• 21.05.2004 11:06

Symonds: "Wir wissen, wie schwer es ist"

Renaults Chefingenieur Pat Symonds über den bisherigen Verlauf der Saison und die angedachten Regeländerungen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es finden nun sechs Rennen innerhalb von acht Wochen statt, kannst du uns sagen, wie gut dein Team auf diese intensive Zeit vorbereitet ist?"
Pat Symonds: "Ich denke, dass wir gut vorbereitet sind. Ein paar Schäden durch Kontakte mit den Streckenbegrenzungen hier am Samstag und Sonntag können das aber schnell ändern. Doch darüber macht man sich keine Gedanken. Man plant das alles, sobald der Kalender da ist. Es ist nicht einfach, aber wenn man es plant, dann ist gar nicht mehr so schwierig."

Titel-Bild zur News: Renault-Chefingenieur Pat Symonds

Pat Symonds glaubt nicht sinkende Budgets bei sinkenden Kosten

Frage: "Ihr scheint in der Position des stärksten Ferrari-Verfolgers zu sein. Ist damit auch eine Verantwortung verbunden? Und welche Möglichkeiten habt ihr?"
Symonds: "Wir liegen auf dem zweiten Platz in der Weltmeisterschaft, daher sind wir schon der stärkste Herausforderer von Ferrari. Ich denke aber nicht, dass wir das zweitschnellste Auto haben, und das macht mir Sorgen. Es macht mir auch Sorgen, dass wir nicht das schnellste Auto haben. Aber wir sind ein gutes Team, und kleine Probleme überwinden wir, das spiegeln auch die Ergebnisse wider. Es gibt noch unheimlich viel zu tun, um Ferrari einzuholen, und noch mehr, um sie zu überholen. Aber wir glauben nie, dass es unmöglich ist. Wir wissen, wie schwer dies ist, aber dafür sind wir ja auch hier."#w1#

Frage: "Der Boxengasse wurde umgebaut. Wie sehr könnte das, zusammen mit dem Geschwindigkeitslimit in der Boxengasse, zu anderen Renntaktiken führen?"
Symonds: "Das ändert nicht viel, da die Boxengasse nun acht Meter länger ist und zehn Meter früher beginnt. Die Anhebung des Speedlimits bringt etwa vier Sekunden. Monaco ist von der Strategie her sehr unterschiedlich zu anderen Rennen, das Bild aus der Vergangenheit wird sich nicht grundlegend ändern. Es gibt andere Faktoren, wie die Reifen, die den gleichen Unterschied wie die Boxengasse ausmachen können."

Frage: "Du arbeitest bei einem großen Team. Nun gehen die vorgeschlagenen Veränderungen teilweise zurück zu den Wurzeln. Welche Auswirkungen wird das auf die Struktur und die Größe eures Teams haben?"
Symonds: "Das ist im Moment schwer zu beantworten. Wir wissen derzeit ja nicht, wie genau die Regeln aussehen werden. Aber wir versuchen natürlich Geld zu sparen, doch das ist nicht so einfach. Wie waren in der letzten Woche in Le Castellet testen. Das Wetter war schlecht und wir konnten nicht das gesamte Programm fahren. Nehmen wir da ein Beispiel: Wir haben 2.000 Britische Pfund an Bremsenmaterial gespart. Dann gehe ich nicht zu Flavio Briatore und sage: 'Wir haben 2.000 Pfund gespart, also kannst du mir auch weniger zahlen.' Es geht darum, das Geld woanders zu reinvestieren. Wenn die Formel 1 in gewissen Gebieten billiger wird, dann teilen wir das Geld auf andere Gebiete auf. Ich möchte damit nicht sagen, dass das Sparen von Geld in der Formel 1 keine gute Sache ist. Wenn zum Beispiel die Testfahrten so eingeschränkt werden, dass wir kein Testteam mehr brauchen, dann würden wir die Leute an Testprüfständen beschäftigen. Das wären vielleicht nicht die gleichen Leute, aber insgesamt werden wir das Geld ausgeben, das wir haben."

Frage: "Die Testfahrer stehen derzeit im Blickpunkt. Wie ist es bei euch? Welche Zukunft hat Franck Montagny?"
Symonds: "Ich denke, dass Franck einen sehr, sehr guten Job für uns gemacht hat. Das erste Mal hat er mich überrascht, als er im letzten Jahr die Testsession in Magny-Cours gefahren ist und alles schief ging, was schief gehen konnte. Wir hatten ein Motorproblem an seinem Auto. Er stieg ins Ersatzauto und fuhr hinaus, doch dann begann es zu regnen. Wie er damit umging, zeigte, dass er sehr reif ist. Seitdem hat er viel für uns getestet. Er ist sehr innovativ, denkt viel über das nach, was er macht, und er ist ein intelligenter Junge. Was seine Zukunft angeht, so verdient er einen Platz in der Formel 1, und ich weiß nicht, ob das bei Renault oder bei einem anderen Team sein wird. Natürlich müssen wir mehrere Fahrer aufbauen, aber wir haben nur zwei Plätze zu vergeben."