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Todt: "Das werden wir nie erfahren"
Ferraris Rennleiter über den ersten Saisonsieg 2006, die Konkurrenz in der Formel 1 und die Gründe, warum man in Maranello optimistisch nach vorn blickt
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was ist das Beste an diesem Sieg? Vielleicht, dass man den Speed wieder hat, oder dass man ihn endlich auch zeigen konnte?"
Jean Todt: "Die beste Nachricht erreichte uns schon in Bahrain, denn schon dort konnten wir bestätigen, dass wir ein gutes Auto hatten und dass Bridgestone im Winter gut gearbeitet hat. Aber aus verschiedenen Gründen - die nun schon mehrmals auftraten - konnten wir nicht das Beste aus dem Paket herausholen. Beim Motor hatten wir einige Zuverlässigkeitsprobleme, was uns im zweiten Rennen zu schaffen machte. Im dritten Rennen machten wir einen Fehler bei der Reifenwahl. Hier war die Temperatur für unsere Reifenwahl auch zu hoch, in Australien waren beide Reifen für die Temperatur zu hart."

© xpb.cc
Jean Todt wirkte nach dem Imola-Rennen nicht euphorisch, aber zuversichtlich
"Es ist schwierig, wenn man mit der Wettervorschau spielt, da trifft man nicht immer die richtige Wahl. Aber heute haben wir es geschafft, auch wenn wir dachten, die Temperaturen würden niedriger sein, so hat Michael das Rennen beenden können und Felipe sicherte die vierte Position. Im Qualifying habe ich viele Kommentare gehört, dass wir leicht unterwegs waren. Aber wir waren im Qualifying einfach nur schnell, speziell Michael."#w1#
Reifenprobleme bremsten Schumacher ein
Frage: "Wie erklärst du dir das Zeitengefälle? Im ersten Stint konnte Michael 24er Zeiten fahren, im mittleren Stint waren es nur 27er."
Todt: "1:27.5 ist eine gute Zeit. Er fuhr gegen Alonso ein strategisches Rennen. Wegen der Temperaturen hatte er aber ein wenig Probleme mit den Reifen, die für die Bedingungen ein wenig zu weich waren."
Frage: "Aber mit dem ersten Reifensatz trat das nicht auf?"
Todt: "Nein. Bei Felipe trat es nach 12 bis 13 Runden auf, daher verlor er den Vorteil, den er sich zu Rennbeginn aufgebaut hat."
Frage: "Was genau war mit dem zweiten Reifendsatz los?"
Todt: "Er hat an Leistung verloren. Es war eine weiche Mischung und es trat ein Graining auf, dann hat er auf die Reifen geachtet. Michael entschied sich, das Rennen zu kontrollieren, und er kann das sicher viel besser erklären als ich. Er kann da sicher genauere Informationen geben. Im ersten Stint kontrollierte er das Rennen, im dritten Teil des Rennens wusste er, dass er es besser kontrollieren könnte - im Gegensatz zum mittleren Teil."
Frage: "Stieg bei euch die Besorgnis an, als Alonso im mittleren Stint zu Michael aufschloss, dass der Sieg euch aus der Hand gleiten würde?"
Todt: "Ja, das hätte passieren können."
Frage: "War der strategische Schachzug, den Renault anwendete, auch für euch überraschend?"
Todt: "Es war angenehm für uns."
Frage: "Verlief Michaels zweiter Stopp so wie geplant, oder habt ihr ihn als Reaktion auf Renaults Schachzug eher an die Box geholt?"
Todt: "Wir haben das schon strategisch korrigiert."
Frage: "Wäre es für euch schwieriger geworden, wenn Alonso einfach gewartet hätte, bis Michael zum Service muss?"
Todt: "Das werden wir nun nie erfahren."
Imola-Sieg beeinflusst Schumacher nicht
Frage: "Wir erklärst du die heutigen Leistungsunterschiede zwischen Michael und Felipe?"
