• 16.03.2013 04:35

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Telemetrie-Chaos in Melbourne: Rennleitung ist machtlos

Weil die Telemetrie der Rennleitung im Albert Park von Melbourne verrücktspielt, müssen Fahrer und Teams der Formel 1 noch mehr Vorsicht walten lassen

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting hat ein Problem: Vor dem dritten Freien Training zum Großen Preis von Australien trat eine Störung der Telemetrie-Daten auf. Weil die Zuverlässigkeit der Systeme nicht gewährleistet ist, sehen sich Whiting und seine Kollegen zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Darüber informierte der Formel-1-Rennleiter die Fahrer und ihre Teams in einem Schreiben.

Titel-Bild zur News: Safety-Car

Unter anderem bei einer Safety-Car-Phase gelten in Melbourne nun besondere Regeln

Darin nennt Whiting sieben Punkte, die es im weiteren Verlauf des ersten Formel-1-Wochenendes 2013 zu beachten gilt. Zum Beispiel, dass die Signallichter Rot, Gelb und Blau in den Cockpits der Autos nicht funktionieren werden. Außerdem wird DRS beim Rennstart automatisch aktiviert, sobald sämtliche Fahrzeuge im ersten Grand Prix des Jahres zwei Runden abgeschlossen haben.

Erhöhte Aufmerksamkeit an den Kommandoständen ist also gefragt, vor allem auch beim Überrunden: "Es wird keine automatische Blaue-Flaggen-Nachricht über das offizielle Nachrichtensystem geben", kündigt Whiting an. "Wir tun aber unser Bestes, um aus der Rennleitung so viele Informationen wie möglich zu geben." Die Teams werden dazu angehalten, ihre Fahrer entsprechend zu warnen.

Die Rennleitung kann nicht eingreifen

Besonderheiten gibt es auch im Falle einer Safety-Car-Phase. Die Piloten müssen aufgrund der Telemetrie-Probleme der Rennleitung nämlich eigenständig in den Safety-Car-Modus wechseln, was ansonsten automatisch geschehen würde. Nun ist eine manuelle Aktivierung erforderlich, schreibt Whiting. Maßgeblich für diesen Schritt sind die Safety-Car-Hinweisschilder der Streckenposten.

Zu einer kuriosen Aufforderung führt der Umstand, dass die Rennleitung DRS bei einer Safety-Car-Phase nicht deaktivieren kann. Normalerweise können Whiting und Co. dieses System für die Zeit einer Gelbphase "sperren", in Melbourne gilt allerdings aufgrund der Umstände nur noch ein akutes Nutzungsverbot bis zwei Runden nach dem Ende der entsprechenden Safety-Car-Phase.


Fotos: Großer Preis von Australien


Sollten in einer DRS-Zone gelbe Flaggen gezeigt werden, darf DRS selbstverständlich nicht aktiviert werden. Auch hier hat die Rennleitung keine technische Möglichkeit, dies zu überwachen. Die Piloten und ihre Teams sind in diesem Fall ebenfalls auf die Signaltafeln der Streckenposten angewiesen. Dies gilt auch für schlechte Sicht, wobei DRS gesperrt wird, was die Rennleitung aber nicht aktiv tun kann.

Whiting und seine Kollegen sind an diesem Wochenende also in der Reichweite ihrer Macht begrenzt und bitten die Teams am Rande des dritten Freien Trainings um Verständnis und Unterstützung. Um sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen, wird die Rennleitung im Anschluss an die dritte Einheit von Melbourne einen Test abhalten. Dann erfahren die Teams, was ihnen noch alles bevorsteht.