• 18.06.2007 15:15

  • von Adrian Sutil

Sutil: Nordamerika war eine Reise wert!

Adrian Sutil berichtet in seiner aktuellen Kolumne von den Rennen in Montréal und Indianapolis und hofft auf weitere Fortschritte bei Spyker

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil kommt in der Formel 1 langsam immer besser in Schwung

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

auf Montréal habe ich mich besonders gefreut. Ich war im vergangenen Jahr als Gast in Montréal und habe damals die Stadt und auch die Strecke lieben gelernt.

Montréal ist eine wirklich beeindruckende Stadt, sehr europäisch mit sehr hübschen Frauen. Mir gefällt die Entspanntheit der Menschen dort. Alle wirken sehr relaxt. Montréal lebt das Formel-1-Wochenende, die ganze Stadt feiert von Donnerstag bis Sonntag. Überall ist das Thema Formel 1 präsent. Für mich ist Montréal eines der schönsten Formel-1-Rennen.#w1#

Konkurrenz so stark wie noch nie

Im Freien Training lief es ganz ordentlich, mit der Strecke kam ich von Anfang an gut zurecht. Wir hatten noch einiges zu probieren und haben den Freitag in erster Linie für Abstimmungsarbeiten genutzt. Samstagmorgen hatte ich mein Setup dann gefunden und es gab nur noch Kleinigkeiten, die wir fürs Qualifying änderten. Mein Ziel war es, in die zweite Runde zu kommen, leider ist uns das wieder nicht gelungen. Auch wenn der Abstand zur Spitze nur knapp über zwei Sekunden lag, ich meinen Teamkollegen hinter mir lassen konnte und wir wieder einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben, war die Enttäuschung groß.

Vor einem Jahr hätte man mit zwei Sekunden Rückstand noch im Mittelfeld um P12 gestanden. Aber die Zeiten in der Formel 1 haben sich geändert und alle sind weiter zusammengerückt.

Der Start am Sonntag war gut, ich konnte Ralf Schumacher überholen, musste ihn dann aber wieder ziehen lassen. Es macht schon riesig Spaß, wenn man mit anderen Fahrern um Positionen kämpfen kann. Ich kann es kaum erwarten, bis das neue Auto fertig ist, und hoffe wirklich darauf, dass wir dann weiter vorkommen. Leider war mein Rennen aufgrund eines Fehlers von mir vorzeitig beendet. Ich kann mir immer noch nicht erklären, warum ich das Auto an der Stelle verloren habe. Aber es gibt nichts zu diskutieren, es war mein Fehler, der mich ungemein geärgert hat, denn wer weiß, was bei dem Rennen drin gewesen wäre?

Adrian Sutil

In Kanada kam das Ende des Rennens leider anders als erwartet... Zoom

Den Unfall von Robert Kubica habe ich nicht gesehen, erst am Montag nach dem Rennen habe ich im TV gesehen, worüber alle gesprochen haben. Das war mal ein gewaltiger Einschlag und Crash. Ich bin sehr froh für Robert, dass er das unverletzt überstanden hat.

Ein Wort noch zu Lewis Hamilton, der jetzt die WM zurecht anführt. Er hat mal wieder ein super Wochenende gehabt und alles richtig gemacht. Es ist beeindruckend, wie er als Rookie die alten Hasen im Griff hat. Aber ich war von Anfang an sicher, dass er eine harte Nuss für Alonso werden wird. Schließlich war ich sein Teamkollege und habe es hautnah gespürt, wie schnell und professionell er ist.

Abhaken - und auf nach Indianapolis!

Nach dem Rennen in Montréal habe ich mir gesagt, abhaken und auf Indianapolis konzentrieren. Auch wenn es mich noch zwei bis drei Tage geärgert hat, habe ich mich mit meinem Fitnesscoach Alex in Montréal gut auf Indianapolis vorbereitet. Mittwoch sind wir dann an der Rennstrecke angekommen. Hier spürt man den Motorsport und die Tradition wirklich. Der Kurs ist schon echt etwas besonderes, wenn man sich mal die Rennsportgeschichtsbücher ansieht, wer und was hier schon gefahren ist. Donnerstag ging es wieder zu Fuß mit meinen Ingenieuren um die Strecke. Freitag habe ich beide Freien Trainings genutzt, um mich an die Strecke zu gewöhnen und um einiges am Auto auszuprobieren. Die Zeiten waren mir egal, ich wusste immer, wo ich stehe.

Samstagmorgen habe ich dann umgesetzt was ich mir vorgenommen habe, und noch ein paar Feinheiten für das Qualifying geändert. Mit meiner Zeit im Qualifying war ich eigentlich zufrieden; auch wenn es nur P21 war, konnte ich meinen Teamkollegen hinter mir lassen. Ich war auch überzeugt, dass wir im Rennen eine bessere Chance haben. Diesmal erwischte ich einen sehr guten Start, konnte mich aus allen Schwierigkeiten raushalten und war nach den ersten Runden auf Platz zwölf. Es machte mir großen Spaß, mit den anderen Jungs zu kämpfen. Wir waren in einer Gruppe mit Sato, Wurz, Davidson, Speed und Liuzzi. Ich konnte gleiche Zeiten fahren und den einen oder anderen problemlos im Schach halten. Das war zum ersten Mal ein richtiges Rennen in der Formel 1 für mich. Die Bedingungen waren schon echt hart. Es war brutal heiß und nach 70 Runden habe ich auch meinen Nacken gut gespürt. Das durchfahren der Steilkurve hat dazu beigetragen. P14 war das maximale in Indy. Jetzt gilt es, sich neue Ziele zu setzen und weiter hart zu arbeiten.

Adrian Sutil

... dafür lief es eine Woche später in Indianapolis wirklich genau nach Plan! Zoom

Ich kann es kaum noch abwarten bis wir unser B-Modell einsetzen. Ich hoffe, in Istanbul kann ich ihn zum ersten Mal fahren.

Jetzt geht es zum Test nach Silverstone, dann kommt schon Grand Prix Nummer acht in Magny-Cours. Eine Strecke, die ich aus der Formel 3 und vom vergangenen Jahr als Freitagstester in der Formel 1 kenne und die ich sehr mag, weil sie schnelle Kurven und Schikanen hat.

Adrian Sutil