Toro Rosso will Sauber in Suzuka die Stirn bieten
Warum man bei Toro Rosso zuversichtlich ist, in Suzuka konkurrenzfähig zu sein, was in Südkorea schieflief und wie die Fahrer das Duell gegen Sauber einschätzen
(Motorsport-Total.com) - Für Toro Rosso wird es in den letzten fünf Saisonrennen noch einmal richtig spannend: Sauber hat mit Nico Hülkenbergs tollem vierten Platz in Südkorea in der Konstrukteurs-WM gleichgezogen - beide Rennställe halten nun bei 31 WM-Punkten. Da die kleine Red-Bull-Truppe aber nur einen sechsten Platz durch Jean-Eric Vergne in Kanada als bestes Ergebnis zu Buche stehen hat, fiel man im Klassement sogar hinter die Schweizer auf Rang acht zurück.

© Toro Rosso
Toro Rosso will alles versuchen, um Saubers Erfolgslauf zu verhindern Zoom
Da war der Doppelausfall in Südkorea klarerweise besonders schmerzhaft, zumal Daniel Ricciardo auf dem Weg zu einem Punkteergebnis war. Zunächst sah es so aus, als wäre der "Aussie" wie im Jahr davor mit einem Bremsdefekt ausgeschieden, doch nun korrigiert er dies: "In Wahrheit hatten wir ein Problem mit der Bremsbelüftung. Einige Trümmer gerieten in die Kühlung, und dann hat der Motor überhitzt. Das ist der Grund, warum wir sofort gestoppt haben."
Eine frustrierende Erfahrung für den Mann aus Perth: "Wenn so etwas 20 Runden vor Rennende passiert, dann sagt man, das so etwas schon vorkommen kann, aber wenn es drei Runden vor dem Ende eines schwierigen Rennwochenendes passiert und man in den Punkterängen liegt, dann ist das schwer zu verdauen."
Sind die Südkorea-Probleme gelöst?
In Suzuka sollte das Problem beseitigt sein: "Wir hatten in Singapur ein paar Updates, und um auf der sicheren Seite zu sein, werden wir vielleicht einen Schritt zurückgehen und Teile verwenden, die wir während des Großteils dieser Saison verwendet haben, zumindest im vorderen Bereich des Autos, bei den Bremsen. Dort liegt das Problem, aber ich habe keine Angst, dass es sich hier auswirken sollte."
Dennoch blieb Toro Rosso in Südkorea unter den Erwartungen. Ricciardo hat dafür eine Erklärung: "Es geht um ein paar mechanische Dinge, die wir hier hoffentlich etwas besser im Griff haben werden. In Südkorea hätten wir einen zusätzlichen Tag benötigt, um herauszufinden, was wirklich vor sich geht. Es ist sehr komplex. Wir wissen jetzt definitiv mehr und haben in Südkorea einiges gelernt, es ist aber nicht ganz sicher, ob wir das auch so schnell umsetzen können."
Suzuka-Charakteristik kommt Toro Rosso entgegen
Der Noch-Toro-Rosso-Pilot ist für das Rennen in Suzuka zuversichtlich: "Es handelt sich auf jeden Fall um eine Strecke, wo wir um die Top-10-Plätze kämpfen können." Er hat dafür eine technische Erklärung: "Es scheint, als hätten wir diese Saison bessere Ergebnisse auf Strecken, wo die Vorderachse wichtig ist - also dort, wo man Graining an der Vorderachse hat und der Verschleiß hoch ist. Suzuka sollte für die Hinterreifen nicht zu fordernd sein."
Zudem spielt das Talent des Fahrers auf der spektakulären Achterbahn in Suzuka eine Rolle - ein Vorteil für Ricciardo? "Ich hoffe es", lacht er. "Es handelt sich um eine Fahrerstrecke - hier kann man ein bisschen mehr herausholen, und mir gefällt der Gedanke, dass mir die Strecke liegen sollte. Zumindest habe ich hier großen Spaß."
Ricciardo: Volles Adrenalin in Sektor eins
Im Vorjahr sicherte sich Ricciardo das letzte verbleibende WM-Pünktchen und wehrte sich gekonnt gegen Michael Schumacher, der keinen Weg vorbei fand. Suzuka hat schon viele denkwürdige in der Formel-1-Geschichte erlebt, und für den Toro-Rosso-Mann wertet dies die Strecke zusätzlich auf. "Ich denke aber nicht daran, wenn ich auf der Strecke bin", sagt er. "Dann beschäftigt mich der Augenblick zu sehr, ich genieße die Strecke und lasse die Historie hinter mir, wenn ich 300 km/h schnell bin. Hoffentlich kann ich eines Tages selbst hier Geschichte schreiben."
Warum die Strecke für ihn so herausragend ist? "Die gesamte Runde ist unglaublich", schwärmt er. "Es fängt an mit dem besten ersten Sektor in der gesamten Formel 1 - man beginnt also schon mit einem Lächeln im Gesicht, denn man weiß: Je schneller man da durchfährt, desto mehr Spaß macht es. Das Adrenalin und das Selbstvertrauen, das man im ersten Sektor gewinnt, hält für die gesamte Runde."
Er hofft, dass es ausreicht, um den direkten Rivalen Sauber zu schlagen: "Das Duell fängt nun bei Null an, und obwohl sie viele Punkte aufgeholt haben - vor allem in Südkorea -, bin ich zuversichtlich, dass wir sie wieder überholen können. Schauen wir mal, wie es läuft. Unser Ziel ist es auf jeden Fall, vor ihnen zu landen."
Vergne: Fehler ab sofort verboten
Auch Teamkollege Vergne weiß, dass es für Toro Rosso im Duell mit Sauber nun um viel geht: "Es handelt sich um eine fünf Rennen dauernde Weltmeisterschaft. Es ist sehr eng, also müssen wir das Maximum herausholen und alles richtig machen." Er hofft, dass der Grand Prix von Südkorea für eine Trendwende gesorgt hat: "Wir haben uns seit Südkorea sehr intensiv darauf konzentriert, herauszufinden, warum das Auto dort nicht funktioniert hat und was die Probleme bei den Bremsbelüftungen verursacht hat. Wir haben viel am Auto verändert, und wir werden wie verrückt pushen, um mehr Punkte einzufahren. Ich glaube, dass wir ein gutes Auto haben."
Die Atmosphäre und der Kurs sorgen nun abseits des spannendes Kampfes in der WM für zusätzliche Euphorie beim Franzosen: "Der Grand Prix hier ist einmalig - sogar am Mittwoch waren die Ränge voll, und die Leute haben den Mechanikern bei den Aufbauarbeiten trotz Regens zugeschaut. Ich musste viele Autogramme geben, eines sogar auf den Arm eines Babys."
Der Kurs hat es auch Vergne angetan: "Ich liebe die Strecke, und ich liebe Japan, wo uns ein Empfang bereitet wird wie wir ihn in anderen Ländern nicht erleben. Ich genieße also die Atmosphäre, und darüber hinaus ist der Kurs einfach unglaublich. Es gibt alle Arten von Kurven - schnelle, überhöhte, alles, was man sich vorstellen kann. Der erste Sektor ist am schwierigsten - wenn man die erste Kurve verhaut, dann verliert man in den darauffolgenden Kurven viel Zeit. Der Schlüssel hier ist, alle Kurven perfekt hinzukriegen."

