• 07.03.2009 11:10

Sutil: "Eine wichtige Saison für mich"

Adrian Sutil im Interview über die ersten Eidnrücke mit dem neuen Force-India-Mercedes und die Aussichten für die neue Saison

(Motorsport-Total.com) - Bei Force India fährt man nicht mehr Ferrari, sondern ab sofort Mercedes. Das klingt dekadenter als es ist. Im Rahmen eines spektakulären Technikdeals hat sich die indische Mannschaft ab 2009 Motoren, Getriebe und KERS von McLaren-Mercedes gesichert und spart nach Aussage von Teamchef Vijay Mallya dabei auch noch Geld. Gleichzeitig steigen die Hoffnungen auf einen Sprung ins Formel-1-Mittelfeld. Wie der deutsche Pilot Adrian Sutil die Aussichten einschätzt, erklärte der Gräfelfinger im Interview.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil, Silverstone

Adrian Sutil will mit dem VJM02 endlich weiter nach vorne kommen

Frage: "Adrian, du musstest lange auf den neuen VJM02 warten. Wie fühlt er sich an?"
Adrian Sutil: "Ich bin recht glücklich, weil ich in Jerez einige Sachen testen konnte. Wir hatten zu Anfang kleinere Probleme mit dem Auto, aber das haben wir in den Griff bekommen. Anschließend konnten wir gute Runs hinlegen. Es war das erste Mal mit dem Neuwagen auf der Strecke, daher können wir noch nicht alles verstehen. Der Gesamteindruck war aber definitiv sehr gut."#w1#

Frage: "Ihr hattet schon in der Vergangenenheit ein starkes Triebwerk, aber jetzt fahrt ihr mit einem Mercedes-Motor und einem Mercedes-Getriebe. Wie viel versprichst du dir davon?"
Sutil: "Ich denke, diese Kooperation war das Beste am ganzen Winter. Das ist ein toller Deal und verspricht uns eine positive Zukunft. Das ist ein Weltmeisterteam, von welchem wir lernen können. Wir können uns jetzt auf andere Bereiche und Themen konzentrieren und die Leistung steigern, zum Beispiel bei der Entwicklung der Aerodynamik."

KERS kommt erst später zum Einsatz

Frage: "Fühlt sich dieses Getriebe besser an, oder einfach nur anders?"
Sutil: "Es ist ähnlich. Unser Getriebe war auch im vergangenen Jahr gut. Es wird leistungsmäßig kein großer Unterschied sein, aber im Bereich Zuverlässigkeit sollte das McLaren-Bauteil deutlich besser sein."

Giancarlo Fisichella, Jerez, Circuit de Jerez

Giancarlo Fisichella wird auch 2009 Suteil Teamkollege bleiben Zoom

Frage: "Hast du KERS schon ausprobiert?"
Sutil: "Nein. Wir werden das System in den ersten Rennen nicht einsetzen, also testeten wir es in Jerez auch nicht. Wir haben uns auf die wichtigsten Dinge konzentriert. Es ist kein wirklicher Nachteil, wenn man in den ersten Rennen kein KERS hat. Wir haben einige Teams gesehen, die mit ihren Systemen Probleme hatten. Wir wissen, was wir haben und fahren eben ohne KERS. Es könnte sonst Zuverlässigkeitsprobleme geben, wenn du es nutzt und die Probleme nicht verstehst."

Frage: "Hast du den verstellbaren Frontflügel schon getestet?"
Sutil: "Nein, bisher nicht. Wir sind ja erst ganz am Anfang. Wir haben die neuen Funktionen noch nicht ausprobiert, werden das aber in Barcelona tun. Das ist keine so große Sache, letztlich geht es nur darum, zwei Mal pro Runde auf einen Knopf zu drücken."

Frage: "Wir das eine Interesse Sache zum spielen?"
Sutil: "So wird es sein. Ich glaube, es ist sinnvoll, so etwas im Rennen zu haben. Manchmal musst du deinen Frontflügel eben verstellen. Normalerweise passiert das in der Boxengasse bei einem Stopp. Jetzt kann man das direkt auf der Strecke erledigen. Das ist natürlich viel besser, und es spart Zeit beim Boxenstopp."

Graining bisher ein großes Problem

Frage: "Wie findet du die Slicks?"
Sutil: "Das Auto fühlt sich insgesamt ganz anders an. Die Aerodynamik ist anders und die Slicks kommen noch dazu. Wir haben viel mehr Grip an der Vorderachse, was mich sehr freut. Es gibt viel weniger Untersteuern als im vergangenen Jahr, was fast die ganze Zeit mein Hauptproblem war. Deswegen hatte ich beim ersten Test gleich ein gutes Gefühl. Das war eines der Themen, wo ich mir für dieses Jahr eine Lösung erhofft hatte. Und so ist es gekommen."

