• 18.08.2001 10:26

  • von Marcus Kollmann

Tarso Marques im ausführlichen Interview

Der Brasilianer über Minardi, Alex Yoong, die ChampCars und die vom Geld diktierte Königsklasse

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Tarso Marques hat es in dieser Saison, vier Jahre nachdem er bereits schon einmal für Minardi in der Formel 1 fuhr, nicht leicht gehabt. Gegenüber seinem Teamkollegen, Fernando Alonso, konnte der Brasilianer bisher kein Licht sehen und die wenigen Testmöglichkeiten haben dem 25-Jährigen auch nicht gerade geholfen. So beträgt die Anzahl seiner Testrunden gerade einmal lächerliche 17 Runden, da ansonsten Alonso oder Alex Yoong den PS01 testen durften. Der Maylaie Yoong, so wird angenommen, wird noch in dieser Saison das Cockpit von Marques übernehmen. Zuvor benötigt er aber noch die Superlizenz der FIA. Obwohl die Situation für Marques im Team von Paul Stoddart schwierig ist, ist der Mann aus Curitiba über die Entwicklung der diesjährigen Saison nicht verbittert.

Titel-Bild zur News: Tarso Marques (Minardi)

Hinter Tarso Marques Zukunft in der Formel 1 steht ein großes Fragezeichen

Frage: "Was sind die neuesten Nachrichten in Bezug auf Alex Yoong, der dein Cockpit übernehmen wird?"
Tarso Marques: "Ich weiß nicht. Ich bin sicher, dass Alex eine große Chance hat, jedoch hängt es von der erteilten Superlizenz ab. Wann er diese erhalten wird weiß ich nicht, ich weiß aber, dass wir bereits Sponsoren von ihm auf dem Auto haben. Meine Beziehung zu Paul ist wirklich gut und ich bin wirklich dankbar für die Chance die man mir gegeben hat, jedoch weiß ich, dass das Team das Geld benötigt. Ich glaube, dass sie deshalb den Fahrerwechsel vornehmen sollten, denn Alex bringt viel Geld mit, was gut für das Team ist."

Frage: "Weißt du schon seit längerer Zeit, dass das passieren wird?"
Marques: "Ja. Sie haben mich zu Beginn der Saison angerufen und ich wusste, dass es hart für mich und das Team werden würde. Wir dachten, dass wir etwas Geld finden würden... Sowohl das Team und ich arbeiten derzeit diesbezüglich, jedoch ist es aber wirklich schwer etwas zu finden..."

Frage: "Wie sehr haben sich die Dinge in der Formel 1 zu deinem letzten Einsatz vor vier Jahren verändert?"
Marques: "Ich glaube, dass die Tatsache, dass ich nicht dabei gewesen bin, nicht viel verändert hat. Die Formel 1 ist für alle ziemlich schwer und es hängt alles mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in den eigenen Händen ab."

Frage: "Aber im Vergleich zu den Champ Cars ist es schon ein großer Unterschied oder?"
Marques: "Das sind zwei ganz unterschiedliche Serien. Der Unterschied zwischen den Boliden ist geringer als in der Formel 1. Man hat deshalb mehr Freude beim Fahren, beim Kämpfen um Plätze und Punkte, selbst wenn man nicht in einem größeren Team ist. In der Formel 1 ist der Unterschied zwischen den Boliden die härteste Sache. Ich tue mit dem mir zur Verfügung stehenden Material das Beste. Natürlich bin ich nicht sehr glücklich, denn ich würde es natürlich vorziehen bessere Resultate einzufahren, leider ist dem aber nicht so."

Frage: "Ist der Mangel an Testfahrten dein größtes Problem und Manko?"
Marques: "Ja. Aber das ist nicht das einzige Problem, es ist nur eines der größten Probleme die wir haben. So ist es aber nun einmal. Leider ist mein Auto nicht so gut gewesen wie es hätte sein sollen."

Frage: "Es muss frustrierend sein, wenn das Team kürzlich Testfahrten bestritten hat aber nicht du, sondern Alex fahren durfte..."
Marques: "Ja, auch das stimmt. Es ist frustrierend. Aber so ist die Formel 1 nun einmal. Paul benötigt das Geld, um das Team zu erhalten. Alonso hat einige Sponsoren, also hat er die Tests bestritten. Das ist eine ganz normale Situation."

Frage: "Du scheinst nicht zu sehr enttäuscht zu sein..."
Marques: "Ich denke, dass es einfach die Realität ist. In der Formel 1 geht es am Ende immer ums Geld, insofern ist es keine überraschende Sache oder so."

Frage: "Wie schwer ist es wenn man kein Budget hat?"
Marques: "Sehr hart. Das ist der Grund weshalb wir nicht testen, der Grund weshalb wir nicht so gute Motoren haben und weshalb die Aerodynamik kaum verändert wird und nur wenige neue Teile für das Auto zur Verfügung stehen. In der Formel 1 kann man sich keinen Stillstand leisten. In den ersten zwei, drei Rennen konnten wir uns mit dem Auto dort qualifizieren wo es niemand erwartet hatte, jedoch haben wir uns danach nicht mehr groß verbessert und die anderen Teams haben tausende Kilometer getestet. Das ist der Grund für den größer gewordenen Abstand."

Frage: "Aber generell seit Ihr konkurrenzfähiger als erwartet gewesen..."
Marques: "Wenn man bedenkt, dass wir nicht viel testen ja. Ich glaube dies ist das größte Problem in Bezug auf die Entwicklung des Autos. Wenn wir ein wenig mehr testen könnten, könnten wir das Auto ein wenig verbessern. Ich glaube, dass ich mit dem mir zur Verfügung stehenden Auto wirklich einen guten Job gemacht habe. In den Rennen habe ich keine Fehler gemacht und bin nur einmal gecrasht, in Monaco, wo das aber glimpflich ausgegangen ist. Ich denke, dass wir gute Arbeit geleistet haben."

Frage: "Hast du darüber nachgedacht, dass dies dein letztes Rennen sein könnte?"
Marques: "Vielleicht. Ich kann nichts dazu sagen, denn wie ich schon sagte, haben wir Sponsoren für die letzten zwei Rennen. Er [Yoong, Anm. d. Red.] könnte zwei Rennen vorher zum Einsatz kommen oder vielleicht im nächsten Rennen oder vielleicht in Monza oder vielleicht fährt er auch gar nicht in dieser Saison. Diese Entscheidung treffe nicht ich."

Frage: "Wie ist es um deine Zukunft bestellt?"
Marques: "Ich glaube, dass ich für nächstes Jahr einige Möglichkeiten habe, selbst Minardi wäre eine Option. Wir müssen nur abwarten wie sich der Motorendeal und diese Dinge entwickeln. Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen, ich bin dennoch optimistisch."

Frage: "Freust du dich schon auf das von Paul organisierte F1x2-Doppelsitzer-Rennen in Donington in der nächsten Woche?
Marques: "Ja. Paul hat mir davon erzählt. Ich gehe davon aus, dass es viel Spaß machen wird."

Frage: "Du wirst darauf achten müssen, dass du den kleinsten Passagier bekommst..."
Marques: "Ja, denke ich auch. Wer den leichteren Passagier hat wird gewinnen, denn das macht eine Menge aus."