• 07.03.2013 11:53

Sutil: Makel beseitigen, eines Tages Weltmeister werden

Bei Force India will der Deutsche seine Comeback-Chance nutzen und die Formel-1-Welt sportlich, aber auch menschlich von sich überzeugen

(Motorsport-Total.com/SID) - Adrian Sutil ist ein Freund der forschen Töne. Der begnadete Pianist mit den ausgezeichneten Manieren hält im Cockpit nichts von vornehmer Zurückhaltung. "Ich will nicht einfach bei jedem Rennen in die Punkte fahren und Fünfter oder Sechster werden, ich will aufs Siegerpodest", sagt der 30-Jährige nach seiner Rückkehr zu Force India: "Im Grunde unterscheidet sich mein Ziel nicht von dem jedes Grand-Prix-Rennfahrers - ich will gewinnen und eines Tages Weltmeister werden. Davon sind wir beseelt."

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil hat mit seinem neuen Arbeitsgerät Großes vor Zoom

Ein Jahr war er weg aus der Formel 1, seine Karriere schien schon beendet, und seinen Job hat er auch erst in so ziemlich letzter Sekunde bekommen - aber Sutil meint es durchaus ernst mit seinen Ambitionen. "Es ist wichtig, sich hohe Ziele zu stecken", sagt der Gräfelfinger. Seine zweite Chance ist wohl auch seine letzte - und die will er mit aller Macht nutzen. Sutils Rückkehr in die Elite des Motorsports ist durchaus spektakulär, nicht nur wegen der dramatischen Vergabe seines Cockpits.

Zweite Chance verdient

Sutil ist vorbestraft. Im Januar 2012 wurde der Gräfelfinger wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro und 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. "Jeder macht in seinem Leben Fehler", erklärt Sutil und will nicht mit einem Makel leben. "Ich hoffe, dass die Menschen diese fünf Sekunden von Schanghai nicht so bewerten, dass sie mein Wesen widerspiegeln. Sie sollen nicht für die Ewigkeit sein. Ich möchte mein Leben in den Griff kriegen."

Im April 2011 hatte Sutil nach dem Rennen in China mit seinem ehemaligen Kumpel Lewis Hamilton in einer Nobeldisco gefeiert. Es kam zu einem Handgemenge, in dem er Eric Lux, Teilhaber des Renault-Teams (heute Lotus), mit einem Champagnerglas am Hals verletzte. Später bat Sutil Lux um Entschuldigung, der Luxemburger nahm an. "Jeder hat im Leben eine zweite Chance verdient", sagt Sutil. Im Fahrerlager gab es wegen seiner Vergangenheit viele Vorbehalte gegen das Comeback.

"Reifer, entspannter, hungriger"

Doch Sutil gibt sich geläutert. Gemeinsam mit seiner Freundin Jennifer hat er die schwierigste Phase seines Lebens gemeistert. Nach einem Jahr Auszeit ist er zurück bei Force India. Im Team des schillernden Besitzers Vijay Mallya tritt er die Nachfolge seines eigenen Nachfolgers Nico Hülkenberg an, der zu Sauber gewechselt ist. Sutil will zurück in die Zukunft, die Dämonen der Vergangenheit abschütteln. In der Formel 1 gibt es viele Fahrer mit weniger Talent, als es der Sohn eines Bratschisten besitzt.


Fotos: Adrian Sutil, Testfahrten in Barcelona


"Ich fühle mich reifer, entspannter, noch hungriger", so Sutil vor dem Saisonauftakt. Die Auszeit habe ihn, der in seiner Kindheit eigentlich Pianist werden wollte, schlicht besser gemacht. "Wenn man den Glauben an sich selber behält und nicht aufgibt, dann wird man auch belohnt", meint Sutil, der bisher in 90 Formel-1-Rennen dabei war - für einen ganz großen Erfolg oder ein Podium hat es noch nicht gereicht. Das soll sich jetzt ändern: "Ich will der Welt beweisen, dass ich diese zweite Chance verdient habe."