• 14.06.2007 18:54

Timo Glock und die andere Perspektive

Beim Großen Preis von Kanada lernte Timo Glock erstmals den Alltag eines Motorsport-Journalisten kennen - und erlebte gleich einen turbulenten Grand Prix

(MST/Speed-Academy.de) - Der Standort änderte sich nicht, wohl aber die Perspektive. Timo Glock war in Montréal weiterhin gefragter Interview-Partner vor den Fernsehkameras von 'Premiere'. Aber der Odenwälder musste einmal keine Fragen nach der eigenen Leistung beantworten - sondern selbst journalistisch denken. Denn er vertrat Hans-Joachim Stuck als Experte neben Moderator Peter Lauterbach.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Glock arbeitete in Montréal nicht hinter dem Lenkrad sondern hinter dem Mikro

Der Rollen-Wechsel sagte Glock außerordentlich zu. "Das Wochenende hat einen großen Teil dazu beigetragen, die Arbeitsweise und Bedürfnisse von Journalisten und Fernsehjungs besser zu verstehen", sagt er. "Es war interessant zu sehen, wie eine Sendung aufgebaut ist."#w1#

"Ich kann jetzt viel besser verstehen, dass die Journalisten hin und wieder mal unangekündigt mit einem Interview-Wunsch zu einem kommen müssen und sich dabei auch durchsetzen, wenn man eigentlich gerade andere Dinge im Kopf hat. Denn schließlich sind die Sendungen sehr genau geplant - da ist keine Zeit, lange auf ein Interview zu warten, wenn eine Live-Sendung läuft und man dringend ein Statement braucht."

Der Deutsche versuchte, "den Zuschauer die Strecke und das Geschehen von der Fahrerseite her näher zu bringen. Das fing mit reinen Fakten zur Strecke an. Besonders interessant wurde es natürlich, als die Safety-Car-Phasen kamen. Denn die konnte ich sehr gut erklären: Was macht ein Fahrer jetzt? Mit wem wird am Funk geredet? Wer entscheidet, wann an die Box gefahren wird oder nicht?"

Über solche Informationen verfügen die meisten normalen Formel-1-Berichterstatter nicht. "Man merkt, dass die Formel 1 extrem abgeschottet ist", fiel Glock bei seinem Aushilfsjob durch Gespräche mit anderen echten Journos auf, "dass es für Journalisten extrem schwierig ist, wirklich hinter die Kulissen zu blicken. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, warum es bei der Berichterstattung hin und wieder zu Missverständnissen kommen kann."

Da Glock auch Testfahrer des BMW Sauber F1 Teams ist, trat er in offizieller Teamkleidung auf. Deswegen verzichtete er von Anfang an darauf, bei anderen Rennställen selbst auf Recherche-Pirsch zu gehen - sondern beschränkte sich voll auf seine Erfahrung aus dem Cockpit. "Mir hätte ohnehin niemand von einem anderen Team irgendwas gesagt."

Der Arbeitsalltag eines Fernseh-Moderators unterscheidet sich laut Glock schon zeitlich reichlich von dem eines Piloten. "Wenn du fährst, bist du abends oft bis 20 oder 21 Uhr an der Strecke, um mit deinen Ingenieuren die ganzen Auswertungen durchzugehen und Änderungen oder Strategie zu besprechen. Jetzt hatte ich im Prinzip direkt nach Ende der Übertragungen Feierabend."

Trotzdem nutzte er die unerwartet gewonnene Freizeit nicht dazu, sich in die Innenstadt von Montréal zu stürzen - obwohl der kanadische Grand Prix immer mit riesigen Stadtfesten rund um die St. Catherine Street und die Crescent Street einher geht. Keine Stadt lebt sein Rennen so intensiv wie Montreal. Auf den Straßen herrscht Gedränge, von überall her dröhnt Live-Musik, alle Restaurants und Kneipen sind voll.

Glock ging aber nur einmal ins "Newtown", das Kult-Restaurant des kanadischen Ex-Weltmeisters Jacques Villeneuve essen. "Gut, aber teuer", befand er nach dem Abend-Mahl mit BMW Vertretern. Und am Sonntag folgte ein Abschlussessen mit den temporären Kollegen von 'Premiere'.

Ansonsten blieb Glock dem Trubel fern. "Ich konzentrierte mich lieber darauf, bei den Besprechungen mit den Ingenieuren vom BMW Sauber F1 Team dabei zu sein, und blieb deswegen auch länger an der Strecke. Denn wenn ich schon mal die unverhoffte Chance zu einem zusätzlichen Grand Prix-Besuch bekomme, dann will ich auch die Gelegenheit nutzen, noch mehr zu lernen."

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