• 06.11.2003 10:38

  • von Marcus Kollmann

Toyota-Ingenieur: TF103 und F2002 sehen sich ähnlich

Der der Spionage verdächtigte Toyota-Mitarbeiter fühlt sich zu Unrecht beschuldigt - Autos ähnlich und doch unterschiedlich

(Motorsport-Total.com) - Für gewöhnlich geht es in der testfreien Zeit in der Formel 1 etwas ruhiger zu. Seit Ende letzter Woche beschäftigt die Königsklasse und ihre Fans aber eine Spionage-Affäre.

Titel-Bild zur News: Toyota TF103

Laut Angelo Santini ist der TF103 trotz Ähnlichkeiten mit dem F2002 keine Kopie

Seit bekannt wurde dass der Staatsanwalt von Modena gegen einen Toyota-Mitarbeiter wegen der Werkspionage gegen Ferrari ermittelt, es bereits Durchsuchungen gab und Computer und Datenträger beschlagnahmt wurden, hat sich der Kreis der Verdächtigten mittlerweile auf drei Personen erweitert. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht ein Aerodynamik-Ingenieur, der von 1995 bis Februar 2002 für Ferrari arbeitete und anschließend zum Toyota-Rennstall wechselte.

Bei seinem neuen Arbeitgeber soll der von der italienischen Presse als Angelo Santini bezeichnete Aerodynamik-Ingenieur aber nicht nur sein Fachwissen zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit des deutsch-japanischen Rennstalls eingebracht, sondern auch Informationen von Ferrari unerlaubter Weise genutzt haben.

In der Tageszeitung 'Gazzetta di Modena' beteuert der Italiener jedoch seine Unschuld. "Ich habe keine Informationen gestohlen, ich habe mit dieser Affäre nichts zu tun", sagte er. Konfrontiert mit der Tatsache, dass der von Toyota in dieser Saison eingesetzte Bolide vom Typ TF103 optisch Gemeinsamkeiten mit Ferraris F2002 aufweist, hatte Santini offensichtlich schon im Frühjahr gegenüber der Zeitung bestätigt, dass sich beide Autos ähnlich sehen.

"Sie sind aber anders, denn die Anpassung an die technischen Gegebenheiten ist unterschiedlich. Wir verwenden beispielsweise andere Reifen. Für mich war bei meinem Wechsel zu Toyota wichtig, dass ich die Möglichkeit habe meine Fähigkeiten zu demonstrieren und das bedeutet nicht nur eine Kopie zu machen. Selbst wenn es ähnlich erscheint, so ist es doch immer unterschiedlich: im Motor, dem mechanischen Design, den Reifen und jedem kleinen Detail der Aerodynamik", sagte der Italiener den vorliegenden Informationen zufolge.

Inwiefern er tatsächlich Betriebsgeheimnisse zu seinem neuen Arbeitgeber mitgenommen hat, versucht die italienische Staatsanwaltschaft nun zu klären. Der Toyota-Mitarbeiter ist sich jedenfalls keiner Schuld bewusst. In der Tat ist das Nachkonstruieren oder Nachempfinden eines erfolgreichen Konzepts eines anderen Teams in der Formel 1 sicherlich an der Tagesordnung.

So bestätigte zum Beispiel BAR-Hondas Technischer Direktor Geoffrey Willis im August, dass sich die Teams grundsätzlich Ideen bei den Konkurrenten abschauen, diese nachbauen und auf eine die eigene Leistungsfähigkeit verbessernde Verwendung am eigenen Auto prüfen. Der Staatsanwaltschaft obliegt es nun, genau zu klären, ob Angelo Santini nur das getan hat oder aber geheimes Datenmaterial seines ehemaligen Arbeitgebers zu Toyota mitgenommen hat.