Timo Glock: Alles eine Frage des Stils
Der Toyota-Pilot über sein erstes Qualifying mit Toyota, seine Probleme mit dem TF108 und seine Erinnerungen an die Zeit bei Jordan
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Dies war dein erstes Qualifying mit Toyota..."
Timo Glock: "Es ist ein ziemlich seltsames Qualifying-Format wenn du in der Box im Auto sitzt und noch zwei Minuten und 15 Sekunden Zeit bleibt, du denkst 'Hm, nun sollten wir aber mal rausfahren, ansonsten schaffen wir die Runde nicht'. Aber es geht immer darum, den letzten Moment zu erwischen. Das ist ziemlich seltsam. Manchmal ist das wirklich schwierig."

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Timo Glock fuhr ein gutes Qualifying, wurde danach aber doppelt bestraft
"Alles in allem bin ich über es wirklich glücklich. Ich war im zweiten Qualifying-Teil wirklich knapp an Jarno dran. Aber am Anfang war es wirklich schwierig, wir schafften es nicht, die Reifen zum Arbeiten zu bewegen. Ich verlor jedes Mal im ersten Sektor Zeit auf Jarno. Darüber bin ich immer noch unglücklich. Aber für das Team ist dies ein guter Start, die Mechaniker sind ganz glücklich, das ist wichtig und auch für mich gut."#w1#
Frage: "Du warst im zweiten Qualifying-Teil im zweiten Sektor wirklich schnell unterwegs..."
Glock: "Ja, ich würde sagen, da habe ich es auf den Punkt gebracht. Das zeigt aber auch, dass der Reifen im ersten Sektor nicht funktioniert hat. Ich merkte im zweiten Sektor, dass mir der Reifen mehr entgegenkommt. Ich machte dann im letzten Sektor so viel wie möglich Druck. Ich habe im ersten Sektor rund zwei Zehntelsekunden verloren. Man merkt einfach, dass der Reifen nicht richtig funktioniert. Das macht das Leben recht schwierig."
Frage: "Hattest du ein anderes Setup als Jarno und deshalb die Hitze nicht in den Reifen bekommen?"
Glock: "Nein, das hängt mehr mit dem Fahrstil zusammen. Jarno hat einen ziemlich anderen, vielleicht einen komplett anderen Fahrstil im Vergleich zu den anderen im Fahrerlager. Das macht es schwieriger."
"Lass es mich so ausdrücken, das Auto ist um Jarnos Fahrstil herum gebaut worden. Es ist manchmal recht schwierig, das Auto in Balance zu kriegen und die Reifen zum Arbeiten zu bewegen."
"Durch seinen aggressiven Fahrstil wärmt er die Reifen beim Einlenken schneller auf. Aber das ist nicht mein Fahrstil. Ich habe versucht, mich anzupassen, aber wir müssen auch das Auto mehr in diese Richtung entwickeln."
Frage: "Du hast eine Strafe wegen eines Getriebe-Wechsels kassiert (und wegen Behinderns von Mark Webber weitere fünf Plätze, das Interview fand vor der Entscheidung der Rennleitung statt; Anm. d. Red.)..."
Glock: "Ja, wir hatten im dritten Training ein Problem mit dem vierten Gang. Wir mussten aus diesem Grund das Getriebe wechseln, was eine Strafe von fünf Plätzen bedeutet. Das macht es etwas schwieriger, aber es ist so, wie es ist. Aber ich bin froh, dass wir mit beiden Autos in den Top 10 stehen, das ist wichtig."
Frage: "Du hast im Qualifying Reifen gespart?"
Glock: "Ja, deshalb warteten wir auch und sind erst in den letzten drei Minuten rausgegangen. Auch die Strategie ist im Vergleich zu Jarnos ziemlich anders."
Frage: "Bist Du dann nur rausgefahren, um einen Platz gegenüber Vettel zu gewinnen?"
Glock: "Ich versuchte schon, eine ordentliche Runde zu fahren, aber Lewis Hamilton fuhr in der Aufwärmrunde vor mir und er stoppte im Mittelsektor beinahe und war auch im letzten Sektor wirklich langsam. Aber er ließ mich nicht vorbei und ich musste ebenfalls langsamer machen, was die Reifen stark abkühlte. Das stellte auf der Runde ein Problem dar. Ich fuhr die Runde und sparte dann Benzin."
Frage: "Du bist auf der Strecke ja schon 2004 gefahren..."
Glock: "Ja, aber das ist schon zu lange her. Auf der anderen Seite weiß ich zumindest, wo es lang geht, das hilft ja. Ich hatte noch nie ein Problem, meinen Fahrstil an eine neue Strecke anzupassen. 2004 war ich das erste Mal hier und konnte im Freien Training mit Nick Heidfeld mithalten. Normalerweise brauche ich nicht allzu viel Zeit, um mich an eine Strecke zu gewöhnen. Aber schlussendlich geht es in der Formel 1 so knapp zu, dass man jeden Meter im Auto braucht."
Frage: "Wie schätzt du das Team im Moment ein?"
Glock: "Bisher läuft es ganz gut. Wenn man sich anschaut, welche Fortschritte wir seit dem ersten Test gemacht haben, so ist das ziemlich beeindruckend. Das ist eine gute Richtung für die Zukunft. Es ist schon ein Unterschied zu Jordan. Es ist ein wirklich professionelles Team, jeder hat nur ein Ziel, er möchte ganz vorn sein."
Frage: "Du warst ja bei Jordan, als man dort quasi die letzten Atemzüge machte..."
Glock: "Ja, es war für das Team eine schwierige Zeit, aber für mich auch eine gute Erfahrung. Jeder war dort motiviert, auch wenn man wusste, dass man keine Möglichkeit hat, an der Spitze zu sein. Sie haben ihre Arbeit dennoch genossen."
Frage: "Was sagst du zur Toyota-Fabrik?"
Glock: "Ich war wirklich überrascht und konnte nicht glauben, wie groß unsere Firma ist. Aber so ist das nun einmal in der Formel 1."
Frage: "Warst du beim Treffen der Fahrervereinigung GPDA dabei?"
Glock: "Nein, denn ich bin noch kein Mitglied. Das mag jetzt vielleicht dumm klingen, aber ich hatte noch nicht die Zeit, das Formular auszufüllen, da ich zu beschäftigt war. Aber ich werde zu den Jungs dazu stoßen, denn ich empfinde es als wichtig, eine Gruppe an Fahrern zu haben. Sie haben die Sicherheit im Verlauf der vergangenen Jahre deutlich verbessern können."

