• 11.06.2018 15:41

  • von Dominik Sharaf, Adam Cooper & Oleg Karpow

Toro Rosso: Wieso ein Motoren-Hickhack Red Bull zugute kam

Pierre Gasly fuhr in Kanada erst mit dem Honda-Update, dann wurde zurückgerüstet und wieder auf die neue Version gesetzt - Die Strafe dafür viel erstaunlich mild aus

(Motorsport-Total.com) - Ein Antriebswechsel am Toro Rosso von Pierre Gasly hat im Rahmen des Kanada-Grand-Prix für Verwirrung gesorgt. Da der Franzose nach dem Qualifying - also unter Parc-ferme-Bedingungen - Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H und MGU-K tauschen ließ, gingen viele Beobachter davon aus, dass er aus der Boxengasse starten müsste. Pustekuchen! Er fuhr vom 20. Platz aus los.

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly

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Rennleiter Charlie Whiting begründete das Urteil damit, dass die Teile am STR13 nach der Erneuerung der Komponenten in Sachen Gewicht, Trägheit, Design und Funktionalität identisch gewesen wären. Ergo habe es sich nicht um einen Bruch der Parc-ferme-Regeln gehandelt. Es sei nur eine Strafversetzung nach den Antriebsvorschriften - in diesem Fall um zehn Plätze - fällig geworden.

Das Kuriosum ist, dass bei Gasly keine identischen Teile getauscht wurden, sondern das viel beachtete Honda-Motorenupdate zum zweiten Mal eingebaut wurde. Die zweite Ausbaustufe des Honda-Hybriden hielt die FIA aber nicht für einen so großen Fortschritt, dass eine heftigere Strafe erforderlich gewesen wäre. Diese Entscheidung sagt nebenbei viel über die Qualität des Updates aus.

Toro Rosso hatte es im dritten Freien Training verwendet, rüstete anschließend aber zurück. Teamchef Franz Tost sagt 'Motorsport-Total.com': "Honda hatte in den Daten erkannt, dass vielleicht etwas nicht so funktionieren würde wie erwartet." Weil nicht genug Zeit blieb, um die Auffälligkeiten in Japan zu ergründen, ging man auf Nummer sicher und entscheid sich für die alte Spezifikation.

Als am Samstagabend klar war, dass kein erhöhtes Ausfallrisiko besteht, entschieden die Ingenieure, Gaslys 16. Startplatz zu opfern und doch auf das Update zu setzen - mitsamt frischer Teile. Laut Tost ging es bei dem Manöver darum, die Strafe lieber in Kanada als in Frankreich oder Österreich zu kassieren. Möglicherweise wollte Gasly beim Heim-Grand-Prix nicht von hinten losfahren.


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Nebeneffekt: Red Bull, das an einem Wechsel zu Honda-Motoren im Jahr 2019 interessiert ist und sich in Kürze wird entscheiden müssen, erhielt so mehr Daten, um die Güte der überarbeiteten Antriebe einschätzen zu können. Ein Glücksfall, denn Brendon Hartley im zweiten Toro Rosso schied bereits in der ersten Runde aus und konnte so gut wie gar keine Informationen liefern. Tost relativiert: "Darum ging es in unseren Beratungen überhaupt nicht. Red Bull hatte damit nichts zu tun."

Gasly jagte schließlich dem Feld direkt hinterher und wurde Elfter. Mit einem ordentlichen Qualifying (er musste in Q1 zum Wiegen und wurde aufgehalten) wäre der Toro Rosso aber für WM-Punkte gut gewesen, schätzt er. Dass er Charles Leclerc auf Rang zehn in der Schlussphase trotz Sichtkontakt nicht attackierte, hätte an blauen Flaggen und dem guten Topspeed des Sauber gelegen. "Es ist nicht so einfach, so jemanden zu überholen", sagt Gasly. Besonders mit einem Honda-Motor.

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