Das Interview zum Rennen mit Michael Schumacher
In der 37. Runde platzte Michael Schumachers Traum vom Sieg in Japan: "Ausfall, zehn Punkte weg - damit im Prinzip Meisterschaft entschieden"
(Motorsport-Total.com) - So hoffnungsvoll und als klarer Favorit auf den Sieg war Michael Schumacher in den Grand Prix von Japan gestartet, doch nach 37 Runden war der Traum von zehn wertvollen WM-Punkten vorbei. Der Ferrari-Motor des siebenfachen Weltmeisters löste sich in Rauch auf, dennoch trug er die WM-Vorentscheidung mit Fassung.

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Michael Schumacher nach seinem Ausfall im heutigen Grand Prix von Japan
Frage: "Michael, wie hast du die 37. Runde erlebt?"
Michael Schumacher: "Nicht anders als die Leute im Fernsehen. Der Motor hat nachgelassen und hat sich dann letzten Endes in Rauch aufgelöst."#w1#
Motorschaden kam völlig überraschend
Frage: "Hat sich das irgendwie angekündigt?"
Schumacher: "Nein."
Frage: "Was geht einem in so einem Moment durch den Kopf?"
Schumacher: "Das ist eine ziemlich kühle Rechnung, die einem da durch den Kopf geht: Ausfall, zehn Punkte weg - damit im Prinzip Meisterschaft entschieden."
Frage: "Was war deine erste Reaktion nach dem Ausfall?"
Schumacher: "Ich war natürlich schon enttäuscht, aber andererseits war in dem Moment sofort klar, was passiert ist und welche Konsequenzen das haben würde."
Frage: "War das der bitterste Ausfall deiner Karriere?"
Schumacher: "Nein, mit Sicherheit nicht. Wir haben eigentlich eine Meisterschaft wieder zum Leben gebracht, die irgendwo schon entschieden schien. Insofern dürfen wir auch stolz sein auf alles, was wir bis jetzt erreicht haben, auch in diesem Jahr. Es soll halt dieses Jahr nicht sein, und der Funken Hoffnung, der noch bleibt, auf den baue ich nicht auf, aber wir haben noch die Konstrukteursmeisterschaft. Da gibt es vielleicht noch Möglichkeiten, Dinge zu verbessern."
Frage: "Wir alle kennen dich als jemanden, der nie aufgibt. Wolltest du das auch zum Ausdruck bringen, als du den Mechanikern die Hand gegeben hast?"
Schumacher: "Nicht wirklich. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht mehr an die Meisterschaft. Das muss man schon ganz klar sehen. Wir alle wissen: Ein Punkt reicht Fernando - und das heißt im Großen und Ganzen, dass er spazieren fahren kann. Davon auszugehen, dass jemand einen Ausfall hat, und einen Gewinn zu planen, das ist nicht die Basis, auf die ich aufbauen möchte. Insofern werden wir nach Brasilien gehen und dort unser Bestes geben, aber eher in Hinsicht der Konstrukteursmeisterschaft, denn da ist noch ein bisschen mehr Hoffnung. Schauen wir mal!"
Frage: "Wahrscheinlich hätte niemand geglaubt, dass Fernando Alonso heute gewinnt und du ausscheidest. In der Formel 1 kann alles passieren..."
Schumacher: "Der Grund ist ja, dass ich ausgefallen bin, denn ansonsten hatten wir ein gut geplantes Rennen. In den Zeiten, in denen wir schnell sein mussten, waren wir schnell. Das wäre sich ganz gut ausgegangen."
Schumacher sieht das Gute an der Niederlage
Frage: "Wie lange brauchst du jetzt, um das zu verdauen?"
Schumacher: "Das habe ich schon verdaut. Ich weiß, dass es danach keine Möglichkeit mehr für mich gibt. Ich habe alles versucht in diesem Jahr, wir zusammen, und es hat halt nicht sollen sein. Wir haben gemeinsam schon viel erreicht, und darauf dürfen wir stolz sein, zufrieden. Wenn das jetzt nicht klappt, davon geht die Welt nicht unter."
Frage: "Du hast bis China 25 Punkte Rückstand aufgeholt. Tröstet es, dass du es noch so spannend gemacht hast?"
Schumacher: "In gewisser Hinsicht schon, ja."
Frage: "Haben sich jetzt alle Träume in Rauch aufgelöst?"
Schumacher: "Wie gesagt, die Konstrukteursmeisterschaft ist theoretisch noch drin. Da müssen wir auch ein bisschen Glück haben, aber schauen wir mal."
Frage: "Ein Ausfall gehört wie große Siege zur Formel 1. Sind es diese Momente, warum du den Sport geliebt hast und jetzt vielleicht auch ein bisschen hasst?"
Schumacher: "Ich hasse ihn keineswegs, das muss ich ehrlich sagen, denn die Situation ist ganz einfach Racing. Es wird alles probiert, jeder gibt sein Bestes - und wir sind nun einmal in einer Meisterschaft, in der wir mit Prototypenautos fahren. Da können solche Dinge vorkommen. Ich mache da überhaupt keinem einen Vorwurf, sondern genau das Gegenteil ist der Fall, denn wir haben uns in den letzten Monaten so sehr gesteigert, dass ich da überhaupt keine bittere Träne vergießen muss."
"Bis zum Ausfall waren wir klar in Führung, wir haben alles richtig gemacht. Insofern bin ich recht zufrieden, denn das Leben besteht nun einmal aus Höhen und Tiefen. Deswegen ist es auch interessant. Wie langweilig wäre ein Leben, wenn es immer nur schön wäre? Da würde es uns ganz schön langweilig werden..."
Frage: "Die theoretische Chance besteht noch. Wie wird die Zeit bis Brasilien für dich aussehen?"
Schumacher: "Ich gehe jetzt erstmal nach Hause."

