Todt: "Diesmal lief es gut für uns"
Ferraris Rennleiter über einen anhaltenden Aufwärtstrend, einen schüchternen Felipe Massa und den neuen Kompromissvorschlag auf dem Motorensektor
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was sind deine Gefühle heute?"
Jean Todt: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir befanden uns seit Beginn des Wochenendes seit langer Zeit in einer sehr starken Situation und wir bemerkten sofort, dass wir sehr stark waren. Gestern, nachdem wir gesehen haben, dass beide Ferrari in der ersten Startreihe stehen, hatten wir ein paar offene Punkte. Das betraf die Punkte Zuverlässigkeit und Reifenverschleiß."

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Jean Todt war nach dem Doppelsieg in den USA nicht zu Jubelausbrüchen bereit
Frage: "Glaubst du, dass Michelin zu diesem Wochenende mit einem zu konservativen Reifen kam, oder haben Ferrari und Bridgestone einen so großen Schritt gemacht?"
Todt: "Ich weiß ehrlich nicht, ob sie mit einem konservativen Reifen kamen oder nicht, aber ich habe ja schon oft gesagt, dass man alles zusammenbringen muss, wenn man ein Rennen gewinnen will. Wir haben es geschafft, alles zusammenzubringen, das hat uns das Ergebnis eingebracht. Wenn wir das auch in den nächsten Rennen schaffen, dann können wir wieder dieses Ergebnis schaffen. Wenn uns das nicht gelingt, wie schon so oft in dieser Saison, dann klappt das nicht. Es liegt an uns."#w1#
Frage: "Ist die Zuversicht im Team nun größer, dass man die Weltmeisterschaft noch herumreißen kann?"
Todt: "Wenn man als Erster und Zweiter ins Ziel kommt, fühlt man sich immer zehn Tage lang stärker - bis zum nächsten Grand Prix. Wenn man sich die Meisterschaftstabellen ansieht, dann würde man sich es sicher besser wünschen, denn wir liegen in der Hersteller- und der Fahrerwertung weiterhin weit zurück. Im Moment fühlen wir uns daher nicht stärker, aber wir werden alles, was wir können, tun, um die Situation zu verbessern."
Todt schiebt WM-Träume noch weit weg
Frage: "Wisst ihr, warum es hier funktionierte, in Montréal aber nicht? Liegt das nur an den Reifen oder steckt noch mehr dahinter?"
Todt: "Das ist eine Kombination. In Montréal hatten wir zudem nicht die beste Strategie, wir haben nicht die beste Arbeit abgeliefert. Das ist alles."
Frage: "Wie groß ist jetzt die Erleichterung? Es hilft Michael Schumacher ja, dass er sechs Punkte von Fernando Alonsos Vorsprung aufholen konnte."
Todt: "Das ist gut. Wir haben oft in dieser Saison Punkte auf ihn verloren, diesmal lief es eben gut für uns."
Frage: "Der Rückstand von Michael beträgt nun 19 Punkte. Wie schwer schätzt du die Aufgabe des Titelgewinns nach diesem Wochenende ein?"
Todt: "Das hängt davon ab, was die anderen machen. Heute holte er sechs Punkte auf, wenn das auch in den nächsten Rennen so passiert... Aber ich denke nicht, dass das so einfach wird."
Frage: "Wenn man solche Rennen gewinnt, ist es dann einfacher, Probleme zu lösen?"
Todt: "Es macht den Heimflug einfacher, um ehrlich zu sein. Es ist gut, man hat ein gutes Gefühl, aber morgen beginnt dann wieder die Arbeit."
Stallorder bei Ferrari?
Frage: "Wie frei durfte Felipe Massa heute fahren und wie stark musstest ihr an die Meisterschaft denken?"
Todt: "Sie arbeiten für Ferrari. Wir werden von Ferrari bezahlt. Felipe fuhr ein fantastisches Rennen, Michael fuhr ein fantastisches Rennen."
Frage: "Aber Michael brauchte den Sieg für die Meisterschaft."
Todt: "Das unser Job. Unser Job ist es, das Beste für das Unternehmen zu erreichen, wir geben da unser Bestes."
