• 11.06.2006 17:31

Titelkampf: Alonso strahlt, Schumacher geknickt

Michael Schumacher kann nach Silverstone nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden, während Fernando Alonso auf Wolke sieben schwebt

(Motorsport-Total.com/sid) - Michael Schumacher verliert Weltmeister Fernando Alonso im Formel-1-Titelrennen 2006 immer weiter aus den Augen. Der Ferrari-Star schaffte beim Grand Prix von Großbritannien auf Platz zwei den Sprung aufs Treppchen, doch mit dem Sieg hatte er erneut nichts zu tun. Schon zum fünften Mal in dieser Saison triumphierte Renault-Pilot Alonso und baute seine Führung in der Gesamtwertung auf 23 Punkte auf Schumacher aus, der jetzt nicht mehr aus eigener Kraft seinen achten WM-Titel gewinnen kann.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Fernando Alonso

Einer von diesen beiden Herren wird am Ende des Jahres Weltmeister sein...

Mit versteinerter Miene saß Schumacher nach dem Rennen da; er wirkte ratlos und suchte verzweifelt nach Erklärungen: "Wir waren nicht schnell genug", gestand der 37-Jährige. "Nachdem der dritte Startplatz die Ausgangsposition war, muss man zufrieden sein."#w1#

Schumacher glaubt weiterhin an seine Chance

Danach gab Schumacher einmal mehr Durchhalteparolen aus: "Wir müssen mehr aus unserem Auto rausholen, dieses Rennen hier war aber nicht entscheidend." Und der Speed von Renault habe ihn keinesfalls überrascht, denn "die sind schon die ganze Saison sehr gut unterwegs." Ferrari-Technikchef Ross Brawn sprach von Schadensbegrenzung: "Wieder einmal zwei Punkte, die in die falsche Richtung gehen."

Alonso, der den achten von insgesamt 18 WM-Läufen vor 85.000 Zuschauern vom Start weg dominierte, hatte nach 60 Runden einen Vorsprung von 13,9 Sekunden auf Schumacher. Der Spanier feierte damit einen Hattrick - es war sein dritter Sieg in Folge und der insgesamt 13. seiner Karriere.

"Für mich ist ein Traum wahr geworden." Fernando Alonso

Überglücklich verließ der Seriensieger die Rennstrecke: "Für mich ist ein Traum wahr geworden. Es ist besonders fantastisch, hier in Silverstone gewonnen zu haben, nur 20 Minuten entfernt von meiner Wahlheimat Oxford." Der Spanier weiß, dass er jetzt alle Trümpfe für eine erfolgreiche Titelverteidigung selbst in der Hand hält - und er droht der Konkurrenz: "Wir müssen unseren Vorteil nutzen, denn Angriff ist die beste Verteidigung. Wir fahren weiter auf Sieg."

Schumacher kann seit Silverstone nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden. Selbst wenn der Ferrari-Star die ausstehenden zehn Rennen alle gewinnen sollte, könnte es am Ende doch nicht zum achten WM-Titel seiner Karriere reichen, denn Renault-Pilot Alonso würden in diesem Fall jeweils zweite Plätze genügen, um nach dem WM-Finale am 22. Oktober in São Paulo seinen Titel mit drei Punkten Vorsprung auf Schumacher erfolgreich zu verteidigen. Der Spanier hätte dann in der Endabrechnung 154 Zähler auf dem Konto, Rivale Schumacher 151.

Der Finne Kimi Räikkönen verlor das Duell gegen Schumacher beim zweiten Boxenstopp und belegte im McLaren-Mercedes schließlich Rang drei. Die beiden Verfolger hatten bei herrlichem Sommerwetter aber nicht den Hauch einer Chance gegen die Kombination Alonso/Renault, die derzeit in einer eigenen Formel-1-Liga fährt.

"Das war das Maximum von dem, was heute für uns drin war. Am Anfang konnte ich Druck auf Alonso machen, aber dann wurde er zu schnell", meinte Räikkönen, der angeblich im kommenden Jahr für Ferrari fahren soll. Mercedes-Sportchef Norbert Haug sprach von einer soliden Teamleistung: "Das war deutlich besser als in Barcelona, denn diese beiden Strecke kann man vergleichen."

Solides Rennen für das BMW Sauber F1 Teams

Über drei WM-Punkte durfte sich das BMW Sauber F1 Team freuen: Der Mönchengladbacher Nick Heidfeld belegte den siebenten Platz, direkt vor seinem Teamkollegen Jacques Villeneuve. Neuling Nico Rosberg ging auf Rang neun im Williams-Cosworth leer aus.

"Wir blicken der zweiten Saisonhälfte mit Zuversicht entgegen." Mario Theissen

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen strahlte mit der Sonne über Silverstone um die Wette: "Wir sind sehr zufrieden, es war ein rundum gelungenes Wochenende. Nach Australien sind wir mit beiden Autos in den Punkterängen, zum vierten Mal in Folge gab es Zähler für uns. Wir blicken der zweiten Saisonhälfte mit Zuversicht entgegen."

Pech hatte wieder einmal Ralf Schumacher: Zunächst verschlief der Toyota-Pilot den Start, nur wenige Minuten später wurde er nach einer unverschuldeten Kollision vom Williams des Australiers Mark Webber gerammt. Für beide Fahrer war das Rennen beendet. "Ich hatte einen sehr schlechten Start und schon einige Positionen verloren. Dann ist plötzlich jemand in mich reingerutscht, da war wohl schon die Radaufhängung kaputt. Es ist schade, nach einer tollen Qualifikation hier schon in der ersten Kurve auszuscheiden", berichtete "Schumi II".

Eine bessere Platzierung verpasste zu diesem Zeitpunkt bereits Heidfeld, der wegen eines Problems mehr als 15 Sekunden beim ersten Reifenwechsel verbrachte. Überholmanöver in der Spitzengruppe blieben bei sommerlichen 27 Grad aber lange Zeit aus.