powered by Motorsport.com

Turbulentes Qualifying - Pole für Vettel!

Sebastian Vettel sicherte sich die Pole-Position in Suzuka vor Trulli, Hamilton und Sutil - Timo Glock nach schwerem Unfall im Krankenhaus

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Jahren Kurzgastspiel in Fuji demonstrierte die Strecke in Suzuka während des heutigen Qualifyings zum Grand Prix von Japan, warum sie zu den schwierigsten in der Formel 1 gehört: Die Session musste trotz des sonnigen Wetters dreimal aufgrund von Unfällen unterbrochen werden und dauerte dadurch geschlagene eineinhalb Stunden.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Pole-Position: Sebastian Vettel will in Suzuka unbedingt gewinnen

Den schlimmsten Abflug verzeichnete Timo Glock (Toyota), der im zweiten Segment möglicherweise wegen einer Konzentrationsschwäche in der an und für sich harmlosen Zielkurve nach außen getragen wurde und mit hoher Geschwindigkeit in den Reifenstapeln abtauchte. Glock schmiss sofort das Lenkrad aus dem Cockpit, blieb dann aber minutenlang sitzen und musste hinter vorgehaltenen Sichtschutztüchern mittels einer Trage geborgen werden.#w1#

Glock nur leicht verletzt

Nach einigen bangen Momenten kam dann aber Entwarnung: "Es geht ihm gut", so Toyota-Teampräsident John Howett. Glock wurde erst ins Medical-Center und dann per Helikopter ins Krankenhaus gebracht - "eine reine Präventivmaßnahme", wie Howett klarstellte. Sein grippegeschwächter Fahrer hatte sich bei dem selbstverschuldeten Abflug offenbar eine offene Schnittwunde im linken Bein sowie Rückenschmerzen zugezogen, aber keine ernsthaften Verletzungen.

Somit dürfen sich die deutschen Fans unbelastet über die Pole-Position von Sebastian Vettel freuen: Der Red-Bull-Renault-Pilot wurde seiner Favoritenrolle voll gerecht und setzte sich im Top-10-Finale in 1:32.160 Minuten durch. "Das war ein gutes Qualifying", lobte Teamchef Christian Horner. "Schwierig war vor allem, bei all diesen Zwischenfällen konzentriert zu bleiben, aber Sebastian hat das geschafft. Unter Druck ist er oft am besten."

Timo Glock

Timo Glock kam an einer ungewöhnlichen Stelle von der Strecke ab Zoom

"Schnellster in Q1, Q2 und Q3 - besser geht's nicht", jubelte Vettel. "Ich bin sehr glücklich. Nach Singapur sind wir jetzt wieder bei alter Stärke angelangt. Das war ein guter Tag. Jetzt schauen wir mal, was morgen geht, aber ein Podium sollte schon mindestens drin liegen." Wahrscheinlich sogar mehr, denn unmittelbar hinter ihm qualifizierten sich mit Jarno Trulli (Toyota/+ 0,060) und Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes/+ 0,235) zwei Fahrer, die nicht als Sieganwärter gelten.

Haug mit Platz drei zufrieden

"Platz drei für Lewis nach dreimal roten Flaggen in einem einzigen Qualifying, das ist mehr, als wir hier erwartet haben - und nach dem Start ist es bis zur ersten Kurve weit", erklärte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Ich denke, unsere Strategie passt und unser Speed auch: Lewis war in Q1, Q2 und Q3 zweimal Zweiter und einmal Dritter. Danach sah es heute Morgen noch nicht aus. Im Rennen ist alles drin."

Trulli bescherte Toyota nach dem Unfall von Glock, der übrigens den 14. Platz belegte, mit der ersten Startreihe ein gutes Ergebnis beim Heimspiel. Doch dass er keine realistische Chance hat, in den Kampf um den Sieg einzugreifen, ist dem Italiener bewusst: "Meine große Sorge ist der Reifenabbau, denn die gehen hier unglaublich schnell flöten. Und der Start war bisher auch nicht gerade unsere Stärke. Aber schauen wir mal."


