Theissen fordert Ferrari zu weniger Testfahrten auf

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen wünscht sich, dass sich Ferrari im Sinne der Kostenreduktion dem Testlimit anschließt

(Motorsport-Total.com) - 39 Testtage hat Ferrari seit Saisonbeginn absolviert, das BMW WilliamsF1 Team hingegen nur 15. Angesichts der Krise bei den Roten aus Maranello werden sie gewiss ungestört weitertesten und sich über das freiwillige Testlimit der anderen neun Teams, welches maximal 30 Testtage während der Saison vorsieht, hinwegsetzen.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen wünscht sich auch von Ferrari künftig weniger Testfahrten

Zwar hat sich die Aufregung darüber inzwischen ein wenig gelegt, weil Ferrari im WM-Rennen ohnehin keine Rolle mehr spielt, dennoch wünscht sich BMW Motorsport Direktor Mario Theissen, dass auch sein Kollege Jean Todt das Gentlemen's Agreement endlich ratifiziert. Unabhängig von allen Wettbewerbsaspekten gehe es nämlich in erster Linie um die Senkung der Kosten in der Formel 1, wofür jedoch alle an einem Strang ziehen müssten.#w1#

"Wenn man mit dem Sparen anfangen kann, dann beim Testen"

"Unter dem Kostenaspekt glaube ich, dass sich Ferrari an das Testlimit halten sollte, denn wenn man irgendwo mit dem Sparen anfangen kann, dann sicher beim Testen", erklärte Theissen gegenüber 'Premiere'. "Wir testen pro Jahr heutzutage viermal so viele Kilometer wie wir an den Rennwochenenden zurücklegen. Man braucht Reifen, Material jeder Art - aber unter Ausschluss der Wettbewerbssituation. Wenn niemand testen würde, wäre die Situation genau dieselbe. Daher bin ich für ein Zurückfahren des Testumfangs."

Allerdings halten Ferrari und Bridgestone dagegen, dass sie reifenseitig ohnehin im Nachteil seien, weil Michelin mit sieben Top-Teams wesentlich mehr testen kann, was die Kilometerzahl angeht. Ein durchaus belegbares Argument: Zwar hat Ferrari als Team die meisten Testkilometer, nämlich knapp 20.500, absolviert, doch im Vergleich der Reifenhersteller steht es 72.000 zu 24.000 für Michelin, weil die beiden anderen Bridgestone-Teams, Jordan-Toyota und Minardi-Cosworth, kaum testen.

Theissen sieht dabei jedoch "zwei Aspekte: Auf der einen Seite ist es so, dass sich Bridgestone voll auf Ferrari konzentriert und damit weniger Daten von anderen Teams bekommt, aber auf der anderen Seite sind sie so vernetzt mit Ferrari wie kein anderes Team. Sie testen fast täglich und sie tauschen die Daten in einer Form aus, die woanders gar nicht denkbar wäre. Ob Ferrari in dieser Konfiguration wirklich schlechter dasteht als die Konkurrenz, wage ich zu bezweifeln", gab er zu Protokoll.

Plötzliches Ende der Dominanz für Theissen nicht unerwartet

Dass Ferrari derzeit nur auf dem fünften WM-Platz steht und Michael Schumacher als Achter der Fahrerwertung bereits 43 Punkte Rückstand auf den führenden Alonso hat, kommt für den 52-Jährigen zwar vom Timing her überraschend, in dieser Härte aber nicht unbedingt unerwartet: "Wenn eine Dominanz zu Ende geht, ist es nicht ungewöhnlich, dass das plötzlich passiert", analysierte Theissen noch vor dem gestrigen Rennen am Nürburgring.

"Wenn nur eine Komponente nicht perfekt ist, kann man nicht gewinnen", fuhr er fort. "Das bekommt man auch nicht innerhalb von wenigen Tagen wieder hin. Das ist bei Ferrari der Fall. Wir wissen aber, dass das Auto sehr schnell sein kann, denn Michael Schumacher hat in Monaco die schnellste Rennrunde gedreht. Ich rechne mit denen - wenn nicht in diesem Rennen (am Nürburgring; Anm. d. Red.), dann im nächsten oder im übernächsten. Ferrari muss man ernst nehmen."

"Wir haben ein Drittel der Saison hinter uns, das sie nicht gut hinbekommen haben", sagte Theissen, der sich allerdings dagegen sträubt, Ferrari schon von der Rechnung zu nehmen: "Wir haben auch schon mehrfach gesehen, dass die Kräfteverhältnisse während einer Saison sehr stark variieren können. Abzuschreiben sind sie nie, aber aus meiner Sicht sind Renault und McLaren die Favoriten - oder anders gesagt: Fernando Alonso und Kimi Räikkönen."