Thema Sicherheit: Fahrer gespalten

Montréal bedeutet Hochgeschwindigkeit auf einem Stadtkurs, weshalb sich die Fahrer Gedanken über das Thema Sicherheit machen

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Tod von Ayrton Senna in Imola 1994 ist kein Formel-1-Fahrer mehr bei der Ausübung seines Berufs gestorben. Seither gab es "nur" noch zwei Unfalltote in der Königsklasse des Motorsports, nämlich die Streckenposten Paolo Ghislimberti (Monza 2000) und Graham Beveridge (Melbourne 2001).

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica hat vor drei Jahren diesen Horrorunfall überlebt

Die Fortschritte, die die Formel 1 im Sicherheitsbereich gemacht hat, sind jedoch riesengroß. Trotzdem ist die Gefahr im Motorsport immer präsent, wie der Unfall von Robert Kubica in Montréal 2007 beweist. Der damalige BMW Sauber F1 Team Pilot fuhr auf den Toyota von Jarno Trulli auf, hob ab und krachte mit voller Wucht gegen eine Betonmauer. Trotzdem liebt er den Circuit Gilles Villeneuve.#w1#

Kubica kein Fan von Singapur

"Ich mag es, wenn die Mauern nahe an der Strecke stehen und wenn man sich keine Fehler leisten kann, denn das ist herausfordernder und macht beim Fahren mehr Spaß", erklärt Kubica. "Schon in der Formel 3 habe ich Macao besonders gemocht oder in der Formel 1 Monaco. Der einzige Stadtkurs, den ich nicht mag, ist Singapur. Warum ich die Strecke dort nicht mag, kann ich aber nicht genau sagen."

Die Diskussion dreht sich nun darum, in welche Richtung die Formel 1 gehen soll, denn unter den Fans wird der Missmut über Bernie Ecclestones Haus- und Hofarchitekt Hermann Tilke immer größer. Der Deutsche hat in den vergangenen Jahren Prachtanlagen wie Schanghai oder Abu Dhabi gebaut, wird aber dafür kritisiert, dass seine Strecken keinen Charakter haben. Viele Fans glauben, dass der Sicherheitsgedanke teilweise schon zu ernst genommen wird.

¿pbvin|512|2795||0|1pb¿Aber: "So einfach ist das nicht", sagt Kubica. "Ich bin ein Fan von Stadtkursen, aber auch ein Fan von Sicherheit, denn ich hatte hier einen schweren Unfall. Es kommt auf die richtige Balance zwischen Risiko und Sicherheit an. Die Formel 1 ist dank der FIA und dank der Teams deutlich sicherer geworden. Wenn mir nämlich so ein Unfall vor zehn Jahren passiert wäre, würde ich heute vielleicht nicht mehr hier sitzen."

In Diskussionsforen taucht immer wieder das Argument auf, dass Auslaufzonen nicht asphaltiert werden sollten, weil dadurch Fahrfehler nur noch leicht bestraft werden. Kürzte man früher die Schikane in Montréal ab, war schnell mal der Frontflügel weg, inzwischen fällt man kaum noch aus dem Windschatten des Vordermannes heraus. Aber die asphaltierten Auslaufzonen haben auch ihre Vorteile.

Rosberg gegen Kiesbetten

"In Kurve acht in Istanbul sind viele Leute abgeflogen", erklärt Nico Rosberg. "Wenn es dort Kies und eine nahe an der Strecke stehende Mauer gehabt hätte, dann hätte es schwere Unfälle gegeben. Die Gefahr ist vor allem, dass das Auto im Kies einschnappt und sich überschlägt. Das wäre sehr gefährlich, daher halte ich es für eine gute Entwicklung, in solchen Kurven asphaltierte Auslaufzonen zu haben."


Fotos: Großer Preis von Kanada, Pre-Events


Felipe Massa drückt es noch deutlicher aus: "Kurve acht in Monaco wäre nicht besonders nett", so der Ferrari-Pilot. Die Fahrer lieben also einerseits die großen Herausforderungen wie Spa-Francorchamps oder Suzuka am meisten, sind sich aber gleichzeitig der Tatsache bewusst, dass die Formel 1 enorm gefährlich ist und die Sicherheit daher nicht aus den Augen gelassen werden darf. Lewis Hamilton gehört zu denen, die das eher locker sehen.

"Mir geht es nur um den Asphalt zwischen den weißen Linien", so der McLaren-Star. "Die FIA macht um diese Linien herum einen tollen Job, was die Sicherheit angeht, daher müssen wir uns darauf nicht konzentrieren. Das Wichtigste ist, wie cool die Strecke ist - und die ist zwischen den weißen Linien." Auch Hamilton betont aber, dass es "ein schmaler Grat" zwischen Sicherheit und dem Gefahrenaspekt ist.