweiten Druchgang genau zum falschen Zeitpunkt zu regnen an. Ich musste dann ganz hinten losfahren. Ich war im Rennen sehr schnell und konnte immerhin noch Fünfter werden. Wenn ich damals aus den Top-6 gestartet wäre, hätte ich das Rennen gewinnen können."

¿pbvin|512|2019||0|1pb¿"Eine der schönsten Erinnerungen ist 2004, als ich mein Toyota-Debüt gab. Das war damals schon ein ganz besonderes Gefühl, erstmals als Toyota-Pilot nach Japan zu kommen. Im ersten Quaifying habe ich dann auch gleich die provisorische Pole-Position geholt. Die Reaktionen des Teams und der Fans zu beobachten war einfach wunderbar. Das Auto lief damals zwar im Renntrimm nicht so gut, aber wir zogen jede Menge Motivation daraus, weil wir gesehen hatten, was möglich ist."

Glock: "Ich war zuvor erst einmal in Suzuka. Das erste, woran ich mich erinnere ist, dass ich am Flughafen ankam und feststellte, dass mein Handy nicht funktionierte. Ich war noch nie zuvor in Japan gewesen und hatte nicht mit so etwas gerechnet. Ich musste mir dann ein anderes besorgen. Abgesehen davon habe ich die Strecke als sehr, sehr eindrucksvoll in Erinnerung behalten."

2004: Taifun bringt Zeitplan durcheinander

Frage: "Wann war euer erster Besuch in Suzuka?"
Trulli: "Bei mir ist das sehr lange her, es war vor meiner Formel-1-Zeit. Im Jahr 1994 war das, als ich dort ein Kartrennen gewonnen habe, den 'Ayrton Senna Memorial Cup'. Damals war ich extrem stolz. Ich kann mich nicht mehr an allzu viele Details des Besuchs erinnern, aber für einen Italiener, der die meiste Zeit seines Lebens in Europa verbracht hatte, war es eine ganz neue Erfahrung."

Glock: "Ich bin 2004 mein erstes Rennen in Suzuka gefahren. Damals musste das Qualifying von Samstag auf Sonntag verschoben werden, weil ein Taifun anrückte. Das war recht surreal, weil ich am Samstagnachmittag im Hotel saß, während ich eigentlich das Qualifying fahren sollte. Auch erstmals einen Taifun zu erleben, war sehr beeindruckend. Ich habe am Fernsehen verfolgt, ob der Sturm auch Suzuka trifft oder nicht. Letztlich hat es zwar viel geregnet, aber es war nicht so schlimm wie befürchtet. Mein Rennen war dann nicht gut, denn damals war unser Auto nicht gerade konkurrenzfähig. Ich hätte ein Regenrennen gebraucht, aber es blieb trocken. Ich fuhr das Rennen nur auf Platz 15 ins Ziel."

Timo Glock

Die Befreiung: Timo Glock feiert seinen zweiten Platz in Singapur Zoom

Frage: "Welche Erfahrungen habt ihr mit japanischen Fans gemacht?"
Trulli: "Das Tolle in Japan ist, dass man hier unglaublich viel Unterstützung bekommt - egal, ob in Suzuka oder Fuji. Toyota hat natürlich viele Fans, aber auch ich persönlich habe einen Fanclub in Japan. Ich hoffe, dass ich auch in diesem Jahr wieder Gelegenheit bekomme, ein paar Minuten mit meinen japanischen Fans zu verbringen. Sie geben mir das Gefühl, als hätte ich hier ein zweites Heimspiel. Ich habe hier wirklich viele Fans und ich hoffe, dass ich am Sonntag einen Grund habe, mit ihnen gemeinsam eine Party zu machen."

Glock: "Ich war im vergangenen Jahr wirklich überrascht, wie viele Fans das Team und mich in Fuji unterstützt haben. Sie sind leidenschaftlich dabei und lieben die Formel 1. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man am Rand der Strecke so viele Toyota-Flaggen und Banner sieht. Diese Unterstützung spürt man im Cockpit. Das ist sehr motivierend und ich kann es kaum erwarten, so etwas nun in Japan noch einmal zu erleben."

"Ich erinnere mich daran, dass man in Suzuka eigentlich ständig von Fans umringt ist. Es warten immer hunderte Fans vor dem Hotel und wenn du zur Strecke fährst, dann sind sie einfach überall. Sie wollen einfach nur 'Hallo' sagen und ihre Unterstützung zum Ausdruck bringen. Sie sind positiv verrückt, es sind nette Leute, die eine tolle Atmosphäre schaffen."

Optimismus: Das Suzuka-Podest im Visier

Frage: "Welche Ziele habt ihr für den Grand Prix von Japan?"
Trulli: "Wir sollten in diesem Jahr konkurrenzfähig sein. Wir werden hoffentlich stark sein und dann am Sonntag ein tolles Heimrennen bieten können. Wir sind gut genug für die Top-6 und sollten uns vornehmen, in die Nähe des Podiums zu kommen. Ich hoffe, wir können den japanischen Fans eine gute Show bieten und ihnen ein Ergebnis liefern, das zum Feiern anregt."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Singapur


Glock: "Eines Tages möchte ich den Grand Prix von Japan für Toyota gewinnen. Das ist mein Traum. Ich weiß nicht genau, ob das in diesem Jahr möglich sein wird, aber ich schiele sicherlich wieder auf das Podest. Wenn ich wirklich auf dem Podium vor all den Toyota-Fans landen könnte, dann wäre das wirklich perfekt."

Frage: "Worauf freut ihr euch am kommenden Wochenende am meisten?"
Trulli: "Das ist ganz klar: Zeit mit den japanischen Fans verbringen und auf dieser tollen Strecke in Suzuka fahren."
Glock: "Abseits des Fahrererlebnisses in Suzuka freue ich mich auf zwei Dinge ganz besonders: Ich freue mich auf Tokio, denn es ist eine richtig coole Stadt, in der ich in den letzten Jahren einige Zeit verbracht habe. Das macht immer Spaß und ich freue mich, dass ich vor dem Rennen noch einmal die Gelegenheit zu einem Besuch dort habe. Zweitens freue ich mich auf Sushi. Ich bin wirklich ein Fan davon und das beste Sushi gibt es zweifellos natürlich in Japan."