Tost zeigt Verständnis für seine Crashpiloten
Die Toro-Rosso-Youngsters produzierten im Qualifying jede Menge Schrott, doch Teamchef Franz Tost zeigt dafür Verständnis
(Motorsport-Total.com) - Sébastien Buemi hätte heute in Suzuka die Überraschung des Tages werden können: Erst nach langer Führung Zweiter im Freien Training, dann trotz eines Ausritts in der zweiten Degner-Kurve locker Q1 und Q2 überstanden - und dennoch im Top-10-Finale nicht mehr dabei. Am Ende von Q2 hatte sich der Schweizer einen Fehler geleistet.

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Die beiden Toro-Rosso-Jungs stehen bei ihrem Chef weiter hoch im Kurs
Ausgangs der Spoon-Kurve trug es Buemis Toro Rosso etwas zu weit nach außen, sodass er mit der rechten Seite die Leitplanke touchierte. Der Schweizer rettete sich zwar an die Box, verlor aber einige Teile und musste den Arbeitstag vorzeitig beenden. Eine Spätfolge des Ausritts in Q1? "Ich glaube nicht, dass die Nerven angezogen haben", winkt Teamchef Franz Tost ab. "Ich bin stolz auf seine Leistung. Das Auto werden wir schon irgendwie zusammenbauen. Morgen fahren wir das Rennen und dann schauen wir weiter."#w1#
Eine Erklärung für den Abflug könnte nach Meinung des Österreichers die eingeschränkte Trainingszeit sein: "Wir sind mit den neuen Reifen einfach sehr wenig im Trockenen gefahren. Eine Eigenschaft des weichen Reifens ist, dass die Hinterachse sehr viel Grip aufbaut. Dann schiebt es einen gleich einmal vorne raus. Dafür braucht man als Fahrer Erfahrung, aber die kann er noch nicht haben. Er ist zum ersten Mal in Suzuka - auf einer sehr schweren Strecke mit schnellen Kurven", so Tost.
Dass so etwas einem Routinier nicht passieren würde, ist ihm bewusst: "Klar sind sie unerfahren - sie sind junge Fahrer. Aber es ist Teil unseres Prozesses, diese Fahrer aufzubauen", nimmt der Toro-Rosso-Teamchef seine beiden Youngsters in Schutz. "Dazu gehören auch Unfälle. Wie soll er sonst wissen, wo das Limit ist? Da fliegt er halt einmal ab. Eigentlich haben beide eine recht gute Leistung gezeigt. Hoffen wir, dass beide das Rennen durchfahren können, dann haben wir das Ziel schon erreicht."
Pech hatte auch Jaime Alguersuari, der den Einzug unter die besten 15 schaffte, dann aber in der zweiten Degner-Kurve frontal in den Reifenstapel knallte. Das war nicht der erste Fehler des Spaniers. Alguersuari wollte mehr trainieren, was ihm von den Ingenieuren wegen eines Umbaus verweigert wurde. Tost: "Die Ingenieure hätten dem ihm goldene Federn einbauen können, es wäre immer noch besser gewesen, wenn man ihn mehr Runden hätte fahren lassen. Das sind Computerattentäter, die nicht im richtigen Leben leben."
Alguersuari hat jedenfalls noch Kredit: "Man kann nicht sagen, du darfst nur zwei oder drei Unfälle haben. Ich nenne das Crashperiode: Das ist eine Phase, die jeder junge Fahrer mitmacht - und zwar passiert das dann, wenn er das Limit noch nicht richtig einschätzen kann, bereits am Limit unterwegs ist und dann aber glaubt, er kann noch viel schneller fahren. Dann fliegt er. Das muss er eben lernen. Das muss man den jungen Fahrern zugestehen, sonst braucht man sie nicht ins Team zu holen. Das ist Part of the Game", winkt Tost ab.

