• 06.10.2013 13:47

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Hülkenberg-Fahrt: Nicht nur sauber, sondern porentief rein

Nico Hülkenberg setzt mit Platz vier im Grand Prix von Südkorea ein Glanzlicht: Tolle Duelle gegen Topstars und beste Eigenwerbung für die Saison 2014

(Motorsport-Total.com) - Wer hätte das gedacht? Nico Hülkenberg hat aus den vergangenen drei Rennen mehr Punkte (24) geholt als Mercedes-Superstar Lewis Hamilton (22). Der Sauber-Pilot, der schon in Monza mit Platz fünf geglänzt hatte, setzte im Grand Prix von Südkorea noch einen drauf: Platz vier. "So etwas hatten wir nicht erwartet. Von Startplatz sieben hatte ich damit gerechnet, dass ich eher nach hinten schauen müsste, um den Platz wenigstens zu halten. Ist doch klar, wenn hinter einem ein Kimi Räikkönen und ein Red Bull stehen", berichtet der Emmericher.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Die Ex-Weltmeister im Nacken: Nico Hülkenberg gegen Hamilton und Alonso Zoom

"Wir hatten heute eine Chance und die haben wir genutzt. So muss es sein", macht Hülkenberg klar. Der Deutsche ist bislang der einzige Punktelieferant in Reihen von Sauber. Seine Leistungen haben die Schweizer nun in der WM-Wertung sogar an Toro Rosso vorbei gebracht. "Es passte alles zusammen. Das war für das gesamte Team ein fantastisches Wochenende", freut sich Teamchefin Monisha Kaltenborn. "Damit etwas so gut läuft, müssen viele Faktoren zusammenspielen, die allesamt sehr wichtig sind."

"Die Basis ist sicherlich immer das Auto, das das nötige Potenzial mitbringen muss. Dann braucht es einen Fahrer, der dieses Potenzial nutzen kann. Dann benötigt man ein gutes Team, das im Rennbetrieb alles gut umsetzt", zählt die Österreicherin im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' auf. Sauber ist im Aufschwung. Die Grundlagen für aktuelle Glanzlicher wurden im Hochsommer gelegt. Man brachte ein großes Update an den C32, Pirelli veränderte die Reifen und Hülkenberg etablierte sich im Team.

Hülkenberg und Team spielen besser zusammen

"Nico hat sich besser eingelebt. Bei uns sind die Abläufe etwas anders als in einem britischen Team. Da brauchte es seine Zeit, damit man sich aneinander gewöhnt und sich entsprechend einstellt", sagt Kaltenborn. "Meine Eingewöhnung ins Team ist ein Faktor", stimmt Hülkenberg zu. "Es dauert seine Zeit, bis man wirklich eine tiefgründige Beziehung aufgebaut hat und manchmal Blicke ausreichen, keine Worte mehr nötig sind. Es läuft alles besser ab."

"Für mich kommt noch ein wichtiges Element hinzu: Dass wir das Auto besser verstehen", sagt die Teamchefin. "Das spielt eine enorme Rolle. So vieles hat sich am Auto nicht verändert. Es ist vielmehr die Tatsache, dass wir gelernt haben, wie wir mit dem Auto arbeiten müssen. Wir gehen andere Wege beim Setup. Das macht viel aus. Natürlich haben die Reifen uns geholfen. Im Vorjahr war es genau andersherum. Als damals die Reifen verändert wurden, da war das nicht gut für uns."

Nico Hülkenberg, Monisha Kaltenborn

Gemeinsame Freude: Nico Hülkenberg und Teamchefin Monisha Kaltenborn Zoom

Im Grand Prix von Südkorea nutzte Hülkenberg das volle Potenzial des Sauber C32. Mehr noch: Er überspielte etwaige Schwächen, nutzte die Stärken des Autos, um schnellere Fahrzeuge hinter sich zu halten. "Es war ein hartes und langes Rennen, es gab ständig Druck von hinten. Aber im ersten Stint konnte ich Alonso lange Zeit halten. Unser Auto hatte eine phänomenale Traktion und einen guten Top-Speed. Dann stellt man sich bezüglich Einsatz von KERS und so weiter auf die Situation ein, dann passt das schon. So kommt man dahin, dass man nicht überholt werden kann", erklärt die Sauber-Speerspitze.

Saison 2014: Bleibt er, oder geht er?

"Im ersten Sektor ging es darum, gut aus den Ecken herauszukommen. Im zweiten und dritten Sektor kann man kaum überholen. Allerdings war Lewis im dritten Abschnitt unwahrscheinlich schnell. Der war teilweise so nahe an mir dran - ganz erstaunlich", wundert sich Hülkenberg nach erfolgreichem Kampf gegen den Ex-Champion im Silberpfeil. "Scheint so, als würde der Mercedes null Probleme in den Luftverwirbelungen hinter anderen Autos haben. Unfassbar, wie nahe er hinter mir fahren konnte."

Die erfolgreiche Fahrt war beste Werbung in eigener Sache. Hülkenberg hat noch kein Cockpit für 2014. "Gute Resultate sind immer willkommen. Aber niemand bildet sich eine Meinung auf Grundlage eines einzigen Rennens", sagt der Deutsche, der mit Lotus und McLaren in Verbindung gebracht wird. "Keine Spekulationen über das kommende Jahr", wiegelt Teamchefin Kaltenborn ab. Die Österreicherin schließt nicht aus, "Hülk" auch im kommenden Jahr im Team zu haben. "Es ist eine denkbare Möglichkeit, ihn zu behalten."


Fotos: Nico Hülkenberg, Großer Preis von Südkorea


"In den ersten sieben oder acht Rennen des Jahres lief es schlecht. Es gab damals nur wenige Anzeichen auf Fortschritte. Plötzlich hat es aber den Aufschwung gegeben, als sei ein Schalter umgelegt worden. Natürlich ist man dann mal enttäuscht, wenn man mit einem Teamwechsel einen Schritt nach vorn gehen wollte, es sich aber zunächst als Rückschritt darstellt. So ist es in der Formel 1. Wichtig ist, wie man damit umgeht. Man muss mit der Situation zurechtkommen und weiter seinen Job machen", berichtet Hülkenberg von seinen ersten Monaten bei Sauber. Die Zeichen standen schon mal deutlicher auf Abschied als heute.

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