• 15.07.2006 19:01

Sutil: "Werde Colin Kolles auf die Nerven gehen"

Adrian Sutil im Interview über seine starken Leistungen am Freitag in Magny-Cours, die dortige Rennstrecke und seine Planungen für die Zukunft

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Nach seinem starken Auftritt am Nürburgring legte Adrian Sutil gestern in Magny-Cours noch ein Schäufelchen nach, belegte in den Freien Freitagstrainings die Positionen fünf und sieben. Zwar war der Deutsche naturgemäß unter anderen Bedingungen als die MF1-Racing-Stammfahrer unterwegs, dennoch war die Resonanz auf seinen Auftritt durchweg positiv.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Sutil bringt in der Formel 1 Leistungen, die niemand von ihm erwartet hätte

Frage: "Adrian, ist die Arbeit eines Freitagsfahrers am Samstag schon erledigt oder geht das auch am Samstag noch weiter?"
Adrian Sutil: "Die Hauptarbeit ist natürlich schon erledigt. Die Hauptzeit, für die man sich vorbereitet, ist der Freitag, aber am Samstag schaut man schon, dass man noch viele Informationen für die Zukunft bekommt, denn man weiß ja nie, wie es für einen selber weitergeht. Da versucht man, mit den Ingenieuren zusammenzuarbeiten, denn oftmals fragen die dich noch, was genau mit den Reifen war am Freitag oder sie brauchen noch andere Informationen von mir. Da versuche ich dann natürlich dabei zu sein."#w1#

Sutil sieht Fortschritte bei MF1 Racing

Frage: "Du warst gestern Fünfter und Siebenter. Hat es da von der Mannschaft dickes Lob gegeben?"
Sutil: "Ja, wir waren wirklich sehr zufrieden. Die Renningenieure waren sehr zufrieden mit meiner Arbeit und ich war sehr zufrieden mit dem Auto. Es ging ziemlich gut. Die Strecke liegt mir und dem Auto. In den vergangenen Rennen wurde es immer stetig besser. Natürlich fehlt nach vorne noch etwas, aber in kleinen Schritten kommen wir immer näher."

"Man muss immer das Beste geben und man fährt immer am Limit." Adrian Sutil

Frage: "Du musst als Freitagsfahrer einerseits für dich selbst Werbung machen, indem du eine gute Zeit fährst, und andererseits gut für das Team arbeiten. Wie schwierig ist es, da den richtigen Kompromiss zu finden?"
Sutil: "Es ist nicht so schwierig, denn man muss immer das Beste geben und man fährt immer am Limit. Man muss ja auch immer am Limit fahren, um genaue Aussagen treffen zu können. Ich setze mich einfach rein und versuche immer, das Beste zu geben."

Frage: "Aber kaputt machen darf man auch nichts..."
Sutil: "Kaputt machen darf man auch nichts, aber normalerweise sollte man mit der Erfahrung aus den niedrigeren Kategorien schon so ein Level erreichen, wo man konstant fahren kann."

Frage: "Was hältst du von der Strecke in Magny-Cours und was sind hier die Schlüsselstellen?"
Sutil: "Magny-Cours ist eine ziemlich schnelle Strecke. Es hat auch einige Spitzkehren drin, aber es gibt auch einige schnelle Schikanen, wo das Auto sehr stabil sein muss und in denen das Limit sehr eng wird. Da ist die Grenze zum Abfliegen sehr gering, und das ist die Hauptcharakteristik hier. Man muss in den Schikanen sehr stark pushen und ein großes Herz haben."

Frage: "Am Freitag gab es in der Nürburgring-Schikane zwei Unfälle. War das ein dummer Zufall oder liegt das an der Passage dort?"
Sutil: "Ich würde sagen, es liegt schon an der Ecke dort. Es gibt zwei schnelle Schikanen, die beide sehr kritisch sind, denn man fährt über die Curbs, das Auto wird sehr unruhig - und am Eingang dort muss man das Auto extrem aggressiv einlenken, um eine gute Linie zu erwischen. Dieser Bereich ist sehr schmal, und wenn man den überschreitet, kann man das Auto nicht mehr abfangen. Dann fliegt man eben ab."

Hitze könnte Fahrern Schwierigkeiten machen

Frage: "Wir haben hier ständig Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Könnte das über das Wochenende gesehen zu einem Problem werden?"
Sutil: "Ich denke schon, dass es sehr, sehr anstrengend wird, hier die Grand-Prix-Distanz von 70 Runden durchzuhalten, aber eigentlich sind alle Fahrer sehr fit, so dass es eigentlich keine großen Probleme geben sollte. Allerdings sieht man immer wieder ein paar Fahrer, die bei extremen Temperaturen gegen Ende des Rennens Probleme bekommen, weil sie zu wenig Wasser haben oder ähnliches. Einfach wird es jedenfalls nicht."

"Der Titel ist erst sicher, wenn es auch mit den Punkten sicher ist." Adrian Sutil

Frage: "Du fährst ja dieses Jahr in der Japanischen Formel 3 und führst die Meisterschaft überlegen an. Ist der Titel schon sicher?"
Sutil: "Der Titel ist erst sicher, wenn es auch mit den Punkten sicher ist, sage ich immer, aber es sieht schon wirklich sehr gut aus. Das Team ist ein Superteam, das einen tollen Job macht. Ich fahre im Rennen sehr konstant, mache keine Fehler, bin immer schnell. Es sollte nichts dagegen sprechen, dass ich den Titel auch gewinne, aber wie gesagt: Hundertprozentig kann man sich darauf nie verlassen, denn im Motorsport weiß man nie, was alles passieren kann."

Frage: "Wie sieht dein weiterer Formel-1-Fahrplan aus? Werden wir dich als Freitagsfahrer noch einmal sehen in dieser Saison?"
Sutil: "Ich hoffe es. Ich gebe alles und werde auch Colin Kolles ordentlich auf die Nerven gehen, dass er mich noch mal reinsetzt. Es sind noch einige Grands Prix frei. Die werden wahrscheinlich eher am Ende kommen - China, Japan, Brasilien -, aber das ist für mich sowieso die beste Zeit. Da werde ich alles probieren."