• 08.10.2006 13:24

Todt: "Mathematisch ist es noch möglich"

Nach dem Motorschaden bei Michael Schumacher sieht Ferrari-Teamchef Jean Todt die WM-Chancen realistisch, ganz aufgeben will er aber noch nicht

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jean, wie lautet dein Fazit nach diesem Renntag?"
Jean Todt: "Definitiv eine große Enttäuschung, denn mit Felipe und Michael in der ersten Reihe hatten wir ein besseres Resultat erwartet als nur den zweiten Platz von Felipe. Zwei Dinge haben das Rennen beeinflusst: Michaels Motorschaden und bei Felipe ein vorgezogener Boxenstopp, weil er einen schleichenden Reifenschaden hatte. Aus Sicherheitsgründen mussten wir ihn hereinholen - und als er wieder auf die Strecke ging, wurde er von einem langsameren Auto aufgehalten. So ist das im Rennsport."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt weiß, dass Ferraris Chancen nun auf ein Minimum reduziert sind

"Wir wissen, dass man zum Gewinn der Weltmeisterschaft Performance, gute Reifen und ein gutes Team braucht, ebenso wie Zuverlässigkeit, gute Fahrer. Heute hatten wir die Zuverlässigkeit nicht und wir mussten einen hohen Preis dafür bezahlen. Es war unser eigener Fehler. Die anderen haben keine Fehler gemacht, also ist dieses Resultat nur logisch."#w1#

Motorschaden kam völlig unangekündigt

"Es war ein plötzlicher Defekt. Wir kennen die genaue Ursache nicht." Jean Todt

Frage: "Ist der Motorschaden schon geklärt?"
Todt: "Nein, es war ein plötzlicher Defekt. Wir kennen die genaue Ursache nicht. Ich hoffe, wir werden sie herausfinden, aber ich muss sagen, dass der Motor ziemlich beschädigt ist."

Frage: "Gab es eine Vorwarnung?"
Todt: "Nein, nichts."

Frage: "Es war der erste Ferrari-Motorschaden seit 2000 in einem Rennen..."
Todt: "Der kam dann nicht zum richtigen Zeitpunkt!"

Frage: "Wart ihr nach dem Qualifying siegessicher?"
Todt: "Es sah gut aus, aber wir wussten, dass zwischen einer Runde im Qualifying und dem Rennen ein Unterschied ist, denn wir kannten ja nicht die Benzinmengen und andere Parameter. Gleichzeitig hatten wir im Rennen trotzdem eine Pace, mit der wir das erreicht hätten, was wir wollten, aber dann trat das besagte Problem auf."

Frage: "Kennt ihr den Grund für Felipe Massas Reifenproblem?"
Todt: "Er hatte einen Schnitt im Reifen, gleich von Anfang an, aber langsam ging Luftdruck verloren, bis wir uns zum Boxenstopp entschieden."

Frage: "Michael Schumacher sagt, dass der WM-Titel so gut wie verloren ist. Teilst du diese Ansicht?"
Todt: "Mathematisch ist es noch möglich, aber logisch wissen wir, dass es sehr schwierig wird. Gut ist, dass wir noch in beiden Meisterschaften eine Chance haben. Jetzt liegt es nicht mehr nur an uns, sondern wir müssen auf Probleme des anderen Teams hoffen. Viele Faktoren liegen außerhalb unserer Kontrolle, aber gleichzeitig werden wir die heutige Enttäuschung hinter uns lassen. Wir sind sehr motiviert. Warten wir einfach ab."

Frage: "Nach so einer Aufholjagd müssen die heutigen Ereignisse schwer zu verdauen sein, nicht wahr?"
Todt: "Wir sind seit so vielen Jahren in diesem Geschäft. Wenn es läuft, ist man glücklich, wenn nicht, muss man die nächste Seite aufschlagen und an die unglaubliche Zeit denken, die wir ja auch hatten - mit Erfolg, Freundschaft und einzigartigen Beziehungen. Wir sind sehr glücklich, dass wir unsere Leidenschaft ausüben können. Es passieren schlimmere Dinge in der Welt, daher darf man so etwas nicht überbewerten."

Ferrari wird auch in Brasilien alles geben

"Wir werden unser Bestes geben." Jean Todt

Frage: "Ändert das heutige Resultat etwas an eurer Herangehensweise an Brasilien? Werdet ihr genauso aggressiv sein wie ursprünglich geplant?"
Todt: "Wir werden unser Bestes geben."

Frage: "Wird Michael Schumacher trotzdem nächste Woche in Jerez testen?"
Todt: "Ich muss sagen, dass ich ihn das nicht gefragt habe, daher weiß ich es nicht sicher. Wir werden euch informieren, wer in Jerez testen wird."

Frage: "Sind für den Jerez-Test noch große aerodynamische Weiterentwicklungen geplant?"
Todt: "Wir haben schon ein paar Sachen, aber nichts Großes."

Frage: "Realisiert man in Momenten wie diesen, was für ein Vermächtnis Michael Schumacher hinterlässt?"
Todt: "Können wir diese Frage auf nach Brasilien verschieben? Im Moment fährt er noch ein Rennen, dann können wir darüber reden, was er hinterlässt und was wir an ihm vermissen werden."

Frage: "Was macht ihn zu so einem fantastischen Fahrer?"
Todt: "Er ist ein großartiger Mensch, klug, hingebungsvoll, ein Teamplayer, ein guter Vater, Freund und Ehemann - das sagt zumindest Corinna."

Frage: "Was sagst du zu der Arbeit, die er für Ferrari geleistet hat?"
Todt: "Ich denke, es war eine gute Kombination. Ferrari hat einen fantastischen Job für ihn gemacht und er für Ferrari. Das passt wunderbar zusammen. Es ist nie einseitig. Wenn man Erfolg hat, bedeutet das, dass es für beide Seiten passt. Sonst klappt es nicht."