• 13.07.2009 18:40

Sutil: Lieber Racing als übertriebene Vorsicht

Adrian Sutil verteidigt seine Fahrweise an der Boxenausfahrt des Nürburgrings: Nur die Position verteidigt - Wird "der Job" jetzt in Ungarn erledigt?

(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil hatte bei seinem Heim-Grand-Prix auf dem Nürburgring ein sensationelles Wochenende: Er konnte sich Startplatz sieben sichern und lag im Rennen zwischenzeitlich sogar auf dem zweiten Platz - bis zu seinem ersten Boxenstopp. Sein Rennen war allerdings gelaufen, als er nach der Boxenausfahrt mit Kimi Räikkönen kollidierte. Sutil musste einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen, um sich eine neue Nase zu holen. Der möglich Platz in den Punkten war dahin. Sutils Fazit fällt dennoch positiv aus.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil war im Rennen am Nürburgring teilweise einfach nur glücklich

Frage: "Du hast einen tollen Job gemacht und Startplatz sieben geholt. Wie lief das Qualifying für dich?"
Adrian Sutil: "Es war für uns eine großartige Session. Am Ende war ich sicher einer der glücklichsten Jungs der Formel 1. Es war mein bisher bester Startplatz in der Formel 1. Das Wetter war sehr tückisch, aber wir haben zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen, auch wenn es sehr schwierig war, weil wir viel kommunizieren mussten. Wir haben es riskiert, in Q2 Slicks aufzuziehen, aber es lief sehr gut und ich konnte eine schnelle Runde hinlegen, bevor der Regen kam. Dadurch schaffte ich es in Q3. Auch dort konnte ich noch um Plätze kämpfen, ich habe mich in Q3 nicht mit Platz zehn begnügt. Selbst mit dem Benzin an Bord lief Q3 wirklich gut und wir wurden Siebte."#w1#

Frage: "Was hast du gedacht als du erfahren hast, dass du im Qualifying schwerer unterwegs warst als die beiden Ferrari hinter dir?"
Sutil: "Das war für alle sehr befriedigend - als ich die Benzinmengen gesehen habe, war mir klar, dass wir in Q3 das schwerste Auto hatten. Das war für uns wie eine Pole Position. Es war etwas überraschend, aber wir haben an dem Tag einen wirklich guten Job gemacht."

"Nach drei Runden konnte ich dann richtig angreifen." Adrian Sutil

Frage: "Wie lief der Start ins Rennen?"
Sutil: "Mein Start war okay. Ich war auf dem härteren Reifen unterwegs und der Start war deshalb etwas schwieriger, weil es nicht so viel Grip gab. Auch die KERS-Autos vor und hinter mir haben uns ein paar Sorgen gemacht, aber ich konnte meine Position mehr oder weniger halten. Ich habe versucht, bis zur ersten Kurve Gas zu geben, meine Position zu verteidigen und nicht zu viel an Boden zu verlieren. Das hat gut geklappt, nach der ersten Runde war ich Achter. Nach drei Runden konnte ich dann richtig angreifen, da die Reifen warm waren und das Auto wieder die richtige Balance hatte."

Frage: "Wie war dein erster Stint?"
Sutil: "Der war nicht so schlecht, aber ich wusste, dass es schwer wird, die Ferrari hinter mir zu halten. Denn sie waren auf weichen Reifen unterwegs und hatten KERS. Aber angesichts dessen hatte ich einen wirklich tollen Start ins Rennen. Ich konnte mit den Autos vorn mithalten, war aber nicht zu dicht dran, um Downforce zu verlieren. Im ersten Stint war ich lange Zeit direkt hinter Kimi. Und dann war ich sogar Zweiter, nicht weit weg von Rubens Barrichello, der das Rennen zu diesem Zeitpunkt angeführt hat."

