• 13.06.2003 12:47

  • von Marcus Kollmann

Todt: "Ich liebe Ferrari und das Team"

Der Ferrari-Sportdirektor spricht über die Vertragsverlängerung, Michael Schumacher und die Situation von Barrichello und Massa

(Motorsport-Total.com) - Nach der am Montag erfolgten überraschenden Verkündung der Verlängerung der Verträge mit allen für Ferraris Erfolge in den letzten Jahren maßgeblich verantwortlichen Schlüsselpersonen, hat sich die Hoffnung der Konkurrenz zerschlagen, dass das Erfolgsteam in Maranello durch den Weggang der einen oder anderen Person geschwächt werden könnte.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Todt sieht die Herausforderung darin, die Konkurrenzfähgikeit zu halten

Verantwortung für Ferrari bewegte Todt zur Verlängerung

Auf einer Pressekonferenz erklärte Ferrari-Sportdirektor Jean Todt gestern, weshalb die Bekanntgabe überraschend aber gezielt kam. "Man darf nicht vergessen, dass unsere aktuellen Vereinbarungen nicht in einer Woche ausgelaufen wären, doch wir haben uns entschieden alle Spekulationen durch die Mitteilung, dass bei Ferrari alles für viele weitere Jahre stabil bleiben wird, zu beenden."

Auf die Frage, was ihn denn selbst dazu angetrieben habe seinen Vertrag zu verlängern, zählte der Franzose gleich eine Vielzahl an seine Entscheidung beeinflussenden Gründen auf. "Ich liebe Ferrari und das Team um mich herum und ich liebe natürlich auch den Erfolg. Ich bin zwar nicht mehr jung, jedoch noch etwas zu jung um mich in den Ruhestand zu verabschieden. Darüber hinaus fühle ich eine gewisse Verantwortung für Ferrari zu haben und ein Teil dieser ist die Arbeit an der Zukunft und am Team."

Aufbau des "Dreamteam" ist Todts größte Leistung

Zweifelsohne kann sich Todt, der Mitte der Neunziger nicht immer unumstritten war, die in der Zwischenzeit erreichten Erfolge mit der Scuderia selbst hoch anrechnen. Doch wer den 57-Jährigen kennt, der weiß, dass es ihm schwer fällt die gemeinsam erreichten Ziele nach außen hin als seine größte Leistung darzustellen. Angesprochen darauf, bestätigte Todt, dass er selbst nicht gerne in Superlativen denkt.

"Die größte Leistung ist vermutlich der Aufbau dieses 'Dreamteam' gewesen. Jetzt besteht die Herausforderung aber darin diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Wenn man sich anschaut was Ferrari in den letzten 10 Jahren erreicht hat, so ist das im Hinblick auf die Siege und Weltmeisterschaften, aber auch hinsichtlich der Stabilität des Teams, mehr als jedes andere Formel-1-Team geschafft hat. Als Michael damals zu Ferrari kam, da dachten einige Leute, dass er nur sechs Monate bleiben würde. Heute kann sich niemand mehr vorstellen, dass er noch einmal für ein anderes Team fahren wird", ist der Franzose aber trotz aller Bescheidenheit auch etwas stolz.

Gespräche mit Rubens werden geführt "wenn die Zeit dafür gekommen ist"

Zum neuen Vertrag mit Michael Schumacher erklärte Todt Folgendes: "Der Vertrag sagt aus, dass Michael für Ferrari bis Ende 2006 fahren wird. Was Ferrari anbelangt, so kann er für das Team so lange fahren wie er das möchte. Sollte er eines Tages zu mir kommen und mir er möchte aufhören, so werde ich ganz gewiss nicht einen Polizisten und Anwalt anschleppen, ihm den Vertrag vorhalten und ihn zum Fahren zwingen."

Anders als von den Medien vermutet, fühlt sich Rubens Barrichello, dessen Vertrag Ende 2004 ausläuft, laut Todt durch die Vertragsverlängerung auch nicht bereits aufs Abstellgleis geschoben: "Das ist eine Situation die Rubens schon einmal erlebt hat. Er hat seinen Vertrag für 2003 und 2004 zu einem späteren Zeitpunkt als Michael verlängert. Das ist ganz einfach die Art wie die Formel 1 funktioniert und das muss man akzeptieren. Rubens weiß, dass er genau die gleiche technische Unterstützung, das gleiche Equipment und die selbe persönliche Unterstützung erhält. Wir werden mit ihm sprechen, wenn die Zeit dafür gekommen ist."

Todt über Massa: "Jung, gut, talentiert und motiviert"

Zum bereits als Barrichellos Nachfolger gehandelten Felipe Massa äußerte sich der Ferrari-Sportdirektor ebenfalls. Zu beurteilen wie gut der junge Brasilianer ist, dazu sei es aber noch "zu früh".

"Ich kann im Moment keine genaue Einschätzung abgeben. Wir müssen ihm einfach so viel Zeit zum Testen geben wie er benötigt. Er ist jung, gut, talentiert und motiviert und wir helfen ihm dabei in Sachen Fitness, seiner Arbeitsweise und der Kommunikation mit dem Team. Ich hoffe, dass er nächstes Jahr für ein Formel-1-Team fahren kann", bestätigte Todt bereits seit einigen Wochen kursierende Vermutungen, wonach Ferrari den 22-Jährigen nach einer Saison als Testfahrer gerne wieder als Stammpilot sehen würde.