McLaren-Piloten lehnen Stallorder entschieden ab

Lewis Hamilton und Jenson Button haben bereits gezeigt, dass es auch ohne Stallregie geht - Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner lässt die Piloten frei fahren

(Motorsport-Total.com) - Wenige Tage nach Hockenheim hat sich die Formel-1-Gemeinde in Ungarn versammelt. Auch dort ist die Ferrari-Teamorder Gesprächsthema Nummer eins. Speziell die direkten Konkurrenten der Roten, also Red Bull und McLaren, machen sich ihre Gedanken über diese Vorgehensweise. Bullen-Teamchef Christian Horner hatte bereits in Istanbul mit seinen Fahrern zu kämpfen. Genau in diesem Rennen haben die McLaren-Asse Lewis Hamilton und Jenson Button gezeigt, wie ein internes Duell auf der Strecke aussehen kann.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Lewis Hamilton

Lewis Hamilton und Jenson Button wollen keine Stallorder in der Formel 1 sehen

"Die Regel wurde eingeführt, um solche Situation wie 2002 in Österreich zukünftig zu verhindern. Vielleicht müssen wir uns das wirklich genauer anschauen", so Horner. "Allerdings muss ich auch sagen, dass sich die Formel 1 in den vergangenen Jahren verändert hat. Wir haben in den vergangenen Saisons immer wieder tolle Duelle gesehen, wo Fahrer um die Spitze wirklich gekämpft haben. Das muss man auch mit in Betracht ziehen, darf es nicht vergessen."#w1#

Wie es gehen kann haben die beiden McLaren-Piloten schon mehrfach gezeigt. "So etwas ist nicht nötig. Jenson und ich haben das bewiesen", sagt Hamilton über das Thema Stallregie. "Gerade im vergangenen Rennen konnten wir das zeigen. Wir beide durften unsere Motoren bis zum Ziel ausreizen. Auch in China war es so. Dort hat mir auch niemand gesagt, dass ich langsamer machen soll."

"Es muss wirklich nicht sein. Wir fahren doch Rennen. Es ist ein Wettkampf bis zum letzten Rennen des Jahres - für beide Fahrer", unterstreicht der Weltmeister von 2008 seinen Kampfgeist. "Natürlich muss man auch an das Team denken, möglichst sollten beide Fahrer in den Punkten landen. Bei uns gibt es so etwas nicht. Das Team will es nicht, Jenson will es nicht, ich will das nicht. Wenn Jenson zum Beispiel mal ein besseres Wochenende hat, dann ist das eben so. Als ich in Istanbul von Jenson überholt wurde, gab es nur eine fehlerhafte Kommunikation zwischen mir und dem Renningenieur."

Button pflichtet seinem Teamkollegen bei: "So etwas gibt es bei uns nicht. McLaren hat doch 2007 schon bewiesen, dass sie keine Teamorder herausgeben. Selbst als beide Piloten die WM denkbar knapp verloren hatten, änderte dies nichts an deren Einstellung. Es gibt bei uns Gleichbehandlung. Das kann ich wirklich bestätigen. So sollte es doch sein. Wenn du den Titel holst, dann muss es deswegen sein, weil du den besten Job gemacht hast."


Fotos: Großer Preis von Ungarn, Pre-Events


Auch bei Red Bull hat sich das Duell der Piloten zugespitzt. Nach elf Rennen haben Sebastian Vettel und Mark Webber in der WM die gleiche Anzahl an Punkten. Es wird auch weiter frei gefahren, wie Horner bestätigt. "Egal, ob richtig oder falsch: Wir haben unseren Piloten immer grünes Licht gegeben. So war es das ganze Jahr bisher. In Istanbul haben wir den Preis dafür bezahlt."

Hamilton kann sich noch gut an seine WM-Saison erinnern. Sein damaliger McLaren-Teamkollege Heikki Kovalainen gewann zwar in Ungarn das Rennen, blieb aber sonst eher blass. "Heikki hat mir auf dem Weg zum Titel nicht geholfen. Die nötigen Punkte habe ich selbst geholt. Damals habe ich ihn normal überholt. Er hat eben nur aufgepasst, damit wir keinen Unfall haben und beide punkten. Er ist nicht für mich vom Gas gegangen."