Frage: "Für Felipe war es sein bestes Ergebnis überhaupt. Erkennst du bei ihm Fortschritte, glaubst du, dass sich seine Fähigkeiten und sein Vertrauen verbessert haben?"
Todt: "Felipe ist ein großartiger Kerl. Er hat einen tollen Kampfgeist und ist ein Teamspieler. Er ist bescheiden und schüchtern. Vielleicht etwas zu bescheiden und schüchtern für dieses Geschäft, denn er ist nicht so geachtet, wie er es sein sollte.
"Aber am wichtigsten ist, dass er von Ferrari geschätzt wird. Er macht nie Werbung für sich selbst, und er hat den stärksten Teamkollegen. Ich muss auch sagen, dass die beiden sehr gut miteinander klarkommen, denn Michael respektiert Felipe sehr, und Felipe respektiert und bewundert Michael. Von daher haben wir eine fantastische Harmonie im Team."
"Aber ich erkenne sehr oft überrascht, dass Felipe nicht so hoch eingeschätzt wird wie er sollte. Manchmal erfreut mich das, wenn ich dann Kommentare am Montag lese. Das zeigt aber einfach nur, dass die Leute, die über ihn richten, nicht die besten Richter sind."
Frage: "Felipe sagte, dass es ein Problem mit seiner Kupplung gab, als er beim ersten Stopp wieder wegfuhr. Was war passiert?"
Todt: "Die Kupplung ruschte."
Ferrari hat Motorenkonsenz noch nicht unterschrieben
Frage: "Zu etwas anderem. Ist es wahr, dass ihr das neue Abkommen zur Motorenhomologierung noch nicht unterschrieben habt?"
Todt: "Es gab an diesem Wochenende einige Treffen, um ein Abkommen bei den Motoren zu erreichen, damit für 2007 etwas ohne Konflikte eingeführt werden kann. Ferrari ist dazu bereit, solange die Kosten nicht jene des Maranello-Abkommens überschreiten würden. Ich gab den Vorschlägen meine Zustimmung, welches immer auch den anderen gelegener kommt."
"Ich muss sagen, dass die Prioritäten bei der Arbeit für das Rennen lagen. Nun werden meine Leute diesen Vorschlag sehr genau ansehen. Wir sollten dem, was wir nach dem Treffen in Maranello vorschlugen, sehr nah bleiben. Wenn wir den Eindruck gewinnen, dass es unseren Erwartungen entspricht, dann haben wir keine Probleme damit, es zu unterschreiben. Wenn wir das Gefühl haben, dass einige Änderungen daran vorgeschlagen werden sollten, dann werden wir das vorschlagen. Unsere Kollegen werden dem dann hoffentlich zustimmen."
Frage: "Wie schnell wird das passieren?"
Todt: "An den kommenden Tagen."
Frage: "Ist es bis Mittwoch zum Treffen der Formel-1-Kommission machbar?"
Todt: "Ja, das Treffen der Formel-1-Kommission. Das sollten wir schaffen, ich denke, in den kommenden 48 Stunden schaffen wir das."
Frage: "Könnte man sagen, dass ihr mit dem, was auf dem Tisch liegt, prinzipiell einverstanden seid, ihr aber noch die Details prüfen wollt?"
Todt: "Ich stimme prinzipiell damit überein, dass ein Abkommen gefunden wird. Ich möchte nur sicherstellen, dass das Abkommen das erreicht, was wir mit der Kostensenkung erreichen wollten. Wir sind aber in der glücklichen Lage, für das nächste Jahr ein starkes kommerzielles Abkommen zu haben. Wir müssen neue Partner sogar ablehnen, denn wir haben das Maximum erreicht. Aber das heißt nicht, dass wir Geld ausgeben wollen, nur um das Vergnügen zu haben, Geld auszugeben."
"Der Vorschlag wird natürlich teurer werden als das, was die FIA-Regeln besagen. Aber wenn wir das gemeinsam machen, ohne Kontroverse und schon für das nächste Jahr, dann ist es gut. Aber es wäre lächerlich, wenn wir die Motoren bis Ende 2007 entwickeln würden, und dann (für 2008; Anm. d. Red.) wieder auf den Stand von Silverstone (2006; Anm. d. Red.) zurückwechseln würden."