Erster Stopp: Erst Euphorie, dann Kollision

Frage: "Wie hat es sich angefühlt, auf P2 liegend zum ersten Boxenstopp zu kommen?"
Sutil: "Das war die beste Position, die ich in der Formel 1 je hatte und es hat sich wirklich gut angefühlt! Das hat mich glücklich gemacht und schien dem Auto noch mehr Power zu geben. Ich habe es sehr genossen."

Frage: "Als du aus der Box kamst, hast du Felipe Massa vorbeifahren sehen. Wusstest du, dass Kimi auch da ist?"
Sutil: "Ich wusste es, weil mein Ingenieur Brad mir sagte, dass ich auf die weiße Linie aufpassen soll und dass er kommen wird, wenn ich aus der Boxengasse fahre. Ich bin zuerst in die Kurve gefahren. Kimi hat es von außen probiert, was okay war. Aber da war viel mehr Platz - er hätte zur Seite fahren können, denn ich war auf neuen Reifen und es war wirklich sehr rutschig. Ich hätte keine verrückten Lenkmanöver machen können, denn dann hätte ich die Kontrolle über mein Auto verloren."

"Ich hätte ihn vorbeiwinken und sagen können: 'Komm schon, überhol mich bitte!' Aber man muss seine Position verteidigen." Adrian Sutil

"Wenn man sich meine Onboard-Aufnahmen anschaut, dann sieht man, dass ich die Kurve normal angefahren bin. Ich habe versucht, zu pushen, um gut aus der Kurve herauszukommen. Aber als ich am Bremspunkt war, hatte ich nicht mehr viele Möglichkeiten, weil ich schon innen war. Wenn ich nicht versucht hätte, aus der Kurve herauszubeschleunigen, dann wäre kein Racing mehr. Ich hätte ihn vorbeiwinken und sagen können: 'Komm schon, überhol mich bitte!' Aber man muss seine Position verteidigen."

Frage: "Hast du mit Kimi gesprochen?"
Sutil: "Wir haben darüber gesprochen und es sind sich alle einig, dass es ein normaler Rennunfall war. Es war schade, denn zu diesem Zeitpunkt war ich direkt hinter Massa, der am Ende Dritter wurde. Natürlich können sich manche Fahrer in der zweiten Rennhälfte steigern, deshalb denke ich, dass Platz sieben oder acht drin gewesen wäre. Punkte wäre definitiv möglich gewesen."

Ermutigende Fortschritte

"Ich denke, dass wir uns in den nächsten Rennen einiges erwarten können." Adrian Sutil

Frage: "Du hast schon im Regen starke Leistungen gezeigt. Denkst du, dass du jetzt bewiesen hast, dass du es auch im Trockenen mit diesen Jungs aufnehmen kannst?"
Sutil: "Ich hoffe es. Jeder weiß, dass ich im Nassen schon gute Rennen hatte, aber es war an der Zeit, dass es auch im Trockenen so ist. Dazu braucht man natürlich auch ein wirklich gutes Auto. Und wir haben mit dem Auto einen großen Schritt nach vorn gemacht. Das hat mir geholfen, eine guet Performance zu zeigen. Ich freue mich einfach für alle. Jetzt brauchen wir den richtigen Schub, aber das Team weiß, dass es in die richtige Richtung geht und die Jungs im Windkanal leisten alle wirklich gute Arbeit. Ich denke, dass wir uns in den nächsten Rennen einiges erwarten können."

Frage: "Was denkst du über Ungarn? Wird die Strecke dem Auto liegen?"
Sutil: "Es gibt eigentlich keine Strecke, auf der wir besonders gut oder schlecht sind. Es gibt vielleicht manche Strecken, auf denen wir ein bisschen besser sind als auf anderen, aber unsere Performance ist recht konstant. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Kurs uns liegen wird. Aber er ist ähnlich wie Monaco und in Monaco hatten wir ein gutes Ergebnis - also wer weiß? Ich würde den Job dort liebend gern zu Ende bringen."