• 22.08.2009 21:27

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Theissen: "Der Ausstieg wurde begrüßt"

Die Motorsportpresse übt scharfe Kritik an BMW, aber Mario Theissen sieht auch positive Aspekte der Ausstiegsentscheidung des Vorstands

(Motorsport-Total.com) - Erst im Sommer 2005 hat Peter Sauber seine "Braut" in Form des Hinwiler Formel-1-Teams an BMW übergeben, vier Jahre später war die Ehe auch schon wieder geschieden: Der deutsche Automobilhersteller wird sein Engagement in der Königsklasse nach der Saison 2009 beenden und wirft damit vor Erreichen der erklärten sportlichen Ziele das Handtuch.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor)

Mario Theissen kämpft für den Erhalt des Formel-1-Standortes Hinwil

Von der Tages- und Motorsportpresse musste sich BMW dafür in den vergangenen Wochen zum Teil scharfe Kritik anhören, aber BMW Motorsport Direktor Mario Theissen erachtet diese Sichtweise als zu einseitig: "Aus wirtschaftlicher Sicht wurde der Ausstieg begrüßt", wird er von 'formula1.com' zitiert. "Der Aktienkurs ging nach oben und die Kommentare in den Wirtschaftszeitungen fielen durchwegs positiv aus. Man muss immer das Gesamtbild sehen."#w1#

Niemals Gewinn in der Formel 1

Schwer nachzuvollziehen ist der Ausstieg auch vor dem Hintergrund, dass die Kosten in der Formel 1 bis 2011 massiv gesenkt werden sollen. BMW gab schon 2009 als Teambetreiber deutlich weniger Geld aus als noch vor einigen Jahren in der Rolle eines einfachen Motorenlieferanten. Dennoch zog der Vorstand den Stecker, weil man sich über ein neues Concorde-Agreement nicht gleich für drei weitere Jahre verpflichten wollte.

Gewinne mit der Formel 1 hält Theissen aber ohnehin für unrealistisch: "Ich glaube nicht, dass die Formel 1 jemals Profit abwerfen wird. Es stimmt, dass die Kosten, die in den vergangenen Jahren schon drastisch gesenkt wurden, weiter nach unten gehen werden - die Formel 1 wird leistbarer werden -, aber als Profitumfeld sehe ich sie nicht, zumindest nicht für Hersteller", analysiert der 57-Jährige.

"Ich glaube nicht, dass die Formel 1 jemals Profit abwerfen wird." Mario Theissen

Gemeinsam mit Peter Sauber ist Theissen derzeit damit beschäftigt, das Hinwiler Team zu retten. Eine Managementübernahme - Stichwort: Theissen GP - wie im Fall von Honda/Brawn kommt eher nicht in Frage. Also müssen externe Investoren her. Mehrere Angebote liegen bereits auf dem Tisch und sollten geprüft werden - im Idealfall möglichst schnell: "Das muss schon in den nächsten Wochen passieren", sagt Theissen im Hinblick auf den Rennbetrieb 2010.

Keine kurzfristige Lösung

Eine erste Konstellation mit Sauber an der Spitze hat BMW angeblich bereits abgelehnt - verschenken wollen die Münchner ihren Rennstall offenbar nicht. Doch es geht bei der Sondierung der möglichen Varianten auch noch um etwas anderes: "Uns liegt schon daran, dass eine Lösung, sollte sie zum Stehen kommen, auch zuverlässig für mehrere Jahre trägt und nicht nach einer halben Saison zusammenfällt", betont Theissen.

"Ein anderes Szenario ist", holt er aus, "den Standort Hinwil als Entwicklungsbasis für BMW zu nutzen, aber auch für externe Zwecke. Man könnte dort Formel-1-Autos entwickeln, aber auch andere Motorsportprojekte. Auch für Leichtgewichtskonstruktionen im Automobilbereich oder für Aerodynamikforschungen wäre der Standort geeignet, denn Hinwil ist ein Kompetenzzentrum mit außergewöhnlicher Ausstattung und erstklassigen Ingenieuren."

"Hinwil ist ein Kompetenzzentrum mit außergewöhnlicher Ausstattung und erstklassigen Ingenieuren." Mario Theissen

Das Team kämpft davon unbeeindruckt weiter: "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Motivation nach der Rückzugsankündigung verloren war", so Theissen. "Das war die beeindruckendste Erfahrung, die ich nach der Entscheidung gemacht habe. Wir alle im Team wissen, dass die beste Empfehlung an neue Eigentümer ist, unsere Leistung zu steigern. Außerdem geht es um den Respekt des Teams in der Öffentlichkeit."

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt