• 31.01.2006 12:02

Taillieu: "Haben unsere Leistungsziele erreicht"

Der Projektleiter des Renault-V8-Motor RS26 über die Entwicklungsarbeit, die Unterschiede zum V10 und den Mythos vom "Vibrationsteufel V8"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wann wurde das V8-Programm aufgenommen?"
Léon Taillieu: "Wir haben mit den ersten Designs für den RS26 im September 2004 begonnen."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Der V8 im Heck des R26 vibriert nicht stärker als das letztjährige Aggregat

Frage: "Wie wird der Unterschied in Bezug auf die Verwendung des V8-Motors auf der Strecke aussehen?"
Taillieu: "Zunächst einmal müssen wir anmerken, dass Renault das einzige Team ist, das von einem 72 Grad- auf einen 90 Grad-Zylinderbankwinkel gewechselt hat, weil dies vom Reglement vorgegeben wurde. Sie haben uns auch verboten, variable Ansaugöffnungen zu verwenden, was es uns zuvor erlaubt hat, die Motorakustik bei verschiedenen Drehzahlen anzupassen und die Drehmomentkurve zu verbessern. Das Ergebnis ist, dass die Fahrer den Eindruck haben werden, dass es dem V8 an Drehmoment mangelt, vor allem bei mittlerer Drehzahl."#w1#

Frage: "Wird der Motor also in einem höheren Drehzahlband genutzt?"
Taillieu: "Das ist exakt richtig. Wir werden ein Siebenganggetriebe verwenden, um die Nutzung des V8 zu optimieren. Die durchschnittliche Motordrehzahl wird auf eine Runde gesehen 400 bis 500 Umdrehungen in der Minute höher sein als beim V10. Das ist ein sehr großer Unterschied."

Frage: "Wird es für die Fahrer eine weitere Veränderung geben?"
Taillieu: "Die Leistungslevel werden niedriger sein als 2005, dies bedeutet, dass die Fahrer einen höheren Prozentsatz einer Runde mit Vollgas verbringen werden. Wir müssen das auch in Betracht ziehen, wenn wir den Einsatz des Motors im Verlauf des Rennwochenendes planen."

Frage: "Es wird mehr Zeit unter Vollgas verbracht, die durchschnittliche Motordrehzahl ist höher - hat dies einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit?"
Taillieu: "Das könnte der Fall sein, aber wir haben alle notwendigen Prozesse implementiert, um auf diesem Gebiet unsere Ziele zu erreichen. Wir machen uns diesbezüglich keine Sorgen. Die Zuverlässigkeit war 2005 eine unserer Stärken und wir werden auch in diesem Jahr so arbeiten."

Frage: "Der Benzinverbrauch wird sicherlich niedriger ausfallen. Wird dies einen Einfluss auf die Strategie haben?"
Taillieu: "Im Prinzip hat ein 2,4-Liter V8-Motor einen 20 Prozent niedrigeren Verbrauch als ein 3,0-Liter V10. Die zwei Motoren werden aber auf komplett unterschiedliche Art und Weise genutzt."

Frage: "Ist der Leistungsverlust im Vergleich zu 2005 relativ gesehen in der Gegend von 20 Prozent, wie man das zu Beginn erwartet hatte?"
Taillieu: "Wir können nicht zu genau werden, aber das ist eine gute Schätzung. Das Wichtige ist, dass wir unsere Leistungsziele erreicht haben."

Frage: "Wir haben viel über Vibrationsprobleme bei den V8 gehört. Kannst du uns erklären, warum?"
Taillieu: "Bei jedem Motor muss man zwischen internen und externen Vibrationen unterscheiden. Die erste Gruppe betreffen primär Torsionsvibrationen der beweglichen Teile des Motors. Sie bilden das Zentrum der Zuverlässigkeitsentwicklung des Motors und ihr Level hängt von Faktoren wie der Zündfolge ab, die wiederum Einfluss auf die Leistung des Motors hat."

"Von diesem Standpunkt aus ist es wichtig, jene Zündfolge zu wählen, die den besten Kompromiss zwischen Zuverlässigkeit und Leistung darstellt. Die zweite Vibrationsordnung sind externe. Sie können durch Austarierung der Kurbelwelle minimiert werden. Im Auto sind es die externen Vibrationen, die vom Fahrer und den Aggregaten des Chassis gespürt werden."

Frage: "Wie trifft dies auf den RS26 zu?"
Taillieu: "Den Kompromiss, den wir für unseren V8 gewählt haben, sorgt nicht für mehr Vibrationen, als wir beim V10 hatten. Sie wirken in eine andere Richtung aber die damit verbundenen Anstrengungen sind vergleichbar. Natürlich bedeutet dies, dass wir bestimmte Komponenten umgestalten mussten."

"Aber der Ruf der V8-Motor in Bezug auf Vibrationen stammt aus den 80er und 90er Jahren, als man diese mit den V12- und V10-Motoren mit dem gleichen Hubraum verglichen hat. Dies bedeutet, dass die gegenläufigen Massen der V8-Motoren höher waren als bei den anderen Architekturen und aus diesem Grund waren sie schwieriger in den Griff zu bekommen. Nun vergleichen wir einen 2,4 Liter V8 mit einem 3,0 Liter V10, was bedeutet, dass die gegenläufigen Massen identisch sind."