• 16.08.2003 14:30

  • von Marcus Kollmann

Willis: Bodywork des F2003 ähnelt Williams aus 2001

Geoffrey Willis gibt Einblicke, wie die Teams versuchen von interessanten Lösungen der Konkurrenz zu profitieren

(Motorsport-Total.com) - Ohne Zweifel ist das Design der Formel-1-Boliden eine der faszinierendsten Sachen in der Königsklasse. Kleine, mitunter kaum wahrzunehmende Details können einen großen Vorteil bedeuten, denn auf dem Gebiet der Aerodynamik sind noch immer enorme Steigerungen möglich.

Titel-Bild zur News: Geoffrey Willis

Willis weiß, dass beim Design jedes Team die Konkurrenz ständig im Auge hat

Jedes Jahr steigt deshalb nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Teams die Spannung was sich die Konkurrenz einfallen lassen hat, um einen Schritt voraus zu sein. Die Zeit der Vorstellung der neuen Boliden ist quasi die Stunde der Wahrheit, wenngleich dabei nicht alle Teams ihre Karten auf den Tisch legen.

Teams schauen sich die Autos der Konkurrenz genau an

"Wir schauen uns immer die Bilder von der Fahrzeugpräsentation genau an, um zu sehen was die anderen gemacht haben. Es herrscht dann immer eine Stimmung aus Faszination und Ängstlichkeit, denn jemand anderes könnte etwas umgesetzt haben woran man selbst gar nicht gedacht hat. Man sieht oftmals geschickte Lösungen und denkt dann, dass das eine ziemlich clevere Art ist das so zu machen. In so einem Fall fragt man sich dann natürlich, warum man nicht selbst darauf gekommen ist", erklärt BAR-Hondas Technischer Direktor in der englischen Presse.

Diejenigen Teams die es sich leisten können, gehen schon einmal dazu über die Autos oder bestimmte Lösungen anderer Teams nachzubauen und im Windkanal zu testen. Da das aber eine kostspielige Angelegenheit ist und zudem nicht immer sicher ist, dass dies zum Erfolg führt, wird dieser Weg nur dann beschritten, wenn man sich eine massive Verbesserung erhofft.

"Wenn ein Team eine massive Änderung vorgenommen hat, oder eine Regelinterpretation gefunden hat an die man selbst nicht gedacht hat und bedeutend schneller als man selbst ist, dann muss man reagieren. Wenn es um das Front- oder Heckflügelpaket geht, dann können wir das in vier bis fünf Wochen, vielleicht auch weniger, schaffen. Handelt es sich um das Bodywork und das eigene Team ist groß genug, so kann man einen Teil davon in zwei oder drei Wochen nachbauen. Allerdings würde das eine beträchtliche Summe kosten, weshalb man eher dazu tendiert in einem vier-, fünf- oder sechswöchigen Zyklus zu arbeiten."

Je länger das Reglement stabil ist, desto weniger neue Konzepte gibt es

Je länger das Reglement jedoch stabil bleibt, desto weniger Veränderungen scheint es von Jahr zu Jahr geben. Diese beschränken sich in der Regel auf viele kleine Detaillösungen und nur selten sind komplett neue Konzepte, die eine Revolution darstellen, zu sehen. Aus diesem Grund verwenden die Designabteilungen der Teams inzwischen auch viel Zeit darauf, dass jedes noch so kleine Detail, wie zum Beispiel ein zusätzlichen Abtrieb gebender Flügel im hinteren Chassis-Bereich, so ausgereift wie möglich ist.

"Wir analysieren die anderen Autos jetzt vermutlich weniger als vorher, doch wir schauen uns natürlich alle anderen Autos an. Die Unterschiede in den Konzepten sind jedoch viel geringer als sie es einmal waren. Ich bin mir sicher, dass wir, sollte jemand mit einem ziemlich anderen Konzept herauskommen, darauf einen genaueren Blick werfen würden."

"Normalerweise ist man an Dingen der anderen interessiert, wenn man etwas nicht versteht. Wir haben aber schon versucht das Beste aus den Lösungen anderer Teams im Windkanal zu machen und oftmals uns dazu entschieden es nicht einzusetzen. Oft sieht man eine Kombination an Frontflügeln, Frontflügelendplatten und seitlichen Luftleitblechen bei denen man denkt, dass wir so etwas auch schon einmal im Windkanal hatten", erklärt Willis und liefert ein Beispiel.

Jedes Team "kopiert" von den anderen

"Zum Beispiel ähnelt das Bodywork des F2003 jenem das wir bei Williams 2001 im Windkanal hatten. Das mag reiner Zufall sein, doch der Aerodynamiker der damals an diesem Konzept gearbeitet hat ist jetzt bei Ferrari angestellt", verrät Willis, der vor seinem Wechsel zu BAR-Honda für das Williams-Team arbeitete. "Allerdings ist das eine logische Sache", fährt der Engländer fort. "Es könnte sein, dass sie in der Lage waren mit ihren Luftleitblechen und ihrem Frontflügeldesign daraus Nutzen zu schlagen. Das ist auch eine Sache die wir uns hier angeschaut haben und anschauen werden und ich bin sicher, dass wir eine Kombination finden werden die funktionieren wird."

"Was oft passiert ist Folgendes: Man sieht etwas an einem anderen Auto und beginnt dann mit diesem Konzept zu experimentieren. Meist führt das zu etwas anderem und man folgt dieser Richtung. Es ist sehr leicht, dass man in einer Richtung festhängt, weshalb man manchmal einfach dem Beispiel eines anderen Teams für eine Zeit folgt, wenngleich es sich normalerweise immer um eine eigene Interpretation handelt."

"Das beste Beispiel für das in zwei Lage gespaltene Feld sind momentan die großen beziehungsweise die kleinen Luftleitbleche. Ich bin mir sicher, dass jedes Team die Lösungen der Konkurrenz schon ausprobiert hat und wahrscheinlich liegen sie mit ihrer Lösung nicht weit auseinander. An irgendeinem Punkt finden dann aber alle eine Möglichkeit, wie sie die andere Lösung zum Funktionieren bringen. Dann wechseln sie dazu über und benutzen es für eine Weile, bevor sie eine neue Lösung ausprobieren und wieder wechseln."