• 30.07.2010 10:47

  • von Fabian Hust

Teamorder bleibt ein großer Streitpunkt

Während sich einige Teams für das bestehende Teamorder-Verbot aussprechen, wollen es andere wiederum aufheben

(Motorsport-Total.com) - Das Verhalten des Ferrari-Teams beim Großen Preis von Deutschland hat die Diskussionen um Teamorder in der Formel 1 wieder einmal aufflammen lassen. Die Art und Weise, wie der italienische Rennstall die Plätze von Felipe Massa und Fernando Alonso tauschen ließ, ist den meisten Beteiligten sauer aufgestoßen, auch wenn jeder weiß, dass irgendwie trotz des Verbotes getrickst wird - wenn auch meist nicht ganz so auffällig.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Fernando Alonso

Eiszeit bei Ferrari: Die Teamorder von Hockenheim ist nicht gut für den Sport

"Die Frage ist relativ einfach beantwortet, indem man fragt, welches Team würde wie reagieren, wenn man im letzten Rennen um die Weltmeisterschaft fährt", so Virgin-Pilot Timo Glock. "Wenn der eine Fahrer auf jener Position fährt, die der zweite benötigt, um Weltmeister zu werden, dann würde jedes Team gleich reagieren. Dann würde man irgendeine Lösung finden, um den Platz zu tauschen, und sei es beim Boxenstopp. Ich glaube, dass es relativ einfach ist. Man sollte diese Regel abschaffen, denn im Endeffekt macht es doch fast jeder."#w1#

"Ohne Teamorder wäre es natürlich schöner", meint Adrian Sutil. "Letztendlich ist es ein Teamsport, deswegen wird es immer wieder dazu kommen. Wenn man es macht, dann sollte es natürlich nicht offensichtlich sein. Man kann immer etwas tricksen und das so machen, dass es keiner mitbekommt."

"Aber wenn man es so offensichtlich macht, ist es natürlich auch für die Zuschauer schlecht. Es ist enttäuschend, wenn man für jemanden die Daumen drückt und dann wird während des Rennens getauscht, wie es die Teams wollen. Das ist glaube ich nicht gut für den Sport."

"Darüber kann man ewig diskutieren", so Formel-1-Neuling Nico Hülkenberg. "Ich kann es nachvollziehen, wenn man sich die Situation bei den Punkten und im Team anschaut. Da kann ich Ferrari verstehen, was sie da gemacht haben. Wenn man die Teamorder verbietet, macht es das für die Teams natürlich schwieriger, irgendetwas zu unternehmen. Vielleicht wäre es dann besser, sie komplett aufzuheben."

"Die Bilder sind ziemlich eindeutig, da braucht man nicht viel zu sagen", so Red-Bull-Racing-Pilot Sebastian Vettel. "Man braucht die Diskussionen, die jetzt im Gange sind, nicht noch weiter anzuheizen."

Ex-Formel-1-Pilot Kimi Räikkönen kümmert es nicht, was in seiner ehemaligen Sportart passiert ("Ich bin nicht in der Formel 1, also schert es mich nicht, was dort passiert") während sein ehemaliger Chef und heutiger FIA-Präsident Jean Todt natürlich zum Handeln gezwungen ist: "Wir werden uns damit zum richtigen Zeitpunkt beschäftigen, aber jetzt möchte ich nicht über die Formel 1 sprechen", so der Franzose gegenüber der 'Turun Sanomat' am Rande des Rallye-WM-Laufs in Finnland.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone reibt sich hingegen die Hände, denn solche Szenen sorgen für Diskussionsbedarf, was dem Sport seiner Meinung nach guttut: "Alle reden über die Formel 1 - was kann man mehr verlangen?", so der Brite gegenüber dem 'Blick'.

Die 'Bild' führte im Vorfeld des Großen Preis von Ungarn eine Umfrage unter allen zwölf Teamchefs durch, und fragte, ob Teamorder verboten sein sollte oder nicht. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali beantwortete die Frage wenig überraschend mit "Ja". Auch Teamchef Peter Sauber spricht sich dafür aus "weil in der Formel 1 letztlich die Interessen des Teams im Vordergrund stehen".

Mercedes-Teamchef Ross Brawn kann hingegen sowohl die Teams als auch die Fans verstehen, er erachtet das Verbot der Teamorder jedoch als unrealistisch. Er hofft, dass die Teams und die FIA eine Lösung erarbeiten können, "die den Wettbewerb genauso berücksichtigt wie die Interessen des Teams": "Unsere Fahrer sollen gegeneinander fahren, aber letztlich auch an das gesamte Team denken."

In den Augen von Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist Teamorder schlichtweg verboten, während Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost und HRT-Chef Colin Kolles betonen, dass dieses Verbot auch gerechtfertigt ist: "Stallorder muss verboten bleiben", so der Deutsche. "Sonst würde der Sport zu sehr beschädigt." Keine Antwort gab es für die 'Bild' übrigens von den Teamchef von Williams, Lotus, Force India, Renault, McLaren und Virgin.