• 21.02.2016 18:51

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Technische Analyse des McLaren MP4-31: Alles besser 2016?

2015 konnten McLaren und Honda die hohen Erwartungen nicht erfüllen - Auch in diesem Jahr werden wieder alle Augen auf der Partnerschaft und dem MP4-31 ruhen

(Motorsport-Total.com) - Die Wiedervereinigung von McLaren und Honda im vergangenen Jahr war weit entfernt von den Erfolgen, die man in früheren Zeiten zusammen erreicht hat. Probleme am Chassis und am Antriebsstrang sorgten für eine fürchterliche Saison, bei der weder die Pace noch die Zuverlässigkeit stimmte. Während die Performance auf der Strecke nicht stimmte, arbeitete man hinter den Kulissen sorgfältig an beiden Fronten. Am Sonntagmorgen wurde der MP4-31 vorgestellt.

Titel-Bild zur News: Präsentation des McLaren-Honda MP4-31

Der neue McLaren-Honda MP4-31 soll die Schwächen der Vorsaison ausbügeln Zoom

Das Aero-Konzept, das 2015 immer wieder getestet wurde, hält dabei keine Überraschungen bereit. Nachdem die Weiterentwicklung der Antriebseinheit durch das Tokensystem begrenzt war, konnte Honda im Winter bis zu 32 neue Tokens verwenden, um die Größe seines Turbos und der MGU-H anzupassen. Nun sieht es so aus, dass die Basis, die im vergangenen Jahr komplett falsch war, korrigiert wurde.

Hondas Power Unit wird in der Basis in Sakura weiterhin ohne Hilfe von außen entwickelt. Dieser typische Honda-Ansatz zahlte sich im vergangenen Jahr nicht aus. Trotzdem hat man gewisse Lehren gezogen und Motorsportchef Yasuhisa Arai spricht bereits über einen neuen Turbo und hat verraten, dass sich die Tests auf die Entwicklung des ERS fokussieren werden - beides Schwachstellen im vergangenen Jahr.

Fortschritte bei Chassis und Antrieb

Das stärkt die Vermutung, dass Hondas V6-Antrieb bereits im vergangenen Jahr genug Leistung mitbrachte, allerdings nicht die nötige Unterstützung der Hybridsysteme erhielt. Dies ist Phase eins im Plan des Unternehmens, den Antriebsstrang komplett konkurrenzfähig zu machen. Zunächst schien es eine clevere Idee zu sein, den kleinen Turbokompressor in das 'V' des Motors zu packen.

Das führte allerdings dazu, dass der Turbo und die MGU-H überhitzten. Angeblich soll der Turbo in der gleichen engen Position bleiben, allerdings etwas vergrößert werden. Es wird sich 2017 ändern, aber in diesem Jahr mussten Teile vorne am Motor überarbeitet werden, um mehr Platz zu schaffen. Honda wird hoffen, dass diese Änderungen die Zuverlässigkeit nicht beeinflussen und trotzdem die bisher fehlende Performance liefern.


Fotos: Präsentation McLaren-Honda MP4-31


Auf Seiten des Chassis war das Auto im vergangenen Jahr eine Mischung aus dem 'Size-Zero'-Konzept und dem Chassis von 2014 mit seinen ungewöhnlichen Verkleidungen an der Hinterradaufhängung. Das neue Auto wurde von drei technischen Führungskräften geplant, und der Einfluss von Peter Prodromou zeigt sich ganz besonders bei der Aerodynamik und beim Layout.

McLaren MP4-30, McLaren MP4-31

Gut erkennbar: Das neue Auto ist im Vergleich zum alten stärker geneigt Zoom

Auffällig ist, dass das Auto viel stärker geneigt ist. Die Fahrhöhe ist hinten höher und vorne niedriger. Dadurch wird der Abtrieb des Unterbodens besser genutzt, und gleichzeitig verbessert sich die Effizienz des Frontflügels. Um das zu erreichen reicht es nicht aus, nur die Aufhängung anzupassen. Das ganze Auto muss um dieses Konzept herum neu erstellt werden. Es betrifft das Design von Getriebe, Splitter, Aufhängung und Aerodynamik.

