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Todt: "Es ist noch nicht vorbei"
Der Ferrari-Rennleiter über den Sieg von Felipe Massa, die Meisterschaftschancen von Ferrari und die Zukunft von Michael Schumacher
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Heute hat sich ein weiterer Fahrer als Sieger mit Ferrari in die Geschichtsbücher schreiben können. Für Felipe Massa muss es ein brillantes Wochenende gewesen sein."
Jean Todt: "Wir freuten uns natürlich über die erste Pole Position und den ersten Sieg für Felipe, er fuhr ein tolles Rennen. Aber wir sind auch ein wenig enttäuscht, denn wir hatten das Potenzial für einen Doppelsieg. Das Safety Car hat unser Rennen wohl kompliziert. Michael hat es jedenfalls nicht geholfen."

© xpb.cc
Jean Todt blockierte alle Fragen zur Zukunft von Michael Schumacher
"In der Herstellerwertung konnten wir aufholen, wir liegen nun zwei Punkte zurück, zuvor waren es sieben. Aber in der Fahrerwertung verloren wir zwei weitere Punkte, nun sind es da zwölf statt zehn. Noch sind aber vier Rennen zu fahren. Wir konnten an diesem Wochenende zeigen, dass unser Auto sehr schnell ist, und auch die Bridgestone-Reifen waren stark. Ich bin überzeugt, dass wir weiter um beide Meisterschaften kämpfen werden."#w1#
Ferrari und die Stallregie
Frage: "Die Entscheidung beim Boxenstopp war sicher schwer. Auf der einen Seite musstet ihr beide an die Box rufen. Wenn Felipe Massa weitergefahren wäre, hätte er sehr viel Zeit verloren. Hätte jede mögliche Entscheidung Nachteile mit sich gebracht?"
Todt: "Nun ja, bei dieser Pressekonferenz wären wohl fünfmal so viel Leute, wenn ich Felipe angewiesen hätte, Michael ziehen zu lassen. Das wäre das Ereignis an diesem Rennwochenende gewesen. Es tut mir daher für euch (die anwesenden Journalisten; Anm. d. Red.) leid, dass wir die Plätze in den Boxen nicht getauscht haben."
Frage: "Als das Safety Car auf die Strecke ging, mussten beide noch fast eine volle Runde absolvieren, bis sie an die Box kamen. Gab es Überlegungen, die Positionen während dieser Runde zu tauschen?"
Todt: "Wenn das Safety Car erstmal auf der Strecke ist, darf man nicht mehr überholen, das ist verboten. Das heißt aber nicht, dass wir das ansonsten getan hätten."
Frage: "Hätten Felipe und Michael die Plätze getauscht, wenn Michael an Alonso vorbeigekommen wäre?"
Todt: "Das wird man nie wissen."
Frage: "Michael verlor beim Boxenstopp elf Sekunden auf Felipe. Lag das nur am Warten oder gab es zusätzlich noch ein Problem?"
Todt: "Nur das Warten."
Ferrari nicht so überlegen wie am Samstag
Frage: "Im Training schien Ferrari stärker zu sein als letztlich im Rennen. Täuscht der Eindruck? Und wenn nicht, woran lag es?"
Todt: "Das Rennen ist immer etwas anders, denn die Strecke ändert sich ständig - manchmal zu unseren Gunsten und manchmal eben nicht. Das Auto von Michael war heute teilweise sicher nicht so gut wir zeitweise im gestrigen Qualifying. Die Gründe hierfür müssen wir noch ergründen. Als das Safety Car hier in Runde 14 auf die Bahn kam, waren unsere beiden Autos klar vor den anderen. Aber es wurde dann komplizierter, denn Michael war nach dem Stopp mit viel Benzin schwer unterwegs. In Runde 28 machte er dann einen kleinen Fehler und verlor dabei knapp vier Sekunden. Als er dann in Runde 42 stoppte, lag er nur eine Sekunde hinter Alonso. Das Safety Car hat uns nicht geholfen, aber das ist Rennsport."
Frage: "Michael klagte über Blasenbildung an den Reifen im zweiten Stint. Hatte das auch mit der Safety-Car-Phase zu tun?"
Todt: "Ich denke nicht, dass das damit etwas zu tun hatte. Er nahm beim Boxenstopp gebrauchte Reifen mit, vielleicht konnten die mit dem hohen Gewicht des Autos nicht ganz mitgehen und warfen einige Blasen."
Frage: "Ihr seid hier erneut stärker als Renault gewesen, was kann man also in den letzten vier Saisonrennen erwarten?"
Todt: "Das hängt davon ab, was die anderen an Weiterentwicklung betrieben, auch bei den Reifen. Wir wissen, dass wir ein gutes Entwicklungsprogramm haben, aber wir kennen nicht jene Programme der anderen. Auch bei den Reifen wissen wir, welche Mischungen und Konstruktionen wir zu testen haben, wir werden es sehen."
Ferrari gibt nicht auf
Frage: "Nach einigen Rennen in dieser Saison habt ihr gesagt, dass ihr euch keine weiteren Fehler erlauben dürft. Bist du überrascht, dass ihr weiter Meisterschaftschancen habt, obschon ihr in Ungarn eine große Chance vergeben habt?"
