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Theissen: "Aerodynamik ein entscheidender Bereich"
Der BMW-Sportchef im Interview über Verbesserungen ab Magny-Cours, die neue Struktur bei Williams und die Fahrersituation
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mario, wie beurteilst du die bisherige Saison aus der Sicht deines Teams? In den letzten drei Rennen gab es einen sechsten, einen vierten und einen achten Platz."
Dr. Mario Theissen: "Es stimmt, wir sind sicher nicht zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf. Schon der Start war schwierig und dann haben wir nicht ausreichend Fortschritte gemacht. Ich denke, dass es viel mit den Änderungen zu tun hat, die wir inzwischen installiert haben, denn darüber mussten wir intern lange diskutieren. Man kann Dinge nicht über Nacht ändern, am allerwenigsten die Performance des Fahrzeugs. Während der Saison werden einige Schritte folgen. Ich bin zuversichtlich, dass die strukturellen und organisatorischen Änderungen - vor allem die Beförderung von Sam Michael bei Williams - die Leistungsfähigkeit des Teams und die Interaktion zwischen Grove und München verbessern werden. Da bin ich wirklich optimistisch, aber es dauert eben eine gewisse Zeit, ein paar Rennen, und ich hoffe, dass wir uns ganz unten in einer Lernkurve befinden, die sich dann in der zweiten Saisonhälfte nach oben neigen wird."#w1#

© xpb.cc
Theissen ist zuversichtlich, in Frankreich die Wende schaffen zu können
Frage: "Wie schnell könnt ihr die Wende schaffen? Die Rede ist von drei oder vier Rennen, nicht wahr?"
Theissen: "Naja, offensichtlich ist die Aerodynamik ein entscheidender Bereich. Der neue Windkanal von Williams ist jetzt in Betrieb - und die parallele Arbeit mit zwei Windkanälen sollte den Output steigern. Für Magny-Cours ist ein großes aerodynamisches Paket geplant, aber wir wollen die Aerodynamik auch von Rennen zu Rennen verbessern. Auch Motorenseitig haben wir etwas in der Pipeline. Grundsätzlich hatten wir drei Ziele für diese Saison. Eine Sache war, mit einem zuverlässigen 800-Kilometer-Motor zu kommen, ohne zu viel an Leistung zu verlieren und ohne zu viel an Gewicht zuzulegen. Das war mit dem ersten Rennen erreicht. Das zweite Ziel war, die Höchstleistung und die Höchstgeschwindigkeit nicht nur im Qualifying, sondern auch im Rennen freigeben zu können, was erstmals in Imola erreicht wurde. Jetzt arbeiten wir am dritten Ziel, nämlich der schrittweisen Leistungssteigerung während der Saison."
Frage: "Kannst du uns sagen, bei welchen Rennen ihr die Ausbaustufen einführen werdet?"
Theissen: "Es wird keine großen Ausbaustufen geben, abgesehen von der, die ich in Bezug auf Magny-Cours schon angesprochen habe. Ich erwarte eher fließende Verbesserungen - wie in den letzten Jahren auch."
Frage: "Wird das Auto auch optisch anders aussehen?"
Theissen: "Ich denke schon, ja."
Frage: "Die Frage hat vor allem auf die Nase abgezielt. Werdet ihr die verändern?"
Theissen: "Ich weiß nicht, inwieweit das Auto anders aussehen wird."
Ungeklärte Fahrersituation wirft "manchmal Probleme auf"
Frage: "Kommen wir zur Fahrersituation. Glaubst du, dass sich das auch auf eure Leistungen auswirkt?"
Theissen: "Natürlich ist es eine ungewöhnliche Situation für das Team, die manchmal Probleme aufwirft und mit der schwer umzugehen ist. Andererseits gibt es einige Teams, die nie etwas anderes hatten als Fahrerverträge über nur ein Jahr, also ist es nichts Ungewöhnliches in der Formel 1. Ich finde, dass wir - die Ingenieure und die Fahrer - bisher so gut es geht mit der Situation umgegangen sind. Abwarten, wie es während der zweiten Saisonhälfte funktioniert. Ich bin zuversichtlich, dass der einzige Gedanke, den einer unserer Fahrer am Donnerstag hat, wenn er auf die Strecke kommt, der ist, dass er so viele Punkte wie möglich sammeln will, auf das Podium fahren will, eventuell gewinnen will. Da denkt keiner an nächstes Jahr. Ich denke daher, dass wir in der Lage sein werden, diese Situation zu überstehen."
Frage: "Warum versprichst du dir so viel von der Beförderung Sam Michaels zum Technischen Direktor und war das etwas, wozu BMW Williams gedrängt hat?"
Theissen: "Mein Optimismus bezieht sich nicht wirklich auf die personellen Veränderungen, dass Sam Patrick ablöst, sondern auf die strukturellen Neuerungen, die damit einhergehen. Da hatten wir sicher auch unsere Hände mit im Spiel. Zu Beginn des letzten Jahres, als wir den neuen Verrag verhandelt haben, um weitere fünf Jahre gemeinsam zu arbeiten, haben wir viel darüber nachgedacht, wie wir die beiden Teams besser zusammenschweißen können. Wir haben überlegt, wie man die Ressourcen der beiden Seiten am besten ausschöpfen kann, wie wir effektiver werden können und wie wir uns noch besser auf die relevanten Bereiche konzentrieren können. Die neue Partnerschaft haben wir erst besiegelt, als wir zu all diesen Dingen eine gemeinsame Meinung hatten. Das ist das Fundament für die Restrukturierung, die seither stattgefunden hat, und Williams hat jetzt die notwendigen Schritte ergriffen, was mich zuversichtlich stimmt."
Frage: "Es sieht so aus, als werde das Qualifying-Format ab Silverstone wieder verändert, um die Show zu verbessern. Wie ist deine Meinung dazu?"
Theissen: "Wenn man sich das Format anschaut, dann ist jede Veränderung eine Verbesserung. Ich bin dafür, dass die Zuschauer auf einer schnellen Runde die wahre Performance des Pakets erkennen können, dass die Leistung nicht von der Rennstrategie verschleiert wird."
Frage: "Viele Teams bringen diese Saison B-Autos oder große Ausbaustufen an den Start. Wird es mehr und mehr zum Trend, während der Saison fast ein neues Auto einzuführen oder ist das nur eine Ausnahmesituation in diesem Jahr?"
Theissen: "Schon letztes Jahr haben wir gesehen, dass manche Teams während der Saison größere Fortschritte machen als mit dem neuen Auto über den Winter. Das reflektiert nur die starken Entwicklungsressourcen, die die großen Teams haben. Was wir nicht tun wollen, ist, ein ganz neues Auto oder einen ganz neuen Motor mitten in der Saison einzuführen, aber die Optimierungsschritte von Rennen zu Rennen sind recht signifikant und werden auch in Zukunft signifikant bleiben."