Harte Arbeit zahlt sich aus

Die Weiterentwicklung von McLaren an den Rennwochenenden hat sich ausgezahlt, denn das Auto liegt nun deutlich höher als 2015. Vorne am MP4-31 befindet sich eine etwas überarbeitete Version der kurzen Nase, die während der vergangenen Saison eingeführt wurde. Interessanterweise befindet sich an der Befestigung des Frontflügels ein vertikaler Slot, den man so bei anderen Autos noch nicht gesehen hat.

Dieser Schlitz bedeutet, dass McLaren in diesem Bereich sehr hart arbeitet, um dafür zu sorgen, dass der Luftstrom an der inneren Oberfläche der Luftleitbleche verläuft. Außerdem verfügt die kurze Nase über einen S-Schacht, der ebenfalls Mitte der Saison beim MP4-30 eingeführt wurde. Alles scheint besser ins Gesamtbild integriert und aggressiver zu sein.


Auto-Präsentation: Der McLaren-Honda MP4-31

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Die Seitenkästen bleiben Teil des 'Size-Zero'-Konzepts, aber weil die anderen Teams dort ebenfalls schmaler geworden sind, sieht der McLaren nicht mehr so radikal aus. Die kleinen Seitenkästen sind unter anderem deshalb möglich, weil der Überrollbügel die Kühler hinter dem Motor füttert. Der Teiler innerhalb des Lufteinlasses legt nahe, dass sich Kühler über dem Motor befinden.

McLaren MP4-31

Auch der neue MP4-31 verfügt weiterhin über die kurze Nase des Vorgängers Zoom

Eine wichtige Veränderung im Vergleich zum MP4-30 ist die Rückkehr zur konventionellen Hinterradaufhängung. Die einzigartige Platzierung der Querlenker und der Spurstange waren im vergangenen Jahr noch ein Überrest der Verkleidungen des MP4-29. Weil man 2015 nie mit diesen Verkleidungen gefahren ist, sollten die Querlenker in ihrer neuen Position aerodynamisch und strukturell effizienter sein.

Schnelle Upgrades möglich

Über dem Getriebe befindet sich der neue Auspuff. Turbo und Wastegate haben nun jeweils ein eigenes Endrohr und bilden die Form eines Kleeblatts mit einem zentralen erhöhten Endrohr, das etwas tiefer von den kleineren Rohren flankiert wird. Das ist ein Resultat der neuen Regeln in diesem Jahr, die dafür sorgen sollen, dass der Auspuff lauter wird.

Es ist wahrscheinlich, dass Teile des Chassis, wie Flügel und Seitenkästen, während der Tests noch weiterentwickelt werden. Die Flügel bleiben normalerweise ein Geheimnis, bevor das Auto zum ersten Mal auf die Strecke geht, und bei der Kühlung ist man zu Beginn in der Regel vorsichtig.

Insgesamt hat McLaren einige wichtige strukturelle Arbeiten erledigt, um den Antrieb und das Chassis besser zu machen. Diese Veränderungen sollten das Auto in der Startaufstellung weiter nach vorne bringen, aber letztendlich werden die Teile, die man bisher noch nicht gesehen hat, darüber entscheiden, wie konkurrenzfähig der MP4-31 im Verlauf der Saison sein wird.


Fotostrecke: McLaren-Präsentationen seit 1981

Es ist bereits einige Zeit her, seit McLaren ein Chassis auf höchstem Niveau hatte. Sie müssen der Welt beweisen, dass sie dazu noch in der Lage sind. Honda muss zeigen, dass sie ein effektives ERS und ein zuverlässiges Paket bauen können, doch ohne Fortschritte beim Chassis wäre das nutzlos. Es bleibt abzuwarten, welche Fortschritte das Team im Winter erzielt hat. Die großen Worte im vergangenen Jahr beweisen, wie unklug Prognosen sein können.