• 17.10.2010 15:43

  • von Michael Noir Trawniczek

Toto Wolff und seine Williams-Beteiligung

Zurzeit werden in den Medien Zahlen zur Geschäftsgebarung von Williams kolportiert, doch Anteilseigner Toto Wolff verrät: "Diese Zahlen stimmen nicht!"

(Motorsport-Total.com) - Weil in England der Handelsregisterausdruck Company House veröffentlicht wurde, geistern derzeit rund um das Williams-Team verschiedene Zahlen durch den Medienwald. So ausführlich die Berichte zur finanziellen Gebarung des britischen Traditionsrennstalls im Geschäftsjahr 2009 auch sind, gibt es dennoch einen kleinen Haken: Die Zahlen sind schlichtweg falsch.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Christian "Toto" Wolff könnte jederzeit weitere Williams-Anteile übernehmen

Anteilseigner Toto Wolff klärt auf: "Das ist alles falsch, denn man hat bei der Interpretation der Zahlen nicht bedacht, dass 2009 für Williams ein so genanntes Rumpfjahr mit 13 Monaten war. Wenn man dies nun auf zwölf Monate auslegt, erkennt man, dass 2009 für uns ein gutes, ein sehr profitables Jahr war."

Wie Toto Wolff bereits in einem vorangegangenen Interview erklärt hat, wurde das Williams-Team, das 1969 seinen ersten Grand Prix absolviert hat, organisatorisch stark modernisiert. Der Rennstall wird heute von einem Vorstand geführt, dem neben den Gründern Sir Frank Williams und Patrick Head unter anderen auch Investor Toto Wolff angehört.

Wirtschaftliche Realität

In dessen Brust schlummern quasi zwei Seelen: Der Rennfahrer und Racer sowie der kalkulierende Investor. Am Ende, wenn Entscheidungen von Nöten sind, würde sich jedoch stets der Investor durchsetzen, erklärt Wolff, der längst erkannt hat: "Die Formel 1 kann sich der wirtschaftlichen Realität nicht mehr entziehen, es muss danach getrachtet werden, einen positiven Cashflow zu erzielen."

Gerade kleinere Rennställe wie jener von Sir Frank Williams müssen heutzutage längst über den Tellerrand der Formel 1 hinweg blicken, wenn sie langfristig bestehen wollen. Nicht ohne Grund forciert beispielsweise McLaren den hauseigenen Sportwagen. Die Formel-1-Teams haben begonnen, ihr Fachwissen, ihre Möglichkeiten außerhalb der F1-Welt anzubieten, um so wirtschaftlich bestehen zu können.

¿pbvin|512|3193||0|1pb¿Auch Williams hat neben der Formel 1 verschiedene Projekte laufen, welche auf Profit ausgelegt sind. Der Auftrag beispielsweise, den Einheitsboliden für die zurückgekehrte Formel 2 zu bauen, brachte dem Team Einnahmen. Wenngleich dieser Auftrag "nicht besonders groß" gewesen sei, wie Toto Wolff erklärt.

Der Wiener fügt hinzu: "Besonders wichtig sind Projekte wie der Hybridantrieb, den wir basierend auf KERS gebaut haben und der von Porsche im Langstreckensport eingesetzt wird." Mit Erfolg. Zuletzt sei der Porsche 23 Stunden lang in Führung gelegen, ehe er wegen eines Standardbauteils aufgeben musste. Für Toto Wolff ist die Formel 1 "immer noch ein Vorreiter für Hightech".

Option auf strategische Beteiligung

Im Zuge der eingangs erwähnten Berichte zur finanziellen Gebarung des Williams-Teams im Jahr 2009 wurde auch erwähnt, dass es sich beim Anteil von Investor Toto Wolff um zehn Prozent handeln würde. Wolff sagt: "Diese zehn Prozent kann ich bestätigen - allerdings habe ich eine Option dabei, meine Minderheitsbeteiligung auf eine strategische Beteiligung erhöhen zu können."

Bis zu 49 Prozent könnte Toto Wolff demnach übernehmen. Eine durchaus attraktive Möglichkeit, wie er bestätigt: "Derzeit geht es mir darum, die Formel 1 verstehen zu lernen. Doch bei Williams ist alles da, was ein solches Team benötigt, um Erfolge einzufahren. Ich habe in das Management um den Adam Parr volles Vertrauen und überlege, mich weiter zu engagieren. Von daher kann es also sein, dass ich die Optionen nützen werde." Die Frage nach dem "wann" beantwortet Wolff mit dem Wort "zeitnah".

Am Williams-Kommandostand jedoch werde man den umtriebigen Geschäftsmann nicht so bald sehen, erklärt Wolff, um lachend hinzuzufügen: "Es sei denn, ich bekomme einmal ein Egoproblem - sollte ich wider Erwarten doch noch mediengeil werden, stelle ich mich kurz dort hin."

Alles ist möglich

"Ganz allgemein gesagt macht das Team große Fortschritte." Toto Wolff

Was die unmittelbare Zukunft von Williams anbelangt - beispielsweise die Frage nach den Piloten für 2011 - sagt Wolff: "Derzeit ist alles möglich. Wir werden uns die Performance der letzten Rennen ganz genau ansehen - derzeit versuchen wir, so viele Infos wie nur möglich zu erhalten. Ganz allgemein gesagt macht das Team große Fortschritte." Der Wagen für 2011 würde sich gut entwickeln, vom neuen Reifenhersteller Pirelli habe es Basisinfos zu den neuen Pneus gegeben, erstmals werde das neue "schwarze Gold" bei den Tests in Abu Dhabi ausprobiert.

Der sportliche und der finanzielle Erfolg und welche Auswirkungen der eine auf den anderen hat - genau das würde ihn an der Formel 1 faszinieren, schwärmt Toto Wolff. Letztlich würde sich der sportliche Erfolg nicht nur wegen des TV-Preistopfes positiv auf den Profit des Rennstalles auswirken

Ob das von ihm im Sommer definierte Ziel für 2011, Podestplätze zu erringen, noch aufrecht sei, beantwortet Toto Wolff mit der Feststellung: "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn wir im nächsten Jahr in der Konstrukteurswertung den vierten oder fünften Platz belegen können, wäre das ein Erfolg."