"Wenn Jenson hinter mir liegt und eine Sekunde schneller ist, dann kämpfen wir. Wir passen eben nur auf, dass wir keinen Crash fabrizieren. Bei Heikki habe ich mich damals nur bedankt, weil er sich wie ein Gentleman verhalten hat. Ich würde keine WM gewinnen wollen, wenn es nicht sauber abläuft", so Hamilton. Nun hat der Brite mit Button einen stärkeren Teamgefährten. Vor der Saison glaubten viele Leute, dass der Weltmeister im Hamilton-Team McLaren einen schweren Stand haben würde. Dem ist aber nicht so.

"Ich würde keine WM gewinnen wollen, wenn es nicht sauber abläuft." Lewis Hamilton

"Auch wenn Lewis im Grunde schon über ein Jahrzehnt hier im Team ist, gehöre ich doch voll dazu", stellt Button klar. "Das Team will mich siegen sehen. Ich fühle mich heimisch, das ging nach dem Wechsel ganz schnell. Ich bin sehr glücklich. Mir ist es enorm wichtig, dass im Team alle hinter mir stehen. Die Leute, die das Auto bauen und entwerfen sollen Siege von mir erwarten. Das ist doch wichtig."

Formel 1 ist ein Teamsport

In Hockenheim wurde Felipe Massa angefunkt, dass Fernando Alonso schneller sei. Die Reaktion des Brasilianers hat ein Millionenpublikum empört. Button beschreibt den Funkverkehr bei McLaren: "Eine solche Anweisung habe ich noch nie bekommen. Ich habe zwar auch schon mal per Funk die Informationen erhalten, dass mein Teamkollege schneller ist. Aber für mich hieß das dann nur, dass ich mehr Gas geben muss. Immerhin fährt der andere Kerl mit dem gleichen Auto."

Deshalb kann Button die Ferrari-Taktik nicht nachvollziehen. "Vor dem Rennen lag Massa 30 Punkte hinter Alonso. Wenn er gewonnen hätte, dann wären es jetzt 23 Zähler. Nach alter Rechnung wären es sogar nur neun Punkte", rechnet der Brite. "Es wäre also extrem eng."

Trotzdem stellt der 30-Jährige klar: "Es ist ein Teamsport. Hunderte Leute wirken am Bau eines solchen Autos mit, letztlich sitzen dann nur zwei Piloten in den Wagen. Es ist ein Teamsport, aber ganz anders als beim Fußball. Man will einen Titel für sich gewinnen, aber auch für das Team."

Mark Webber, Sebastian Vettel

In Istanbul kamen sich Sebastian Webber und Mark Webber entschieden zu nahe Zoom

"Es gibt eben zwei Wertungen. Es ist ein Teamsport, in dem auch das einzelne Individuum zählt. Es ist wie bei der Tour de France. Wenn du als Sieger über die Linie kommst, dann hat eben das Team daran einen erheblichen Anteil. Man muss aber wie jeder andere die Chance bekommen, ein Rennen zu gewinnen."

Als Chef kennt Horner die Verantwortung, die er für seine Mannschaft trägt. Da Ferrari bisher nur eine Strafe von 100.000 Dollar bekommen hat, wirkt das eher wie ein Freischein für zukünftige Vergehen. Deshalb muss auch Red Bull an den weiteren Verlauf der WM denken. "Stallregie gibt es seit vielen Generationen. Der Unterschied ist aber, dass so etwas heutzutage verboten ist."

"Das ist doch das Problem bei der Geschichte in Hockenheim. Darüber müssen Teams und FIA diskutieren", regt Horner die weitere Vorgehensweise an. "Wenn die Regeln sich ändern, dann muss man vielleicht noch einmal darüber nachdenken. Unsere Philosophie ist es allerdings, die Piloten gegeneinander fahren zu lassen. Das hat Dietrich Mateschitz auch ganz klar so gesagt."

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