Todt in Singapur auf Wahlkampftour

Jean Todt macht in Singapur Werbung für seine FIA-Präsidentschaftskandidatur und sagt: "Meine Stärke ist, die richtigen Leute zu finden"

(Motorsport-Total.com) - Jean Todt, der von Amtsinhaber Max Mosley in Position gebrachte Kandidat auf die FIA-Präsidentschaft, hält sich derzeit in Singapur - unweit seiner Wahlheimat Malaysia - auf, um die Werbetrommel für seine Kampagne zu rühren, um die es zuletzt still geworden war. Schließlich will er am 23. Oktober in Paris mehr Stimmen erhalten als Gegenkandidat Ari Vatanen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Jean Todt

FIA-Präsidentschaftskandidat Jean Todt im Gespräch mit Bernie Ecclestone

Todt hielt gestern nach dem zweiten Freien Training genau wie Vatanen am Hungaroring eine Rede vor der Fahrergewerkschaft GPDA und nahm außerdem an einem Treffen der Teamvereinigung FOTA teil, der er seine Visionen präsentierte. Dabei handelt es sich freilich um reines Lobbying ohne konkreten Stimmenfang, denn über den neuen FIA-Präsidenten entscheiden werden im Oktober bekanntlich nicht die Formel-1-Protagonisten, sondern die Mitgliedsklubs der FIA.#w1#

Mosley will Todt statt Vatanen

Dass Mosley ihn als Nachfolger empfiehlt, empfindet der ehemalige Ferrari-Teamchef nicht als unmoralische Bürde: "Ich meine, es ist ein ausgewogener Wettkampf", wird Todt vom britischen 'Daily Telegraph' zitiert. "Bevor Max mich als seinen bevorzugten Kandidaten vorgeschlagen hat, wurde er auch vom anderen Kandidaten um so eine Erklärung gebeten. Er hat sich aber entschieden, das nicht zu tun. Das ehrt mich."

"Ich sage nicht, ich tue." Jean Todt

Todt erklärt auch, warum er weniger medienpräsent ist als Vatanen: "Ich handle lieber als zu reden. Du musst Dinge anpacken, wenn es effizient ist. Warum nur des Redens wegen reden? Das war schon immer mein Credo. Ich sage nicht, ich tue. Auf Vergleiche lasse ich mich nicht ein. Das ist der Job der Medien. Aber jeder hat seinen eigenen Stil. Ich finde, dass man im Leben den Stil eines jeden Menschen akzeptieren sollte."

Der 63-Jährige ist im Formel-1-Fahrerlager im Gegensatz zu Vatanen nicht gerade ein Sympathieträger - als Ferrari-Teamchef hat er einfach zu viel verbrannte Erde hinterlassen. Hinzu kommt, dass ihm nachgesagt wird, er sei auf FIA-Kosten um die Welt gereist, um auf Stimmenfang zu gehen. Todt dementiert dies aufs Schärfste. Zumindest in Formel-1-Kreisen bereitet aber am meisten Angst, dass er für eine Fortsetzung des verstaubten Mosley-Kurses steht.

"Wir nehmen uns eine Erneuerung vor, aber zu sagen, dass alles, was jetzt existiert oder getan wurde, nicht gut ist, wäre unfair, weil es einfach nicht stimmt", sagt Todt. "Wir brauchen eine Erneuerung, aber unterm Strich hat die FIA das getan, was sie tun musste." Die Skandale der vergangenen Jahre seien nicht gut gewesen, aber auch nicht so schlecht, wie sie manchmal dargestellt werden: "Wenn die Leute zu nett sind, verkaufen sich die Magazine nicht..."

Kein Anpacker, sondern ein Manager

"Ich bin ein Manager." Jean Todt

"Ich bin ein Manager", sagt der Franzose über sich selbst. "Alleine kann ich viele Dinge nicht tun, aber meine Stärke ist, die richtigen Leute zu finden, ihnen die richtigen Positionen zu geben und sie dann zu guter Arbeit zu führen. Darin bin ich gut und das will ich zeigen." Man kann über Todt und seine Visionen für die FIA denken, was man will, doch dass er ein guter Führer ist, hat er als erfolgreichster Ferrari-Teamchef aller Zeiten zweifellos bewiesen.

Interessenskonflikte sieht er wegen seiner früheren Tätigkeiten für Peugeot und Ferrari nicht auf sich zukommen: "Wenn du verantwortlich bist, musst du deine Firma oder dein Team verteidigen. Das habe ich immer getan. Wenn ich Präsident der FIA werde, werde ich die Interessen der FIA genauso vertreten wie früher jene von Ferrari und Peugeot", so Todt, der aber zumindest einräumt: "Natürlich könnte das einige Spannungen erzeugen."

Fest steht auch, dass er im Wesentlichen an jenen Leuten festhalten wird, die schon jetzt unter Mosley das Sagen haben: FIA-Medienchef Richard Woods leitet die Todt-Kampagne und dem Todt-Kabinett gehören zahlreiche Mosley-Mitarbeiter an. Sogar Mosley selbst wird als scheidender Präsident einen Sitz im FIA-Senat bekommen. Der steht dem umstrittenen Briten aber auch zu, falls Vatanen die Wahl gewinnen sollte.