• 07.06.2008 03:38

  • von Dieter Rencken

Sutil: "Setup ist nebensächlich geworden"

Adrian Sutil über den ersten Tag in Montréal, eine Panne mit der Druckluft und seine Meinung zu den Reifenwärmern, deren Verbot er kaum erwarten kann

(Motorsport-Total.com) - In Monaco war Adrian Sutil bis zu seiner Kollision mit Kimi Räikkönen der Held des Rennens, doch an diesem Wochenende in Kanada wird es für ihn wesentlich schwieriger, sich in Szene setzen. Nach dem Trainingsauftakt am Freitag zeigte er sich im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' dennoch zuversichtlich - und er äußerte eine Meinung zum Thema Reifenwärmer, die ganz und gar nicht dem Tenor der restlichen Piloten entspricht...

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Sutil hofft, dass er den Schwung von Monaco nach Kanada mitnehmen kann

Frage: "Adrian, wie viel Schwung von Monte Carlo konntest du hier ins Training in Montréal mitnehmen?"
Adrian Sutil: "Ein bisschen auf jeden Fall. Es ist eigentlich ganz gut gelaufen heute. Wir hatten die normalen Probleme mit den Reifen, denn die Strecke war sehr rutschig, wie man es bei einem Stadtkurs nicht anders gewohnt ist. Kleine Probleme treten da immer auf, aber letztendlich stehen wir da, wo wir stehen sollten. Das ist ganz gut."#w1#

Optimismus hält sich in Grenzen

Frage: "Kannst du schon etwas zu den Strategien und Zielen für Sonntag verraten - mal abgesehen vom Wetter?"
Sutil: "Schwer. Ich denke, wir werden auf dieser Strecke nicht großartig eine Chance haben, aber es geht immer was. Ein, zwei Positionen können wir machen, aber ich denke, es wird schon bei den letzten zwei Reihen bleiben."

Frage: "Hat dir deine - leider unbelohnte - Nummer von Monte Carlo ein bisschen Renommee gebracht, ein wenig Anerkennung, oder ist das in diesem schnelllebigen Geschäft Formel 1 schon wieder abgehakt?"
Sutil: "Das bleibt schon lange in Erinnerung - das war ja auch letztes Jahr mit der Regenbestzeit so. Das ist für mich selbst eine gute Erinnerung - das pusht mich und motiviert mich. Es haben aber natürlich auch alle Teamchefs gesehen. Das hilft einem schon weiter, denn es ist eine gute Empfehlung für die Zukunft."

Frage: "Eine Besonderheit hier in Montréal sind die Kerbs. Wie muss man die am besten nehmen?"
Sutil: "Voll drüber, alles was geht! Das ist das Schwierige, denn man kann leicht mal einen Fehler machen, indem man zu hart drüberfährt oder sie nicht genug mitnimmt. Das kostet alles Zeit, denn dann stimmt der Ausgang nicht und man klebt schnell mal in der Mauer. Das ist die Kunst einer perfekten Runde hier. Extrem schwierig."

"Das ist das Schwierige, denn man kann leicht mal einen Fehler machen." Adrian Sutil

Frage: "Ein großes Stichwort ist auch das Graining der Reifen. Wie kann man das in den Griff bekommen?"
Sutil: "Genau. Das war unser Hauptproblem heute. Mal haben sie vorne gegraint, mal hinten. Jetzt hoffen wir, dass wir morgen die Mitte finden. Ich glaube, dass sich das Problem automatisch lösen wird, sollte es trocken bleiben, denn je mehr Grip auf der Strecke liegt, desto besser arbeiten die Reifen. Es ist normalerweise immer so, dass es am Freitag immer größere Probleme gibt, dass es aber am Samstag und Sonntag besser wird. Hoffen wir mal, dass die Strecke allgemein besser wird morgen."

Frage: "Am Ende der Session heute musste an deinem Auto gearbeitet werden. Was stimmte da nicht?"
Sutil: "Da ging irgendetwas mit der Druckluft nicht mehr und sie konnten meine Reifen nicht draufschrauben. Somit musste das Auto von 'Fisi' (Giancarlo Fisichella; Anm. d. Red.) erst einmal rausfahren. Dann haben sie mein Auto auf Rollen rübergeschoben. Mit dem Auto war alles in Ordnung, lediglich die Box hat nicht funktioniert. Aber es wirft einen beides ein bisschen nach hinten."

Frage: "In der Vergangenheit hat es hier immer viele Safety-Car-Phasen gegeben. Kann man die in die Strategie einplanen oder muss man sich darauf einstellen, wenn es soweit ist?"
Sutil: "Man kann riskieren und das natürlich in die Strategie einplanen. Es ist hier sehr wahrscheinlich, dass das Safety-Car rauskommt, denn wenn man wo einschlägt, dann ist es meistens am Ausgang der Schikanen - und dann steht man an der Mauer und dann muss das Safety-Car raus. Man kann es schon ein bisschen in die Strategie einplanen, aber man muss auch das Qualifying gut fahren, gerade die Top 10. Ich glaube, von denen geht jeder vom Normalfall aus."

Sutil hofft wieder auf Regen

Frage: "Es könnte am Sonntag regnen. Was hältst du davon?"
Sutil: "Dann hätten wir wieder eine gute Chance. Ob es dann so aussieht wie in Monaco, weiß man nicht. Es sind immer verschiedene Bedingungen, eine andere Strecke - aber ich glaube, dass da einiges möglich wäre. Und für uns als kleines Privatteam sollte es eigentlich besser sein im Regen."

Frage: "Dein Ausblick auf dieses Wochenende?"
Sutil: "Ich hoffe, dass wir ein gutes Rennen machen können. Durchkommen ist ganz wichtig, Rennen beenden, Kilometer sammeln. Das Wetter beeinflusst auch ein bisschen was. Sollte es regnen, dann muss man einfach zur Stelle sein und die Chance nutzen."

"Durchkommen ist ganz wichtig, Rennen beenden, Kilometer sammeln." Adrian Sutil

Frage: "In Monaco hatten wir auch ein Regenrennen. Es gab eine Geschichte, dass du eine 25-Sekunden-Strafe bekommen hättest. Ist da was dran?"
Sutil: "Ich wurde verwarnt. Das ist offiziell. Dieses Statement, dass ich eine Strafe bekommen hätte, ist jedoch ein Blödsinn."

Frage: "Du bist in den niedrigeren Kategorien ohne Reifenwärmer gefahren. Nächstes Jahr sollen diese in der Formel 1 verboten werden. Was sagst du dazu?"
Sutil: "Ich freue mich sehr darauf - und ich freue mich auch sehr auf die Slicks. Ich bin bis jetzt erst einmal mit diesen Slicks gefahren, aber das ist mir sehr entgegengekommen. Ich habe sofort in der ersten Runde gemerkt, dass ich damit sehr gut zurechtkomme. Diese Reifenprobleme und dieses Graining, das wir immer haben - das alles wird glaube ich dann nicht mehr so extrem sein."

"Ich glaube, die Änderung kommt besonders den kleinen Teams entgegen. Ferrari entwickelt mit Bridgestone ihre Reifen - und natürlich funktionieren sie für dieses Auto super. Aber für uns ist es sehr schwierig. Im Moment geht es nur um die Reifen. Das Setup ist nebensächlich geworden, denn wenn die Reifen funktionieren, dann ist man schnell."