Fotos: Großer Preis von Japan, Samstag


"Absolut volle Attacke" kündigte dafür der große Überraschungsmann des Qualifyings an, Adrian Sutil: Der Force-India-Mercedes-Pilot wurde mit 0,306 Sekunden Rückstand Vierter und bestätigte damit die starken Leistungen aus den Freien Trainings. Morgen möchte er das Podium nachholen, das er in Monza noch knapp verpasst hat: "Vor mir stehen drei Autos. Darauf muss ich mich konzentrieren", grinste er selbstbewusst.

Nachspiel für Brawn-Duo?

Die Brawn-Mercedes-Fahrer Rubens Barrichello (+ 0,500) und Jenson Button (+ 0,802) sicherten sich die Plätze fünf und sieben, doch den beiden droht nachträglich Ärger: Im zweiten Qualifying fuhren sie im letzten Sektor persönliche Bestzeiten, obwohl dort nach einem Mauerkuss von Sébastien Buemi (10./Toro-Rosso-Ferrari) gelbe Flaggen geschwenkt wurden. Fernando Alonso (12./Renault) meint, dass er dadurch den Einzug ins Top-10-Finale verpasst hat.

Überhaupt ist das Ergebnis des kuriosen Qualifyings unter Vorbehalt zu betrachten - gleich fünf Fahrer wurden anschließend zur Rennleitung bestellt! "Es war eine komische Session", wunderte sich Vettel. "Das Wichtigste ist, dass es allen gut geht. Im Qualifying geht jeder an die Grenze, vor allem in der zweiten Degner-Kurve. Wenn du da nur ein bisschen zu weit von der Linie abkommst, kannst du nichts mehr machen."

Jenson Button

Jenson Button könnte nachträglich noch aus der vierten Reihe fliegen Zoom

Mit der angesprochenen Degner-Kurve machten heute gleich mehrere Fahrer Bekanntschaft: Jaime Alguersuari (Toro-Rosso-Ferrari) warf dort nach dem Aufstieg ins zweite Segment all seine Chancen auf eine Überraschung weg und sorgte für die erste von drei Unterbrechungen, während im dritten Abschnitt Heikki Kovalainen (9./McLaren-Mercedes) ausrutschte und aussteigen musste. Kovalainen hatte sich an gleicher Stelle schon im ersten Qualifying gedreht.

Buemi in den Top 10

Auch Buemi, der sich später in der Spoon-Kurve fast verabschiedet hätte und deswegen nicht mehr am Top-10-Finale teilnehmen konnte, war in Degner einmal neben der Strecke, schlug dort sogar leicht ein, konnte aber nach einer kurzen Pause an der Box weiterfahren - und überstand in der Folge sensationell die ersten beiden Runden. Der Schweizer hatte diese Topform schon im Freien Vormittagstraining als Zweiter angedeutet.

Im Schatten all dieser Zwischenfälle ging das sportliche Ergebnis fast unter - so auch der achte Platz von Kimi Räikkönen (Ferrari/+ 0,820), der trotz KERS-Boost im Mittelsektor keine Akzente setzen konnte. Sein Teamkollege Giancarlo Fisichella (16.) war diesmal in den ersten 20 Minuten bis auf eine halbe Sekunde dran, scheiterte aber wieder gleich zum Auftakt - obwohl Mark Webber (Red-Bull-Renault) nach einem Crash am Vormittag gar nicht teilnehmen konnte.

Sébastien Buemi

Starke Leistung, aber zwei Abflüge: Sébastien Buemi in den Top 10 Zoom

Nico Rosberg (Williams-Toyota) wurde Elfter, Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) 13. - und Lokalmatador Kazuki Nakajima (Williams-Toyota) scheiterte als 17. sogar am ersten Cut. Doch auch ohne Japaner steht uns morgen ein spannendes Rennen ins Haus - mit welcher Startaufstellung auch immer. Eines ist aber klar: Dank der Pole-Position hat Vettel die Möglichkeit, seine Minichance auf den WM-Titel weiterhin zu wahren...