Slicks

Die Bridgestone-Reifen haben bei den Tests einige Fragen aufgeworfen Zoom

Frage: "Es gab in Jerez Probleme mit Graining an den Reifen. Wie schlimm war das?"
Sutil: "Das war schon ein recht großes Problem. Ich hatte eigentlich wenig Probleme mit den Reifen erwartet. Aber jetzt haben wir an den Hinterreifen dermaßen starkes Graining, sodass es vom Handling her sehr schwierig ist. Wir brauchen Zeit und außerdem glaube ich, dass die Streckenbedingungen für diese Mischungen auch nicht optimal waren. Auch im vergangenen Winter hatten wir Probleme mit den Reifen. Aber sobald wir beim ersten Rennen waren, waren diese Probleme vorbei."

Frage: "Konntest du ein paar Runden im Regen fahren?"
Sutil: "Nein, bislang war ich nicht im Nassen unterwegs. Ich hatte das Glück, dass ich zwei trockene Tage erwischte. Giancarlo ist etwas im Regen gefahren. Das war auch ganz gut."

Frage: "Du hattest im Winter zwei Monate Pause. Was hast du gemacht?"
Sutil: "Ich war längere Zeit zuhause. Es war einfach schön, mal über mehrere Wochen an ein und demselben Ort zu bleiben. Ich habe mich mit Freunden getroffen. Dann habe ich früh mit dem Training begonnen, denn ich wollte ein paar Pfunde loswerden."

Frage: "Du bist einer der größeren Fahrer. Ist das ein Problem?"
Sutil: "Ja, ist es. Ich konnte kaum etwas abnehmen. Ein bisschen habe ich herunter bekommen und ich bin froh darüber. Das war nicht allzu schlimm. Über Weihnachten isst man in der Regel etwas mehr. Daher habe ich mit meinem Training vorsichtshalber schon vor Weihnachten begonnen."

Gelingt der Sprung ins Mittefeld?

Frage: "Es wird dein drittes Jahr im Team. Wie wichtig wird für dich dieses Jahr?"
Sutil: "Jedes Jahr ist wichtig. Jetzt habe ich aber vielleicht die Chance auf gute Ergebnisse und kann vielleicht mein ganzes Potenzial zeigen. Es wird eine der wichtigsten Saisons meiner Karriere, weil ich was zeigen will und bestens vorbereitet bin. Ich versuche mich ständig zu verbessern. Wenn das Auto schnell ist, dann wird die Saison sehr wichtig, weil dann kann ich was beweisen."

"Wenn das Auto schnell ist, dann wird die Saison sehr wichtig." Adrian Sutil

Frage: "Du machst einen sehr optimistischen Eindruck. Glaubst du, dass das Team einen ausreichend großen Schritt gemacht hat?"
Sutil: "Alles ist möglich. Ich weiß nur, dass das Feld eng beisammen ist, enger als im vergangenen Jahr. Wenn in Melbourne alle Autos eng beisammen liegen, dann ist die Chance größer, dass man sich mal aus der letzten Reihe löst. Im vergangenen Jahr hatten wir immer eine halbe Sekunde Rückstand, manchmal sogar eine ganze Sekunde. Selbst wenn andere im Qualifying mal Probleme hatten, waren wir immer noch ganz hinten. Jetzt schielen wir eher auf das Mittelfeld. Das ist unser Ziel. Lasst uns mal in Melbourne schauen. Bei den Tests kann man so etwas meist kaum vorhersagen."

Frage: "Geht es in den ersten Rennen hauptsächlich darum, ins Ziel zu kommen und vielleicht Punkte zu ergattern?"
Sutil: "Ich denke schon. Zuverlässigkeit wird zum Saisonstart zu einem wichtigen Faktor. Das haben wir auch im vergangenen Jahr gesehen. Wir haben einige Chancen ausgelassen, weil wir Probleme mit der Zuverlässigkeit hatten, vor allem in Melbourne. Es gab recht viele Zwischenfälle. Auch in diesem Jahr könnte es wieder etwas chaotisch werden. Hoffentlich wird unser Wagen zuverlässig sein und wir kommen bei den meisten Rennen ins Ziel."

Frage: "Erwartest du viele Stopps nach der ersten Runde, weil sich Leute neue Fahrzeugnasen abholen müssen?"
Sutil: "Ja, absolut! Das kann wirklich chaotisch werden. Der Frontflügel ist richtig groß und wir müssen uns alle noch etwas daran gewöhnen, wenn wir im Zweikampf sehr eng beieinander fahren. Das ist schon ein deutlicher Unterschied."