Todt: "Nunja, zunächst war Michael das gesamte Wochenende über besonders schnell und jeder fuhr sein Rennen. Wenn man alle Autos betrachtet, dann haben alle aus verschiedenen Positionen heraus ein anderes Rennen. Das kann man nicht richtig vergleichen. Felipe hat aber einen guten Job gemacht."
Frage: "Glaubst du, dass das heutige Rennen einen Einfluss auf Michaels Entscheidung für die Zukunft haben kann?"
Todt: "Auf die eine oder andere Weise? Ich denke nicht."
Frage: "Glaubst du nicht, dass er ermutigt sein wird, bei Ferrari zu bleiben, wenn ihr wieder Rennen gewinnt?"
Todt: "Die Frage ist an mich so gestellt, dass ich darauf reagieren muss, als ob Michael sich schon entschieden hat aufzuhören. Man erbittet eine Reaktion auf Dinge, die gerade einmal eine halbe Stunde zurückliegen. Michael wird die Situation sicher viel tiefer analysieren. Aber einige Dinge sind sicher: Michael mag es zu gewinnen, Michael mag es, ein siegfähiges Auto zu haben. Und er wusste zu Jahresbeginn, dass das in diesem Jahr stärker der Fall sein wird als im Vorjahr. Michael ist clever genug um zu wissen, dass er nicht für zehn Jahre vorhersagen kann, dass er ein Auto hat, mit dem er jedes einzelne Rennen gewinnen kann."
Frage: "Glaubst du, dass ihr Renault in einen strategischen Fehler gedrängt habt?"
Todt: "Wenn sie später gestoppt hätten, dann heißt das nicht, dass das auch funktioniert hätte. Michael hätte dann ja den Speed erhöhen können, um um den Sieg zu kämpfen. Ich denke nicht, dass man sagen kann, sie haben verloren, weil wir sie eine Situation brachten, in der sie eine Entscheidung fällen mussten."
Frage: "Ist Michael folglich absichtlich etwas langsamer gefahren?"
Todt: "Sicher. Er hatte ja ein Problem, das sagte ich ja bereits. Er musste seinen Fahrstil also anpassen, um die Reifen zu schonen. Er wusste, dass er zum Ende des Stints wieder einen besseren Speed haben würde."
Todt sieht weiterhin enge Rennen voraus
Frage: "Glaubst du, dass es in diesem Jahr in beiden Meisterschaften zu einem engen Kampf kommen wird?"
Todt: "Das hängt sehr stark vom Auto hab, nicht vom Fahrer. Es gibt auch andere potenzielle Weltmeister, wenn das Paket ordentlich ist. Sie werden hart kämpfen, aber es gibt einige Teams, einige Autos und einige Fahrer in diesem Jahr. Zudem liegen beide Reifenhersteller in diesem Jahr sehr eng beieinander."
Frage: "Wie wichtig war dieser Sieg für die Atmosphäre im Team?"
Todt: "Sehr wichtig. Jeder hat sehr viele Anstrengungen investiert, alle haben so hart gearbeitet. Was kann da die beste Belohnung sein? Ein Rennsieg natürlich."
Frage: "Im Vorjahr seid ihr hier auch stark gewesen, doch dann verlief die Saison schlecht. Warum wird es in diesem Jahr anders laufen?"
Todt: "In Bahrain waren wir im Vorjahr nicht sehr konkurrenzfähig, in diesem Jahr waren wir es aber. Jedes Rennen ist anders. 2005 waren wir in Imola konkurrenzfähig, aber das Wetter war anders. Alonso gewann das Rennen, aber seine Reifen waren fertig. Die Reifenregeln sind nun völlig anders, daher reden wir über zwei verschiedene Dinge. Die Zeit wird es zeigen. Einige denken jetzt, dass das unser Rennen war, andere nicht. Es ist ja das Interessante in unserem Geschäft, dass viele Leute denken können."
Frage: "Könnt ihr die Form auch am Nürburgring und in Barcelona halten können?"
Todt: "Ich hoffe es, wir werden es sehen."

