• 16.10.2003 12:54

  • von Marcus Kollmann

Todt: "Ferrari ist ein großartiges Team"

Der Franzose spricht über die Saison 2003 und die Stärken die das Team auszeichnen - Brawn: "Wir genießen es noch immer zu gewinnen"

(Motorsport-Total.com) - Rückblende 2002: 10 Pole Positionen, 15 Siege, davon 9 Doppelerfolge, die Triumphfahrt in Rot endet nach 17 Rennen mit 221 Punkten insgesamt und einem dominanten Vorsprung. Ferrari feiert den zwölften Konstrukteurstitel, den vierten in der "Ära Schumacher". Der Deutsche verteidigt seinen Weltmeistertitel so früh wie noch nie zuvor in einer Weltmeisterschaft und wird schon nach 11 von 17 Grand Prix zum fünften Mal zum Champion gekrönt.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Team

Für Todt ist die Titelverteidigung wie ein wahr gewordener Traum

Die Saison 2003: Ferrari erwischt einen verhaltenen Start in das Jahr das am Ende acht verschiedene Sieger und mit Fernando Alonso (Renault) den jüngsten Gewinner eines Formel-1-Rennens überhaupt sieht. Zur Saisonmitte ein ungewohntes Bild: Die im Vorjahr noch nach Belieben und spielend einfach gewinnende Scuderia ist aus eigener Kraft nicht mehr siegfähig. Fahrer- und Konstrukteurstitel stehen plötzlich auf dem Spiel. Erst gewaltige Anstrengungen während des freiwilligen Testverbots in der "Sommerpause", an die sich ein Mammuttestprogramm anschließt, verhelfen dem Team aus Maranello wieder zurück zu siegreicher Form.

"Das gesamte Team kann stolz auf sich sein"

Am Ende eines spannenden Jahres verteidigen die Roten aus Maranello schließlich durch einen Sieg von Barrichello und Schumachers achten Platz den Konstrukteurstitel und dürfen auch den sechsten Fahrertitel des Deutschen bejubeln.

"Jedes Jahr versuchen wir das zu erreichen. Wenn man es dann geschafft hat, ist es so, als wäre ein Traum wahr geworden. In dieser Saison war der Wettbewerb stärker und es war viel schwieriger das zu erreichen was wir erreicht haben und wir mussten bis zum letzten Rennen warten. Es ist scher zu glauben, denn wir haben so sehr darum gekämpft und es wird ein paar Tage dauern bis wir es endlich realisieren, aber das gesamte Team kann stolz auf sich sein", lässt Jean Todt erahnen wie groß seine nur schwer in Worte zu fassende Freude über die erfolgreiche Titelverteidigung ist.

Ferraris Dreamteam ist seit 1997 unverändert

Weil man in diesem Jahr von der Konkurrenz stärker gefordert wurde, ist auch die Genugtuung, die man jetzt empfindet, anders und viel stärker als im Vorjahr. Für den Teamchef ist der erfolgreiche Abschluss der Saison aber nicht nur auf die beiden Piloten, die "hervorragend gefahren" seien, und Bridgestone, die "fantastische Arbeit" geleistet haben, sowie "alle unsere Partner" zurückzuführen, sondern vor allem auf die innere Stärke des Rennstalls. "Die Sache auf die wir am meisten stolz sein können ist die, dass die Gruppe die fünf Konstrukteursweltmeisterschaft hintereinander gewonnen hat seit 1997 gleich geblieben ist."

Ganz besonders stolz ist Jean Todt aber auch auf Michael Schumacher, "den einzigen Fahrer der sechs Weltmeistertitel gewonnen hat" und der mit dem Team aus Maranello eine neue Ära Ferrari startete. "Ich würde ihn als sehr konzentrierten, leidenschaftlichen und professionellen Fahrer beschreiben", stellt der Franzose die Eigenschaften heraus die den Deutschen seiner Meinung nach treffend charakterisieren.

Ohne das entsprechende Auto kann man nicht erfolgreich sein

Erfolg in der Formel 1, der Königsklasse des Motorsports, ist aber immer auf eine Mannschaftsleistung zurückzuführen, weshalb Todt auch die Arbeit von Ferrari herausstreicht. "Es ist offensichtlich, dass wir nicht das ganze Jahr über erfolgreich waren, denn wir haben nur acht von sechzehn Rennen gewonnen. Im letzten Jahr siegten wir in fünfzehn von siebzehn Grand Prix. Michael ist ein großartiger Mensch, doch er benötigt auch ein großartiges Auto, denn ein Fahrer kann ohne das entsprechende Auto nicht erfolgreich sein. Ich glaube, dass wir eine fantastische Kombination besitzen. Wir haben einige sehr gute Leute zusammengebracht, von denen jeder seinen Verantwortungsbereich besitzt und die anderen unterstützt. Genau das ist es was meiner Ansicht nach den Unterschied ausmacht."

Bodenständigkeit und Respekt vor den Gegnern

Was Ferrari darüber hinaus auszeichnet, ist für Todt auch die Bescheidenheit des Teams, welches zum Beispiel nach dem letzten Jahr wusste, dass es 2003 schwer werden würde noch einmal so eine Saison wie 2002 zu erleben. "Wir sind nicht verwöhnt, wir respektieren die anderen sehr und wissen, dass wir Fehler machen. Wir kennen unsere Grenzen und ich denke, dass wir mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und einfach nur versuchen unseren Job zu erledigen. Wir sind alle sehr fokussiert, einfach weil wir Ferrari lieben."

Eine große Stärke sieht Todt auch in der oftmals als Dreamteam bezeichneten Gruppe aus Michael Schumacher, Ross Brawn, Rory Byrne, Paolo Martinelli und ihm selbst, die absolut harmonisch zu funktionieren scheint. "Wir sind gerne zusammen und das ist vermutlich der Grund warum niemand gehen will. Wir hätten dann das Gefühl, dass wir die anderen aus der Gruppe verraten würden und das wollen wir nicht. Ferrari ist eine großartige Firma, ein großartiges Team. Vermutlich ist der Druck etwas größer bei uns, doch es sind auch mehr Emotionen im Spiel."

Brawn: "Wir genießen es noch immer Rennen zu gewinnen"

Auch Ross Brawn kann Todt nur beipflichten und hofft, dass man noch einige erfolgreiche Jahre gemeinsam haben wird. "Wir genießen es noch immer Rennen zu gewinnen. Die Leidenschaft und Begeisterung ist bei uns allen noch da und so lange das der Fall ist, werden wir weitermachen. Eines Tages wird es zu Ende sein, doch ganz sicher nicht im nächsten Jahr und ich glaube auch nicht in den nächsten Jahren", sieht der Technische Direktor noch viele weitere erfolgreiche Saisons im Bereich des Machbaren.