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Thema Setup: Lotus und die Herausforderung Sotschi
Lotus-Technikchef Nick Chester plant für die neue Rennstrecke in Sotschi mit einem Basis-Setup, das an Singapur angelehnt ist, aber weniger Abtrieb produziert
(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende steht der Formel 1 eine Premiere ins Haus: Der erste Grand Prix von Russland steht an. Der 5,853 Kilometer lange Kurs in Sotschi ist für alle Teams Neuland. Doch anhand der vor allem bei den größeren Teams zum Standard gehörenden Simulatoren liegen bereits erste Erkenntnisse vor. So auch bei Lotus.

© LAT
Lotus-Technikchef Nick Chester bezeichnet Sotschi als "herausfordernd" Zoom
Lotus-Technikchef Nick Chester spricht im Interview über die zu erwartenden Herausforderungen für Fahrer und Techniker, über den Vorteil, eine neue Strecke vorab im Simulator befahren zu können und über die Dinge, die im Vorfeld eines Erstbesuchs noch bedacht werden müssen.
Frage: "Nick, worin siehst du beim Blick auf das Layout der Strecke in Sotschi die größte Herausforderung?"
Nick Chester: "Genau können wir das natürlich erst sagen, wenn wir in Sotschi vor Ort sind. Anhand der Simulatoreinsätze von Romain (Grosjean) und Pastor (Maldonado; Anm. d. Red.) haben wir aber schon erste Rückmeldungen. Kurve 3 ist eine langgezogene, schnelle Kurve, die für sich schon eine echte Herausforderung darstellt. Das Anbremsen von Kurve 13 wird heftig. Überhaupt ist diese Ecke eine schwierige, weil es kurz zuvor einen leichten Knick gibt. Insgesamt betrachtet scheint es eine technisch anspruchsvolle Strecke zu sein. Die Fahrer werden alle Hände voll zu tun haben."
Sotschi-Setup ein Mix aus Singapur und Suzuka

© SochiAutodrom
Die Kurvengeschwindigkeiten liegen überwiegend im Bereich 80 bis 140 km/h Zoom
Frage: "Welches Setup und welche Abtriebswerte dürfen wir für Sotschi erwarten?"
Chester: "Da die Kurvengeschwindigkeiten überwiegend im Bereich zwischen 80 und 140 km/h angesiedelt sind, verlangt die Strecke vergleichsweise viel Abtrieb. Ich würde sagen, das Setup wird jenem aus Singapur recht ähnlich sein. Allerdings gibt es in Sotschi ein paar längere Geraden, weshalb wir Abtriebswerte zwischen jenen aus Singapur und Suzuka erwarten."
Frage: "Die Auslaufzonen wirken auf den ersten Blick nicht gerade groß. Welchen Einfluss hat das auf die Herangehensweise an das Wochenende?"
Chester: "Die Fahrer müssen die Strecke schnell lernen, müssen schnell ein Gefühl entwickeln und während der gesamten Runde voll konzentriert sein. Wir alle wissen, was passiert, wenn man auf einer neuen Strecke, die noch kaum Grip hat, von der Linie abkommt."
Frage: "Erwartest du in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse eine Herausforderung?"
Chester: "Soweit wir uns bisher kundig gemacht haben, kann das Wetter in Sotschi sehr wechselhaft sein. Das liegt daran, dass es auf der eine Seite der Strecke Berge gibt, auf der anderen Seite das Meer. Tagsüber sind Temperaturen im Bereich von 20 Grad Celsius, nachts im Bereich von zwölf Grad Celsius zu erwarten. Das sind zumindest die Durchschnittswerte für den Monat Oktober in dieser Region. Die ersten Vorhersagen lassen ein recht hohes Regenrisiko erwarten."
Simulator spart nicht nur den Fahrern Zeit
Frage: "Romain und Pastor kennen die Strecke aus dem Simulator. Inwiefern waren diese Vorab-Einsätze wichtig?"
Chester: "Der Simulator ist ein wertvolles Hilfsmittel, dank dem die Fahrer auf ihren ersten echten Runden auf der Strecke sehr schnell auf Tempo kommen. Zu diesem Zeitpunkt wissen sie bereits, wie eine Kurve in die nächste übergeht. Sie wissen, welche Linie gefahren werden muss und sie haben eine erste grobe Vorstellung davon, wo die Bremspunkte liegen. Das alles bedeutet, dass die Rundenzeiten schon drei oder vier Runden früher deutlich nach unten gehen als es ohne Simulator der Fall wäre. Insgesamt betrachtet gehen sie dank der Arbeit im Simulator viel besser vorbereitet ins erste Freie Training."
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Frage: "Vom Simulator einmal abgesehen, wie bereitet sich das Team auf eine neue Rennstrecke vor?"
Chester: "Bevor wir auf den Simulator setzten, schätzten wir die Ideallinie einfach ab, um erste Berechnungen erstellen zu können. Seitdem es den Simulator gibt, haben wir schon nach wenigen Runden, die der Fahrer in diesem zurückgelegt hat, eine viel genauere Vorstellung der Ideallinie. Das wiederum erlaubt es uns, viele genauere Berechnungen anzustellen. Somit sparen beim ersten Vor-Ort-Besuch an der Strecke nicht nur die Fahrer wertvolle Zeit, sondern auch die Ingenieure, die für das Basis-Setup verantwortlich sind."
"Abgesehen davon ist eine gute Arbeitsumgebung Voraussetzung, um auf der Strecke erfolgreich zu sein. Wir setzen uns frühzeitig mit den Organisatoren und mit unseren Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass wir vor Ort eine vernünftige Bürofläche und eine adäquate Telekommunikationsverbindung zur Fabrik in Enstone vorfinden. Es ist immer wieder unglaublich, welche Datenmenge an einem Rennwochenende verarbeitet wird. Im Vorfeld eines Rennwochenendes ist grundsätzlich jede Menge Vorarbeit zu leisten. Ganz besonders gilt das für den ersten Besuch einer neuen Rennstrecke."
Frage: "Welche Erfahrungen in Bezug auf die Performance hat das Team in Suzuka gewonnen?"
Chester: "Alles in allem war es für uns bezogen auf die Performance ein normales Wochenende. Am Freitag sahen wir gut aus, am Samstag konnten wir unsere selbstgesteckten Ziele nicht erreichen. Am Rennsonntag, als die Bedingungen sehr schwierig waren, notierten wir äußerst respektable Rundenzeiten. Bezogen auf die Strategie war es kein einfaches Rennen, doch beiden Fahrern ist es im Verlauf des Rennens gelungen, nach vorn zu kommen. Es war ein weiteres Rennwochenende, an dem wir viel gelernt haben."

