• 14.07.2005 15:48

Symonds: Drei Große im Vergleich

Was macht einen Fahrer zum Champion? Renaults Chefingenieur Pat Symonds kennt die ganz Großen und weiß genau, was sie auszeichnet

(Motorsport-Total.com) - Renaults Chefingenieur Pat Symonds kann auf eine lange Geschichte in der Formel 1 zurückblicken. Mit drei großen Piloten hat er während seiner Laufbahn mittlerweile zusammengearbeitet - mit Ayrton Senna, Michael Schumacher und, aktuell, mit Fernando Alonso, dem Renault in der aktuellen Saison einen gewaltigen Sprung nach vorn verdankt.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Laut Symonds wird sich Alonso in die Riege der Herausragenden einreihen

Symonds kam mit dem Toleman-Team 1981 in die Formel 1, nachdem er sich zuvor um das Formel-2-Projekt des Rennstalls bemühte. Seit dieser Zeit blieb der heute 52-Jährige dem Team treu - allen Umbenennungen (von Toleman zu Benetton und nun zu Renault) zum Trotz. Wenn man über 20 Jahre in der Formel 1 tätig ist, beginnt man, nicht nur den Rennsport an sich genauestens zu kennen, sondern auch die Besonderheiten, die dahinter stehen.#w1#

"Alle zehn Jahre geht ein ganz besonderer Stern auf"

"Das Interessanteste ist der zeitliche Ablauf: Mit Senna habe ich 1983/84 bei Toleman gearbeitet, Schumacher ist mit mir 1994 bei Benetton zum ersten Mal Weltmeister geworden - und Alonso führt 2005 die WM an", erklärte der Brite im 'kicker'. "Alle zehn Jahre also ein großer Champion, alle zehn Jahre geht ein ganz besonderer Stern auf. Es passiert dann etwas ganz Außergewöhnliches - danach haben wir wieder zehn Jahre Pause."

Dabei sieht Symonds auch Parallelen, was die Persönlichkeiten der Fahrer betrifft. Das besondere Selbstbewusstsein der Spitzenpiloten steht ihm zufolge dabei im Vordergrund. Andererseits sind es Menschen, die in die Cockpits steigen, um Siege einzufahren. Genau so verschieden wie die Herkunft oder Geschichte der Piloten sind auch ihre Charaktere. "Michael und Fernando fühlen sich mit sich selbst, mit ihrem Leben, mit allem, was sie haben oder tun, sehr komfortabel. Für Senna galt das eher nicht: ein Charakter mit Problemen, außerdem als Südamerikaner schwieriger einzuschätzen", erläutert Symonds dazu.

Der Blickwinkel ist entscheidend

Was aber macht die spezielle Rennsport-Begabung dieser drei herausragenden Fahrer aus? Der Chefingenieur hat dafür eine simple Erklärung: "Sie sehen alles aus einem viel größeren, weiteren Blickwinkel." Die Voraussicht von Senna sowie Schumachers feines Gespür für Regen sind legendär. Auch Alonso überrascht immer neu. "Andere wissen schon vorher, wie sie ein Rennen anlegen wollen - und wenn es nicht funktioniert, sind sie halt langsam. Diese drei aber ändern sofort Linie, Stil, Fahrweise, wenn etwas nicht so läuft - und passen sich auch immer sofort an."

Die exakte Selbsteinschätzung sowie die Fähigkeit, sich ein Ziel zu setzen, um dieses dann konsequent zu verwirklichen, sei es, was alle drei auszeichnet, so Symonds. Auch bei Alonso seien diese Fähigkeiten trotz seiner erst 24 Jahre schon sehr ausgeprägt. "Alonso versteht ein Rennen, weiß genau, was zwischen Start und Ziel alles passiert, er weiß exakt, was möglich ist und was nicht - und vor allem: wann. Das alles beherrscht er schon in seinen jungen Jahren", fährt er fort.

Fernando Alonso führt mit insgesamt 77 Punkten die Weltmeisterschaft des laufenden Jahres an. Symonds verlässt sich für alles Weitere auf sein Bauchgefühl. "Bei Senna wusste ich schon sehr frühzeitig, dass er ein ganz großer Champion werden würde. Schumacher habe ich bis zu seinen ersten beiden WM-Titeln begleitet - und bei Alonso ist es jetzt fast gleich: Ich weiß genau, dass er Weltmeister wird. Noch weiß ich nicht exakt, wann. Aber ich hoffe sehr schon dieses Jahr."