Todt: "Wir haben einige Fehler gemacht, aber manchmal macht man gute Dinge, manchmal schlechte. Wir haben in den ersten drei Rennen viele Punkte verloren. Aber wir können noch kämpfen, es ist noch nicht vorbei."
Frage: "Wie frustrierend ist dann das heutige Rennen? Der Vorsprung hätte auf sechs Punkte schrumpfen können, wenn Michael gewonnen hätte und Alonso nur Dritter geworden wäre."
Todt: "Nun ja, beim Rennen davor war die Frage, ob der Rückstand sechs oder 20 Punkte betragen würde. Das Rennen ist vorbei, man kann es nicht wiederholen."
Frage: "Kannst Felipe als Fahrer kurz charakterisieren und seine Entwicklung im Laufe der Saison beschreiben?"
Todt: "Nach 14 Saisonrennen ist er Dritter in der Meisterschaft, er hatte schon vor dem Sieg 52 Punkte und war Dritter. Für die, die aufpassen, ist er ein guter Fahrer."
Todt hat immer an Massa geglaubt
Frage: "Welchen Unterschied kann ein Debütsieg bei einem Fahrer auslösen?"
Todt: "Für ihn war es natürlich ein tolles Wochenende, er fuhr seine erste Pole Position und seinen ersten Sieg ein. Vielleicht wird er nun dem Team noch mehr helfen können. Er ist ein guter Teamspieler."
Frage: "Nach einigen Rennen hast du ihn schon als unterschätzt beschrieben. Hilft dieser Sieg vielleicht auch, um seine Reputation zu verbessern?"
Todt: "Ich habe heute Abend das Gefühl, dass er ein neuer Champion ist. Ich empfinde es immer als schön, einen Freund zu sehen, wenn ich im Schlamassel sitze. Daher ist es auch gut, einen Fahrer einzuschätzen, wenn er nicht gewinnt. Es ist schwieriger, jemanden einzuschätzen, der Probleme hat, aber es ist auch lohnenswerter. Ich hatte immer das Gefühl, dass Felipe ein sehr talentierter Fahrer ist. Daher nahmen wir ihn vor einigen Jahren auch unter Vertrag, und wir sind sehr froh, dass er bei uns ist."
Die Akte Schumacher
Frage: "Bernie Ecclestone sagte heute, dass er glaubt, dass sich Michael Schumacher bereits für den Rücktritt zum Jahresende entschieden hat. Weiß er etwas, was wir nicht wissen?"
Todt: "Bernie Ecclestone kann in keiner Weise darüber urteilen, was Michael entschieden hat."
Frage: "Aber sehr oft liegt er nicht daneben."
Todt: "Er weiß sehr viel über den Rennsport. Aber Michael kam 1996 zu Ferrari und eines Tages wird er aufhören. Wenn dieser Tag gekommen ist, werden wir das sagen. Bernie hat nie etwas dazu beigetragen, dass Michael zu Ferrari kommt. Ich habe oft gelesen, dass er das organisiert hätte, aber das stimmt nicht. Wir haben im August 1995 bekannt gegeben, dass wir Michael verpflichtet haben. Kurz zuvor informierte ich auch Bernie."
"Wichtig ist, dass Michael fährt, aber Bernie hat keinen blassen Schimmer, ob Michael auch in der Zukunft noch fahren wird oder nicht. Bernie ist cleverer Mann, der oftmals etwas spürt. Aber manchmal stimmt das und manchmal auch nicht."
Frage: "Wenn Bernie Ecclestone es nicht weiß, kennst du schon die Entscheidung?"
Todt: "Ich weiß viele Dinge im Team."
Frage: "Wurde die Entscheidung noch nicht gefällt?"
Todt: "Nein, meine Antwort war nur, dass ich viele Dinge im Team kenne. Das heißt nicht, dass ich auch das weiß oder nicht."
Frage: "Haben die andauernden Spekulationen über seine Zukunft das Team ein wenig aus dem Gefüge gebracht?"
Todt: "Nein, irgendwas gibt es ja ohnehin immer. Davor gab es schon Sachen, danach wird es auch wieder etwas geben. Ich bin oft nicht einverstanden mit dem, was geschrieben wird, oder mit der Art, wie es geschrieben wird. Aber es ist die Aufgabe der Medien, Interesse zu wecken. Das ist nur fair. Es ist aber noch etwas fairer, wenn es mit der Realität auch etwas zu tun hat. Manchmal lese ich Dinge, die jeder Grundlage entbehren. Ich habe zum Beispiel gehört, dass wir Red Bull bei einer Party einen Tisch blockiert haben sollen. Das ist Blödsinn. Das ist aber nur eine kleine Sache, es gibt da auch größere Dinge. Das ist dann frustrierend."
Frage: "Wisst ihr schon, wer im nächsten Jahr eure Autos fahren wird?"
Todt: "Darüber werde ich nicht sprechen."
Frage: "Werden wir es in Monza erfahren?"
Todt: "Wir werden in Monza eine Bekanntgabe machen."
Frage: "Aber erhöht das nicht den Druck? Nach Monza sind es nur noch drei Rennen und Michael könnte da mit Fragen gelöchert werden."
Todt: "Spart euch lieber ein paar Fragen für Monza auf, sonst wird es ein kurzes Meeting."

