• 23.06.2013 17:26

  • von Christian Schrader

Sutil: "Ich brauche den Rennsport, um zufrieden zu sein"

Nach der Zwangspause 2012 blickt Adrian Sutil auf die Zeit zurück, betrachtet die aktuelle Situation und erklärt, warum er bei sich noch "viel Potenzial" sieht

(Motorsport-Total.com) - Schaut man nur auf die Punkteausbeute, dann ist bei Force-India-Pilot Adrian Sutil deutliches Steigerungspotential vorhanden, obwohl der Speed da ist. Mit aktuell 17 Zählern hat der Deutsche genau die Hälfte der Punkte seines Teamkollegen Paul di Resta eingefahren und liegt auf Rang elf der Fahrerwertung.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Mit der Punkteausbeute unzufrieden, aber von seinem Boliden überzeugt: Adrian Sutil Zoom

Trotzdem: Man sollte bedenken, dass der 30-Jährige nach der Disco-Auseinandersetzung mit Renault-Teilhaber Eric Lux im vergangenen Jahr eine Zwangspause einlegen musste. Für den Mann aus Starnberg war die Pause eine schwierige, aber dennoch lehrreiche Erfahrung, wie er betont, weil er selektieren konnte, was ihm wichtig ist und wie seine Ziele lauten.

Als beste Platzierung in dieser Saison steht für Sutil ein fünfter Platz in Monaco zu Buche. Ansonsten hatte der Force-India-Pilot nicht gerade das Glück für sich gepachtet. Als Pech würde er es aber nicht ansehen: "Ich habe zu wenig Punkte", analysiert Sutil kurz und knapp gegenüber dem 'Express'. "Das Auto ist viel schneller als es die Punktebilanz aussagt. Es waren verschiedene Probleme, technische Defekte und Unfälle. Es wäre schlimmer, wenn mir immer das Gleiche passiert wäre", fügt er hinzu und ist sich sicher: "Wenn wir nicht aufgeben, und das tun wir nicht, werden wir bald die Resultate einfahren, für die das Auto gemacht ist und die wir verdienen."

Sutil verteidigt seine Mechaniker

"Vielleicht dauert es noch zwei Jahre bis zu meinem ersten Sieg. Aber ich werde nicht aufgeben." Adrian Sutil

"Sowas wie in China und Montreal, wo mir Leute ins Auto fahren, passiert, weil wir 22 Autos am Start haben", fährt Sutil fort. "Da fängt das Problem an. Das liegt außerhalb meiner Kontrolle." Auch den Mechanikern klebte das Glück nicht gerade an den Handschuhen.

Sutil verteidigt aber seine Truppe nach den misslungenen Boxenstopps in Malaysia und Barcelona: "Es gab zwei unterschiedliche Probleme mit den Radmuttern. Und wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Man muss sie verstehen und beheben, erst dann hat man Erfolg", so Sutil, der bisher noch keinen Triumph in der Königsklasse des Motorsports feiern konnte. "Vielleicht dauert es noch zwei Jahre bis zu meinem ersten Sieg. Aber ich werde nicht aufgeben", gibt er sich kämpferisch.

"Ich sehe bei mir noch sehr viel Potenzial, ich bin noch nicht am Ende meiner Lernkurve." Adrian Sutil

Bis es soweit ist, möchte Sutil weiter hart an sich arbeiten. "Ich kann mich überall noch verbessern", gibt er zu Protokoll. "Man lernt ja nie aus. Wenn man 80 ist, dann hat man wahrscheinlich die mentale Stärke, die man als 20- oder 30-Jähriger im Rennauto bräuchte. Ich sehe bei mir noch sehr viel Potenzial, ich bin noch nicht am Ende meiner Lernkurve", ist sich Sutil sicher. Er weiß aber auch: "Kein Mensch ist vollkommen. Das macht die Formel 1 so interessant."

Motorsport für die Zufriedenheit

Nach der Zwangspause im vergangenen Jahr und der Freiheitstrafe wegen Körperverletzung ist Sutil zurück im Formel-1-Zirkus. Die Freundschaft mit Lewis Hamilton ist durch den Vorfall zerbrochen. Immerhin suchte der Brite beim Grand Prix im Fürstentum das Gespräch, wie Sutil berichtet: "Er hat in Monaco gesagt, dass er gerne wieder ein vernünftiges Verhältnis hätte, aber seitdem ist er noch nicht zu mir gekommen. Wenn er das macht, werden wir besprechen, was es zu besprechen gibt", sagt er und betont in dem Zusammenhang: "Aber das sollte privat bleiben."


Fotos: Adrian Sutil, Großer Preis von Kanada


Neid und Missgunst nach seiner Rückkehr sieht der Deutsche eher weniger: "Es gibt sicherlich die, die einen mehr schätzen als andere. Grundsätzlich habe ich keine Probleme mit anderen Fahrern und Menschen im Fahrerlager. Ich habe kein Problem damit, wenn mir einer sagt: Ich mag dich nicht. Dann ist er wenigstens ehrlich. Ich möchte niemanden um mich herum haben, der mir sagt: Du bist toll, und es ist gelogen. Ich bevorzuge Menschen, die ehrlich zu mir sind."

"Ich brauche den Rennsport, um zufrieden zu sein." Adrian Sutil

Angesprochen auf sein Lebensziel sagt Sutil: "Am Ende bin ich auf der Suche nach Glück, in dem Sinne von Zufriedenheit. Das ist mein Ziel. Ich brauche den Rennsport, um zufrieden zu sein. Es macht mich glücklich, mich mit anderen zu messen, weil ich den Wettbewerb liebe. Ich liebe Autos, darin kann ich meine Leidenschaft ausleben. Ich möchte der Beste sein und hoffe, ich erreiche das. Das würde mir ein Glücksgefühl bescheren, aber das wird nicht lange andauern." Er plant nach eigenen Aussagen, den Rennsport "noch fünf oder vielleicht zehn Jahre" zu betreiben. "Danach werde ich mir wieder was anderes suchen, was mir Zufriedenheit beschert", berichtet Sutil.

Rendezvouz bei Stefan Raab

Das Jahr ohne Motorsport war für Sutil schwierig und lehrreich zugleich: "Da saß ich zu Hause, hatte viel Zeit und war unglücklicher, als wenn ich richtig Stress hätte im Rennsport. Ich fühlte mich so ungebraucht. Das ging nicht. Da habe ich mir versucht, neue Ziele zu stecken und gesehen, dass es andere Dinge gibt als Formel 1. Das hat mir geholfen."

Auch seine Freundin Jennifer habe ihm in der Zeit sehr geholfen, berichtet Sutil. Kennengelernt haben sich die beiden übrigens 2007, als Sutil bei Stefan Raab in dessen Sendung zu Gast war und sie sich um die Gästebetreuung kümmerte. Damals war er ein Rookie, vielleicht stattet er dem Entertainer ja bald als frischgebackener Grand-Prix-Sieger einen Besuch ab.