• 24.03.2002 14:23

Todt: "Schumacher ist ein Verrückter"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt über den F2002 und warum der Meinung ist, dass Michael Schumacher ein wenig verrückt ist

(Motorsport-Total.com/sid) - Ferrari-Teamchef Jean Todt hat das Festhalten am Vorjahresauto als die richtige Strategie verteidigt. Gleichzeitig sagte der Franzose im Interview mit der 'Bild am Sonntag', dass der neue Ferrari F2002 "definitiv schneller" sei. "Wir hatten letztes Jahr das mit Abstand beste Auto, und es ist schwer, etwas nahezu Perfektes noch zu steigern. Die Konkurrenz wusste sofort, wo sie ansetzen muss. Unsere Ingenieure haben sich dagegen Zeit gelassen und sehr viel nachgedacht", begründete Todt die Treue zum F2001.

Titel-Bild zur News: Podium Ungarn 2001

Michael Schumacher ist nach Meinung von Jean Todt motorsportsüchtig

Todt gibt zu, dass Ferrari Angst hatte, beim neuen Auto könnte die Zuverlässigkeit leiden, da es erst relativ spät fertig geworden war. "Wir wollen uns so sicher wie möglich sein, dass das Auto einwandfrei funktioniert. Und genau aus diesem Grund bringen wir es ja so spät", sagte der Ferrari-Teamchef. Schumacher und Teamkollege Rubens Barrichello (Brasilien) hatten den F2002 in Barcelona in der vergangenen Woche intensiv getestet und sich positiv über das Fahrverhalten des neuen roten Renners geäußert.

Auch mit dem "Gebrauchtwagen" war Michael Schumacher allerdings kaum zu bremsen. Der viermalige Weltmeister gewann das Auftaktrennen in Melbourne, belegte in Malaysia trotz einer Startkollision noch den dritten Platz und führt die WM-Gesamtwertung vor dem Großen Preis von Brasilien am 31. März in Sao Paulo mit 14 Punkten vor den BMW-Williams-Piloten Juan Montoya (Kolumbien/12) und Bruder Ralf (10) an.

Todt weist Vorwürfe aus Italien zurück, Ferrari habe viel zu überstürzt gehandelt und nur deshalb das Vorjahresmodell aus der Garage geholt. "Das ist Unsinn. Wir haben beschlossen, mit dem alten Auto in die neue Saison zu gehen und uns mit Bridgestone zunächst voll auf die Reifenentwicklung konzentriert. Unsere Rechnung ging auf", betont der Rennleiter. An die Adresse der Gegner gerichtet, sagt Todt geradezu euphorisch: "Wir wollen gar nicht mehr aufhören, zu gewinnen. Wir wollen immer weiter siegen."

Wichtigster Erfolgsgarant für Ferrari ist laut Todt auch in den kommenden Jahren Michael Schumacher. "Die Formel 1 ist Teil seines Lebens. Michael ist ein glücklicher Mensch, dieses Glück macht ihn so schnell", meinte der Franzose. Todt macht sich aber auch Sorgen um den schnellsten und teuersten Angestellten bei Ferrari: "Michael ist auch ein Verrückter, wir dürfen ihm nicht zu viel zumuten. Wenn er mal zwei Tage nicht im Auto sitzt, dann geht er mit seinem Freunden Go-Kart fahren."

Wenn Ferrari bei Michael Schumacher anruft und ihn fragt, ob er testen wolle, würde er niemals nein sagen. Michael sei immer sofort bereit, erzählt Todt: "Doch in Zukunft wollen wir ihn mehr schonen. Aus diesem Grund haben wir in Luciano Burti einen zweiten Testfahrer verpflichtet." Der Ferrari-Teamchef hofft, dass Schumacher nie den Spaß verliert: "Denn so lange er Spaß an der Rennerei hat, so lange haben wir den besten Fahrer der Welt."