• 20.08.2009 18:44

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Theissen: "Evaluieren gerade Anfragen"

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen erfuhr selbst erst einen Tag vor der Bekanntgabe vom Ausstieg und setzt sich nun für das Team ein

(Motorsport-Total.com) - Von der Ankündigung, dass sich BMW nach Saisonende aus der Formel 1 zurückziehen wird, waren nicht nur zahlreiche Motorsportfans auf der ganzen Welt und die beiden Fahrer Nick Heidfeld und Robert Kubica überrascht, sondern sogar Mario Theissen. Der BMW Motorsport Direktor wusste noch bei seiner Abreise aus Budapest nichts vom drohenden Ausstiegsszenario.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Für Mario Theissen steht die Rettung des Teams derzeit im Vordergrund

Erst "einen Tag vor der offiziellen Bekanntgabe", also am Dienstag nach der Vorstandssitzung, wurde Theissen informiert. Anschließend versuchte er sofort, die beiden Fahrer zu erreichen, die jedoch das Telefon nicht mehr abnahmen und die Nachricht daher am nächsten Morgen erfuhren - genau wie der Rest der Welt. Heidfeld erhielt einen Anruf von einer Pressesprecherin, Kubica fiel aus allen Wolken, als er seinen Computer einschaltete und im Internet über die Schlagzeile stolperte.#w1#

Concorde-Agreement als Auslöser

"Es hat mich überrascht", sagt Theissen über den Rückzugsbeschluss, auch wenn er wusste, dass das Formel-1-Projekt schon in der Woche zuvor überdacht wurde. Ursprünglich hatte es jedoch geheißen, die definitive Entscheidung werde später fallen, aber mit der Notwendigkeit, ein neues Concorde-Agreement zu unterschreiben und sich damit bis Ende 2012 an die Königsklasse zu binden, musste plötzlich alles ganz schnell gehen.

"Es ist nun unsere oberste Priorität, das Team unter neuen Eigentümern am Leben zu erhalten", gibt sich Theissen vor dem Grand Prix von Europa kämpferisch - im Wissen, dass dies kein einfaches Unterfangen ist: "Das lässt sich nicht in ein paar Tagen aussortieren. Es wird nicht einfach, aber es gibt interessierte Investoren. Uns liegen interessierte Anfragen vor bis hin zu kompletten Businessplänen. Diese Anfragen evaluieren wir gerade."

¿pbvin|512|1816||1|1pb¿Um wen es sich dabei handelt, will der Deutsche nicht verraten. In den Medien wird spekuliert, dass die Fluglinie AirAsia, derzeit Williams-Sponsor, ein Angebot unterbreitet haben könnte. Peter Sauber soll mit seinem ersten Vorschlag abgeblitzt sein. Mit der Einschreibung für 2010 hat man zumindest schon mal etwas mehr Zeit gewonnen. Offiziell angenommen wurde die Einschreibung aber noch nicht: "Es ist Sache der FIA, darüber zu entscheiden", so Theissen.

"Ich arbeite sehr eng mit Peter zusammen. Er versucht, seine Kontakte spielen zu lassen, spricht mit verschiedenen Leuten. Wir machen das gemeinsam. Ich kann über die laufenden Verhandlungen nicht sprechen, aber es gibt wie gesagt Interessenten", berichtet Theissen, der daran glaubt, dass in Hinwil weiterhin Formel-1-Autos gebaut werden: "Die FOTA und die FOM haben Hilfsbereitschaft signalisiert, insofern bin ich nicht allzu pessimistisch."

Derzeit noch kein Motor

Ein Haken an der Sache ist, dass BMW nicht einfach nur einen neuen Investor für den 420 Mann starken Standort Hinwil finden muss, sondern auch einen neuen Motorenlieferanten. Aber: "Wir sprechen mit Motorenherstellern. Da würden wir eine Lösung finden", sagt Theissen. Zuletzt hat sich nach dem überraschenden Honda-Ausstieg schon Mercedes bereiterklärt, dem Nachfolgeteam Brawn kurzfristig Motoren zur Verfügung zu stellen.

Wie es mit Theissen selbst weitergeht, ist indes noch völlig offen. Der 57-Jährige arbeitet seit 1977 für BMW, seit 1999 ist er für den Motorsport zuständig. Über seine Zukunft will er sich erst nach geklärter Nachfolgeregelung für das Team Gedanken machen: "Das ist noch offen und darüber denke ich derzeit nicht nach. Mir geht es darum, die Zukunft des Teams zu sichern. Nach Saisonende werden wir sehen, wie es für mich weitergeht."

"Mir geht es darum, die Zukunft des Teams zu sichern." Mario Theissen

Über BMW ist er "nicht desillusioniert. Als wir dieses Projekt vor zehn Jahren in Angriff genommen haben, war mir klar, dass ein Unternehmen wie BMW eine jährliche Evaluierung durchführen würde. Wir hatten zehn Jahre lang eine schöne Zeit. Das ist viel. Es war aufregend mit schönen Erfolgen", so der Motorsport Direktor. Allerdings antwortet er auf die Frage, ob er nun desillusioniert sei, mit einem Lachen im Gesicht: "Fragen Sie mich das in ein paar Monaten noch einmal!"

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