Toro Rosso will sich in Singapur selbst überraschen

Ein langsamer Kurs, hohe Temperaturen - Eigentlich spricht in Singapur wenig für Toro Rosso, doch man hat sich dieses Jahr schon in China gnadenlos unterschätzt

(Motorsport-Total.com) - Die Vorzeichen bei Toro Rosso für das Singapur-Wochenende sind nicht besonders gut: Der STR8 erwies sich bislang vor allem auf schnellen Kursen als konkurrenzfähiges Auto, wird allerdings viel Abtrieb verlangt und sind hohe Temperaturen zu erwarten, kann man das Potenzial nicht so recht freimachen.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Toro Rosso rechnet mit einem schwierigen Wochenende in Singapur Zoom

Und genau das ist auf dem winkeligen Stadtkurs zu erwarten, wo die Formel 1 unter der enormen Luftfeuchtigkeit und den hohen Temperaturen ächzt. Das weiß auch Daniel Ricciardo, der am Monza-Wochenende eine starke Leistung geboten hatte und als Siebter sechs WM-Punkte holte. "Es ist zwar mental nicht gut, so etwas zu sagen, bevor das Wochenende begonnen hat, aber wir rechnen nicht damit, dass das unsere stärkste Strecke sein wird", hält sich die Zuversicht des zukünftigen Red-Bull-Piloten in Grenzen.

China gibt Hoffnung

Er sieht aber nicht unbedingt schwarz. Der Grund? In China rechnete Toro Rosso dieses Jahr mit einem schwachen Wochenende, überzeugte dann aber mit Platz sieben für Ricciardo. "Im Vorjahr waren wir dort wahrscheinlich am schlechtesten, und dann hatten wir dort eines unserer besten Ergebnisse", blickt der Australier zurück. "Wir werden sehen, was passiert, wenn wir in Singapur auf die Strecke gehen. Ich werde nicht zu viel vorhersagen, wir wollen für eine positive Überraschung sorgen."

Eines ist für ihn klar: "Wenn wir hier stark sind, dann sollten wir auch bei den restlichen Rennen in dieser Saison stark aussehen - die sollten uns besser liegen. Singapur ist für uns ein bisschen eine Unbekannte."

Hilfe durch die Dunkelheit?

Teamkollege Jean-Eric Vergne sind die Schwächen des STR8 ebenfalls bewusst, er glaubt aber, dass die hohen Temperaturen für das Auto kein Problem sein werden. "Weil wir in der Nacht fahren, wird die Streckentemperatur niedrig sein", erklärt er. "Hoffentlich spielt uns das in die Karten. Dann müssen wir uns noch anschauen, wie das Aerodynamikpaket für viel Abtrieb funktioniert. Bislang hatten wir damit immer Schwierigkeiten, und bei Strecken mit wenig Abtrieb wie Spa oder Monza waren wir schnell. Hoffentlich passt jetzt unser Paket und wir können um die Punkteränge kämpfen."

Doch nicht nur das Auto ist gefordert, sondern auch der Pilot - Singapur gilt für die Piloten als größte Herausforderung der Formel 1. Dem widerspricht Vergne nicht: "Es gibt viele Kurven, und die Strecke ist sehr wellig. Das ist sehr hart. Es handelt sich um den längsten Grand Prix des Jahres, und er ist physisch und mental mit Sicherheit der schwierigste. Ich bin aber physisch bereit und kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht."


Fotos: Großer Preis von Singapur


Er profitiert dabei von der guten Vorbereitung vor der Saison, denn seiner Meinung nach kann man während der Saison kaum noch nachlegen, wenn die Fitness nicht stimmt. "Wenn man zu Beginn einer Formel-1-Saison nicht fit ist, dann wird es sehr schwierig, während der Saison fit zu werden, da es so viele Rennen gibt und man gar nicht so viel Zeit hat, um zu trainieren. Ich bin also schon lange bereit."

Ricciardo als Stadtkurs-Spezialist

Teamkollege Ricciardo gilt zudem als großer Fan von Stadtkursen - auch das Layout des Marina-Bay-Street-Circus hat es ihm angetan. "Ich liebe die Strecke, denn ich liebe alle Straßenkurse", sagt er. "Vor allem der letzte Sektor hat es in sich. Dort gibt es recht viele Links-Rechts-Kombinationen. Wenn man da im ersten Teil der Kurve zu sehr pusht, dann kann man den Ausgang vergessen. Man muss geduldig sein, aber gleichzeitig ist es ein Straßenkurs, und man muss pushen und so nah an die Mauern ranfahren wie möglich. Das ist herausfordernd, aber macht Spaß. Ich genieße das."

"Ich liebe die Strecke, denn ich liebe alle Straßenkurse." Daniel Ricciardo

Er rechnet diesmal wie 2012 mit WM-Punkten: "Wir haben im Vorjahr hier Punkte geholt, und ich bin der festen Überzeugung, dass wir dieses Jahr ein stärkeres Paket haben. Ich werde pushen und dabei wahrscheinlich ein paar Mauern küssen - hoffentlich nicht zu hart."

Vergne will endlich wieder punkten

Vergne möchte nun vor allem endlich sein Pech abschütteln: In Spa und in Monza wurde er Opfer eines Reifenschadens und eines Defektes und konnte somit von seinem starken Auto nicht profitieren. Seit Kanada wartet er nun schon auf weitere WM-Punkte. "Manchmal ist es so - man versucht sein Bestes, und das Glück ist einfach nicht da", klagt er.

Dazu kam, dass Teamkollege Ricciardo am Monza-Wochenende im Rampenlicht stand, weil er zum Red-Bull-Piloten befördert wurde - für den Franzosen keine einfache Situation. Dennoch sieht er die Entscheidung seines Arbeitgebers positiv: "Ich finde, das ist eine gute Sache. Wir sind Teil des Red-Bull-Programms, und es ergibt Sinn, dass einer von uns zu Red Bull geht. Das Leben geht auch für mich weiter, ich bleibe in einem guten Formel-1-Team. Ich denke, dass wir jetzt ein sehr gutes Auto bekommen und ein starkes Saisonende haben werden. Nächstes Jahr erwarte ich, dass mir das Team ein wirklich gutes Auto gibt - die Leute in der Fabrik arbeiten wie verrückt."