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Toyota-Motorenchef Norbert Kreyer im Interview
Toyota-Motorenchef Norbert Kreyer spricht über die Fortschritte im Formel-1-Team der Japaner
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie geht es mit der Entwicklung des Motors voran?"
Kreyer: "Unser Motor lief zum ersten Mal im letzten September auf dem Prüfstand. Seitdem machten wir ständige Entwicklungsschritte bis das Auto zum ersten Mal bei seiner Vorstellung in Paul Ricard im März lief. Wir setzen diese Entwicklungsarbeit bei unseren Testfahrten bis Australien im nächsten Jahr fort."

© Toyota
Norbert Kreyer ist bei Toyota für den Bau der F1-Motoren verantworlich
Frage: "An was arbeiten sie im Moment?"
Kreyer: "Zuverlässigkeit und Fahrbarkeit sind die wichtigsten Gebiete, auf denen wir im Moment arbeiten."
Frage: "Wie liefen die Testfahrten bisher?"
Kreyer: "Wir sind im Moment sehr glücklich, dass wir bei manchen Tests schon einige große Distanzen fahren können."
Frage: "Wie viel anders wird der nächstjährige Motor sein?"
Kreyer: "Natürlich werden wir die Entwicklung immer fortsetzen, aber wir werden keine großen Änderungen am Design vornehmen."
Frage: "Ist der Motor sehr fortschrittlich?"
Kreyer: "Wir haben mit einem konservativen Formel-1-Motor begonnen. Was die Zuverlässigkeit angeht, so ist er auf einem Level, auf dem wir ihn in den Rennen im nächsten Jahr nutzen können. Wir wollten keinen komplett neuen Motor mit brandneuen Ideen konstruieren. Das macht für Toyota zu diesem frühen Stadium in unserem Formel-1-Leben keinen Sinn."
Frage: "Aber der jetzige Motor hat eine gute Zuverlässigkeit gezeigt?"
Kreyer: "Ja, im Moment können wir Distanzen von bis zu 500 Kilometern und mehr abspulen. Wir führen auch Zuverlässigkeitstests auf unseren Prüfständen in Köln durch."
Frage: "Verfügt ihr Team über Formel-1-Erfahrung?"
Kreyer: "Ja, wir haben natürlich Leute, die über Formel-1-Erfahrungen von anderen Teams verfügen, wir haben aber auch Leute aus den Rallye- und Le-Mans-Tagen, die über eine lange Zeit hinweg auf einem hohen Level im Motorsport gearbeitet haben. In den relevanten Abteilungen haben jedoch rund 60 Prozent der Angestellten zuvor in der Formel 1 gearbeitet."
Frage: "Es ist natürlich eine sehr hypothetische Frage, aber wo würden sie jetzt stehen, wenn sie sich heute in der Formel 1 qualifizieren würden?"
Kreyer: "Das ist nicht einfach zu sagen. Vom Motor her können wir uns definitiv für Rennen qualifizieren, aber ich kann nicht sagen auf welcher Position."
Frage: "Wie lange wird es dauern, bis sie konkurrenzfähig sind?"
Kreyer: "Es erwartet keiner, dass wir im nächsten Jahr in der ersten oder zweiten Reihe stehen. Wir haben einen klaren Plan, wann wir konkurrenzfähig sein sollten. Grundsätzlich würden wir gerne in fünf Jahren in der Lage sein, um den Titel zu fahren."
Frage: "Können sie einen Titel auch in zwei oder drei Jahren gewinnen?"
Kreyer: "Jeder hofft, dass uns das gelingt, aber wir müssen realistisch bleiben. Wir haben einen Motor und ein Auto aufzubauen. Sowohl den Motor als auch das Auto in einer so kurzen Zeit zu konstruieren ist sehr anfordernd."
Frage: "Wie sehr arbeiten sie mit Japan zusammen? Wie viele Japaner haben sie im Motorbereich?"
Kreyer: "Toyota Motorsport führt dieses Projekt zur Hälfte von Japan aus durch. Wir arbeiten mit unseren japanischen Kollegen sehr eng zusammen. Ich bin sehr beeindruckt, welch hohen Level sie in Sachen Autoherstellung haben. Das ist beinahe der gleiche Level wie bei der Konstruktion von Flugzeugen, wir können uns also von ihnen eine Menge nützliches Wissen aneignen. Im Moment sind fünf Japaner in der Motorenabteilung."
Frage: "Wird diese Zahl in der Zukunft größer?"
Kreyer: "Ja ich denke, dass sie größer wird, auf der anderen Seite ist es in unserer modernen und digitalen Zeit leicht möglich, Daten zwischen Köln und Japan auszutauschen. Es ist kein Problem, Ideen zusammen zu entwickeln, obwohl man an verschiedenen Orten sitzt."
Frage: "Wie weit seid ihr mit der Entwicklung der Traktionskontrolle?"
Kreyer: "Wir fangen jetzt gerade mit dem System an. Es ist jetzt von der FIA erlaubt und deshalb müssen wir es nächstes Jahr fertig haben. Wir werden ein paar Monate benötigen, um es zu entwickeln, aber bisher läuft es gut."
Frage: "Haben sie die Traktionskontrolle beim Testen schon verwendet?"
Kreyer: "Ja, wir haben sie bei einem Test bereits verwendet."
Frage: "Andere Teams haben bereits ein Jahr Übungszeit mit der Traktionskontrolle hinter sich. Wie glauben sie, werden sie im Vergleich dazu aussehen?"
Kreyer: "Ich denke, dass wir sie 2002 im Griff haben werden."
Frage: "Werden sie anderen Teams Motoren zur Verfügung stellen?"
Kreyer: "Im Moment werden wir die Motoren nur für uns verwenden. Ich denke, dass es im Moment noch ein wenig zu früh wäre, anderen Teams Motoren zur Verfügung zu stellen, es würde aus diesem Grund keinen Sinn machen."
Frage: "Was denken die Fahrer über den Motor?"
Kreyer: "Sie denken, dass die Fahrbarkeit des Motors gut ist, wir uns aber natürlich noch verbessern müssen. Was die Power angeht, so denken sie, dass es in Ordnung ist."
Frage: "Sie müssen einen langen Weg vor sich haben, bis sie den Level der anderen Teams erreichen?"
Kreyer: "Ja, wir wissen, dass wir eine Menge Arbeit zu erledigen haben, wir müssen den Motor entwickeln, wissen aber ungefähr, wo die anderen stehen. Es wird für uns eine Herausforderung zu sein, die anderen Teams zu Beginn zu fordern, aber wir konzentrieren uns ganz auf unseren Job und werden unser Ziel erreichen - ich hoffe früher als später."
Frage: "Wann wird der Motor für das nächste Jahr fertig sein?"
Kreyer: "Ich hoffe, dass wir mit der Entwicklung für Melbourne im November fertig sein werden. Natürlich ist die Entwicklung aber nie abgeschlossen. Man muss nur an einem Punkt aufhören und in die Produktion gehen."
Frage: "Stimmt es, dass sie mit der Entwicklung eines V12-Motors begonnen haben, bevor die FIA ihn als regelwidrig erklärt hat?"
Kreyer: "Vor zwei oder drei Jahren hat die FIA gesagt, dass das Motorreglement bis 2008 stabil bleiben wird und maximal 12 Zylinder zulässt. Wir haben entschieden, dass es für Toyota das beste wäre, einen V12-Motor zu bauen. Aber die FIA entschied sich, im Jahr 2000 die Regel zu ändern und von da an mussten wir unseren V10-Motor entwickeln."

